Rezension | 30 Tage Dunkelheit von Jenny Lund Madsen
Titel: 30 Tage Dunkelheit | Originaltitel: Tredive dages morke | Autor*in: Jenny Lund Madsen | Übersetzer*in: Julia Gschwilm | Verlag: Tropen | Erscheinungsdatum: 18.03.2023 | Seitenzahl: 400
Die Krimi-Entdeckung aus Dänemark
Ein kleines isländisches Dorf. Eine Schriftstellerin auf der Suche nach Inspiration. Ein ungelöster Todesfall. Als die dänische Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix in die Einöde Islands reist, um dort einen Kriminalroman zu schreiben, holen sie ihre Recherchen ein. Kurz nach ihrer Ankunft wird eine Leiche gefunden. Das Dorf schweigt. Und Hannah muss feststellen, dass die Realität sich mehr und mehr selbst schreibt.
»Jeder Idiot kann in einem Monat einen Krimi schreiben!«, schimpft die renommierte, aber leider auch ziemlich erfolglose Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix vor laufender Kamera. Nun muss sie, um ihren Ruf zu retten, in einem Monat einen Krimi abliefern. Kurzentschlossen wird sie von ihrem Lektor in die winterliche Einöde Islands geschickt – die perfekte Kulisse für das Projekt, wie ihm scheint. Doch als der Neffe von Hannahs Gastgeberin unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden wird, wird die Fiktion plötzlich Realität.
War es Mord?
Je tiefer Hannah gräbt, desto deutlicher wird ihr zu verstehen gegeben, dass sie sich raushalten soll. Und bald steht nicht mehr nur Hannahs Karriere auf dem Spiel.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
So wäre mir das Buch wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, doch eine Mail vom Verlag und mein Interesse war geweckt.
»Jeder Idiot kann in einem Monat einen Krimi schreiben!«
Hannah Krause-Bendix schreibt zwar literarisch gelobte Bücher, doch in Summe bleibt sie ziemlich erfolglos. Elitär und ziemlich arrogant schiebt sie die Schuld auf die Leser*innen, die einfach auf zu leichte Unterhaltung stehen. Ja, ihr merkt es sicherlich, super sympathosch die Frau.
Lediglich ihrem Lektor ist es zu verdanken, dass sie auf der Buchmesse mit vertreten ist, doch da geht der Stress erst richtig los. Sie ist generell unglaublich unzufrieden mit der Situation und der ausbleibenden positiven Reaktion auf ihr Auftreten und dann hört sie auch noch ihren „Erzfeind“ Jorn Jensen, erfolgreicher Krimiautor, wie er auf der Bühne gefeiert wird und das Fass läuft über. Mit der Aussage „Jeder idiot kann in einem Monat einen Krimi schreiben!“ hat sie sich selbst mehr oder weniger ins Aus katapultiert, doch auch hier versucht ihr Lektor alles zu retten und schickt sie in die winterliche Einöde Islands – na, wenn hier keine Stimmung für ein 4-Wochen-Krimi aufkommt!
Mitten in die Pampa und die gute Hannah ist alles andere als begeistert, doch die Misere hat sie sich nun eben selbst eingebrockt. Aber mit ihrer Vorstellung dürfte es ja auch nicht allzu schwer sein diesen Krimi fertig geschrieben zu bekommen, oder?
Schnell wird natürlich klar, dass auch an Hannah so einiges nagt und ihre Unzufriedenheit nicht von irgendwoher kommt. Der alten Ella gehört das Häuschen, in dem sie untergekommen ist und nach anfänglichen Startschwierigkeiten taut das Eis doch recht schnell auf.
Doch dann wird auf einmal die Leiche von Ellas Neffen gefunden und sein Tod scheint kein Unfall gewesen zu sein…
Überraschend humorvoll
Es kommt, wie es kommen muss und irgendwie steckt natürlich auch Hannah ihre Nase in den Fall, nicht zuletzt, weil sie einfach mittendrin steckt. Und auf einmal scheint sie gemeinsam mit dem Dorfpolizisten Viktor mitten in den Ermittlungen in einem Mordfall zu stecken.
Hannah zeigt immer mehr Facetten ihres Charakters und zeigt es dann doch Sympathiepunkte zu sammeln, auch wenn ihre Art und ihr Denken oftmals sämtliche Grenzen übersteigt. So sorgen sie zumindest für viel Unterhaltung und überraschend viel Humor, der sich stetig durch das Buch zieht und für eine gewisse Dynamik in der Geschichte sorgt und sie auszeichnet.
Nach und nach scheint die Grenze zwischen Wirklichkeit und Fiktion immer mehr zu verschwimmen. Was gehört noch zum Mordfall und was zu Hannahs Projekt?
Dass die Autorin eigentlich eine renommierte Drehbuchautorin Dänemarks ist verwundert hier weniger, denn aus der Geschichte ein ausgereiftes Konzept zu spinnen gelingt ihr wirklich gut. Es ist nicht unbedingt die packende Spannung, die sonst so typisch für das Krimi-Genre ist, die mich hier überzeugt hat, doch langweilig ist es auf keinen Fall und dazu noch sehr einnehmend und humorvoll – like it.
Ich bin richtig froh, dass Buch gelesen zu haben, denn Jenny Lund Madsen weiß zu unterhalten! Eine überhebliche Autorin, die sich selbstverschuldet ins Aus schießt und mitten in der winterlichen Einöde Islands landet, wo sie innerhalb von vier Wochen einen Krimi schreiben muss und sich auf einmal in einem echten Mordfall wiederfindet.
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Krimi Couch
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