Rezension | Bald sind wir wieder zu Hause von Jessica Bab Bonde & Peter Bergting
Titel: Bald sind wir wieder zu Hause | Autor: Jessica Bab Bonde | Illustrator: Peter Bergting | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 17.06.2020 | Seitenzahl: 108
Die Geschichte von sechs Kindern, die Europas Abfall in die Tyrannei erlebten
Rechtsextremismus und Antisemitismus haben in Europa wieder Fuß gefasst. Geschichten, wie die in diesem Band versammelten, erinnern uns daran, den Horror des Holocaust niemals zu vergessen. Bald sind wir wieder zu Hause schildert die Erlebnisse von sechs Überlebenden des Naziterrors auf Basis von Interviews.
Enteignet, von ihren Angehörigen getrennt und ihrer Menschenwürde beraubt, durchlebten sie die Angst und Verfolgung im Ghetto. Sie erlitten die Entmenschlichung, den Hunger und die Entkräftung in den Konzentrationslagern und waren Zeugen des industriellen Massenmordes in den Vernichtungslagern.
Ein beeindruckendes Plädoyer gegen das Vergessen.
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
So furchtbar die Thematik auch ist, denke ich, oder viel mehr genau deshalb, dass sie niemals in Vergessenheit geraten sollte. Leider sind viel zu viele Aspekte noch aktuell und eben deswegen, sollte man sich all dies immer wieder vor Augen führen.
Eindringlich
Bereits bevor ich diesen Comic aufgeschlagen habe, wusste ich, wie sehr mich diese Geschichten bewegen werden. Und natürlich ist es auch nicht anders gekommen – Jessica Bab Bonde und Peter und Peter Bergting haben Interviews mit 6 Zeitzeugen – Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emmerich und Elisabeth – geführt und jede Geschichte für sich sprechen lassen. Natürlich bilden sie am Ende das große Ganze und scheinen wie Puzzleteile zu wirken, die es uns ermöglichen einen Einblick in diese Zeit zu bekommen. Einen ganz kleinen Einblick in den Schrecken, den niemand auf dieser Welt durchleben sollte. Dennoch spricht hier jede Person für sich und beleuchtet dadurch ganz unterschiedliche Aspekte.
Die Individualität spiegelt sich auf jeden Fall auch in den geschilderten Ereignissen wieder, denn auch wenn sich manche Geschichten zu ähneln scheinen, liegt doch der Fokus immer anders. Manchmal ist es das Leben davor, dass einen besonderen Platz im Gedächtnis eingenommen hat, dann wieder die Anfangszeit, bei der sich die Veränderungen eingeschlichen haben, dann die Zeit im KZ selbst und dann ist es manchmal auch die Zeit danach. Falls es eine Zeit danach überhaupt noch gab.
Unglaublich wichtig
Bücher und Filme über den Nationalsozialismus treffen ja nicht immer auf „Anklang“. Teilweise können es manche nicht mehr sehen/hören, für andere ist es einfach zu schwere Kost. Letzteres kann ich durchaus nachempfinden, mich nehmen Zeitzeugenberichte auch immer wieder sehr mit. Nichtsdestotrotz darf man niemals die Wichtigkeit eben dieser aus den Augen verlieren. Es ist vor allem das Ausmaß, das einem so unglaublich weit entfernt erscheint, doch man darf nicht vergessen, dass wir diese Zeit noch nicht lange hinter uns gelassen haben und Teile der aktuellen Politik und Gesellschaftsstruktur genau darauf wieder zusteuern wollen.
Jessica Bab Bonde und Peter Bergting haben hier ein Gesamtpaket geschaffen, das definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient und uns immer wieder in Erinnerung rufen sollte, in welche Richtung gewisse Wege führen. Denn auch, wenn die meisten Generationen der heutigen Zeit kein Teil der Schrecken von damals waren, so sind wir dafür verantwortlich, dass so etwas niemals wieder passieren darf.
Jessica Bab Bonde und Peter Bergting zeigen in Bald sind wir wieder zu Hause die Geschichten von sechs Kindern zur Zeit des Nationalsozialismus – Schicksale, die mehr als nur bewegen, einen tief berühren und einen vor Augen führen, wie wichtig es ist diese Zeit niemals zu vergessen, sondern daraus zu lernen und für unsere heutige Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen.
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