Rezension | Betty Boob von Vero Cazot & Julie Rocheleau
Titel: Betty Boob | Autor: Véro Cazot | Illustrator: Julie Rocheleau | Verlag: Splitter | Erscheinungsdatum: 22.10.2018 | Seitenzahl: 184
Elisabeth hat Brustkrebs. Die Härte dieser Diagnose wird ihr bewusst,
als sie nach einer langen Chemotherapie nicht nur ihre Haare, sondern
auch ihre linke Brust verliert. Was sie danach durchmachen muss, ist
jedoch noch härter: Ihr Freund verlässt sie, ihr Job wird ihr gekündigt,
und dann weht ein Windstoß auch noch ihre Perücke davon. Die Jagd nach
dem Haarteil, nach ihrer Maske von Normalität, führt sie unerwartet in
ein schwimmendes Burlesque-Theater – und zu neuen Freunden und Chancen.
»Betty Boob« ist gewagt, originell und behandelt ein intimes und
schwieriges Thema auf unerwartete Weise. Denn dieser Comic zeigt,
anstatt zu erklären. Er präsentiert, anstatt zu verstecken. Er versprüht
Freude, anstatt betroffen zu sein. Und er erzählt die Geschichte einer
Frau, die viel verliert, aber noch mehr hinzugewinnt – fast ohne Worte.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Obwohl ich beim ersten Blick noch nicht annähernd begreifen konnte, was mit dieser Geschichte auf mich zukommen würde, so war mir doch schon klar, dass das hier etwas wirklich Einzigartiges ist.
Wichtige Themen & harte Schicksalsschläge
So bunt und fröhlich das Cover auch gestaltet sein mag, versteckt sich hinter dem Einband ein wichtiges Thema und jede Menge Trauer. Gleich auf den ersten Seiten durchlebt man im Schnelldurchlauf Elisabeths Schicksalsschlag – Brustkrebs. Woraufhin ihr ihre linke Brust abgenommen wird. Auch als Außenstehender mag dies bestimmt furchtbar klingen, doch die wirklichen Auswirkungen können einfach nur die Betroffenden nachempfinden. Fast ohne Worte und mit einem unglaublich einfühlsamen und aufklärendem Zeichenstil bekommt man als Leser Einblicke in das Leben von Elisabeth und was für Nachwirkungen diese Diagnose mit sich zieht.
Doch es ist nicht nur das Umfeld, das sich anmaßt drastisch in Elisabeths Leben einzugreifen, es ist vor allem ihr eigenes Selbstwertgefühl, dass darunter leidet. Doch wie sollte sie auch nicht? Unsere Gesellschaft ist so sehr auf Perfektion ausgelegt, dass es quasi schon an Unmöglichkeit grenzt, dieser nicht gerecht zu werden. Es ist ein langer und schwieriger Prozess, eine Entwicklung voller Leid, Enttäuschungen aber auch Freiheit und Selbstliebe, die die junge Protagonistin durchläuft.
Bunt, wild & voller Leben
Es ist einfach bemerkenswert, wie die beiden Künstler es geschafft haben, trotz dieser Thematik diese Geschichte so hoffnungsvoll und zeitgleich authentisch wirken zu lassen. Der Fokus liegt weniger auf den Niederschlägen und der Trauer, auch wenn diese ganz klar thematisiert werden, sondern viel mehr in der Hoffnung und der Kraft seinen eigenen Weg zu finden, sich selbst zu lieben wie man ist und glücklich zu sein.
Trotz der fast wortlosen Geschichte, könnte die Stimme hinter dieser Message nicht lauter sein. Es ist eine wilde Achterbahnfahrt voller Emotionen – an einigen Stellen ein wenig abgedreht, dann wieder unglaublich ruhig und erdend. Es fällt mir wirklich schwer die richtigen Worte für dieses Werk zu finden und ich werde mit Sicherheit bei jedem weiteren Durchblättern neue Details entdecken, die mein Herz bewegen. Ich kann nur so viel sagen: einfach jeder Mensch sollte sich diese Geschichte zu Herzen nehmen, denn es gibt unendlich viel, was wir daraus mitnehmen können – ein wahres Meisterwerk.
Nach wie vor fehlen mir fast die Worte – Vero Cazot und Julie Rocheleau haben mit Betty Boob eine einzigartige Geschichte geschaffen, die es fast ganz ohne Worte geschafft hat, mir so viel mit auf den Weg zu geben und mir unter die Haut zu gehen. Ein wahres Meisterwerk, das ich einfach jedem in die Hand drücken möchte!
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