Rezension | Bill Finger
Titel: Bill Finger – Der wahre Schöpfer des dunklen Ritters | Autor*in: Julian Voloj | Illustrator*in: Erez Zadok | Verlag: Carlsen | Erscheinungsdatum: 01.08.2023 | Seitenzahl: 144
Der vergessene Schöpfer von Batman
Manche Genies erfahren erst nach ihrem Tod die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt. So erging es auch dem Mitschöpfer von Batman: Bill Finger. Ein Mann, der fast das gesamte Universum um einen der ikonischsten Superhelden der Geschichte geschaffen hat, starb 1974 in Armut. Die Graphic Novel erzählt von Bill und seiner Begegnung mit Bob Kane, der zeitlebens als Schöpfer von Batman gefeiert wird, von seiner Arbeit, seinen Schwierigkeiten in der Comicindustrie und seinen Depressionen.
Sie erzählt aber auch davon, wie Bills Familie dessen Andenken wahrt und dafür kämpft, das Erbe eines der wichtigsten Protagonisten der Comicgeschichte zu retten. Sein Sohn versucht das Erbe des Vaters zu retten und seiner Enkelin Athena glaubt niemand, dass ihr Großvater der Mitschöpfer von Batman ist.
Zudem beginnt ab 2006 der Biograf Marc Tyler Nobleman seine Recherche über Bill Finger und bringt Licht in die Entstehungsgeschichte des Dunklen Ritters.
Genial erzählte Graphic Novel
Wie die Batman-Comics selbst nimmt die Geschichte den Charakter eines Kriminalromans an, der die tragische und wahre Geschichte hinter der Erschaffung von Batman enthüllt. Das Buch verfügt über ein Vorwort von Bill Fingers Enkelin Athena Finger und dem Historiker Marc Tyler Nobleman, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Finger 2015 posthum als Mitschöpfer anerkannt wurde.
Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Als ich diesen Comic in der Vorschau entdeckt habe, war ich gleich unglaublich neugierig, weil ich bisher versäumt hatte, mich tiefergehend mit der Thematik zu beschäftigen.
„Mein Großvater hat Batman erfunden“
Mit dieser Aussage sorgt Athena Finger, die Enkelin von Bill Finger, für ordentlich Gelächter vor ihrer Klasse, als sie etwas über ihre Großeltern erzählen soll. Denn glauben will und kann ihr das niemand, schließlich wussten doch alle, dass Bob Kane der Schöpfer des dunklen Ritters ist.
Dabei hat die junge Athena nur wiederholt ausgesprochen, was eben noch nicht offiziell anerkannt war.
Und so beginnt hier eine kleine Reise durch die Geschichte. Wir switchen noch weiter zurück zum jungen Bill Finger, der zuerst als Schuhverkäufer tätig ist, doch dann auf Bob Kane trifft und mit diesem eben wirklich Batman erfindet.
So entstand die Schöpfung von Bruce Wayne, Gotham City und all den Abenteuern, von denen zumindest ein paar jede*r kennt. Allerdings war es Bob Kane, der mit DC im Geschäft war und unter anderem Bill Finger für sich arbeiten lies. Die Entwicklung, die wir hier verfolgen können ist nicht nur ein interessanter Blick hinter die Kulissen, sondern spiegelt leider auch so manch traurige Erfahrung von vielen Comicschaffenden aus der Zeit und wahrscheinlich auch noch heute wieder.
Bereits Bills Sohn Fred, von dem er sich leider entfremdet hat, hatte vergeblich versucht das Familienandenken zu wehren, bzw. vor allem die Anerkennung und den Respekt dafür zu bekommen.
„Batman created by Bob Kane with Bill Finger“
Das Kreativteam, bestehend aus Julian Voloj Erez Zadok, beruht sich hier vor allem auf den Recherche Arbeiten von Biograf und Historiker Marc Tyler Nobleman, der sich dieser Mammutaufgabe 2006 angenommen hat. Denn die traurige Wahrheit ist nun einmal, dass Bill Finger zum einen kein langes Leben, aber vor allem auch ein einsames hatte und zum Schluss in Armut gestorben ist. So werden Interviews mit ehemaligen Kollegen, Freunden, Bekannten, sowie seinen Partnerinnen und seiner Enkelin mit eingebaut, von der bis zum Schluss niemand geahnt hat.
Für mich eine unglaublich interessante, aber auch teils sehr traurige Geschichte. Und so wichtig es nun ist, dass all dies 2015 endlich dafür gesorgt hat, dass Bill Finger als Mitschöpfer anerkannt wurde, so wäre diese Anerkennung zu Lebzeiten eben noch wichtiger gewesen.
Natürlich sammelt Bob Kane hier nicht unbedingt viele Sympathiepunkte, doch es ist eben auch keine Überraschung, dass Ghostwriter & Co. in vielen Branchen kein Geheimnis ist. Das soll solch ein Verhalten nicht moralisch entschuldigen, aber es geht auch nicht unbedingt darum, Bob Kane nun an den Pranger zu stellen. Sondern viel eher darum, Bill Finger aus der Vergessenheit zu holen und auch ihm das Andenken zu gewähren, das er sich mehr als nur verdient hat. An der einen oder anderen Stelle bin ich sogar ziemlich emotional geworden und kann nur sagen, dass ich zwar gerne noch mehr Präsenz von Bill Finger selbst in diesem Comic gehabt hätte, aber auch die überschaubaren Ressourcen sehe und trotzdem sehr beeindruckt nach dem Lesen war.
Jahrelang vergessen neben Bob Kane – der Mitschöpfer von Batman Bill Finger.
Für mich eine sehr gelungene Comicbiographie, die mich sehr bewegt hat und die ich allen nur empfehlen kann. Egal ob Fan vom Dunklen Ritter selbst oder einfach Interesse an der Grundthematik, was hinter solchen großen Schöpfungen steckt.
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Ringbote | Comic-Denkblase | Das Batman-Projekt
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