Rezension | Binti von Nnedi Okorafor | 5 Gründe zum Buch zu greifen
Titel: Binti | Originaltitel: Binti | Autor: Nnedi Okorafor | Übersetzer: Claudia Kern | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 12.09.2018 | Seitenzahl: 400
Der Nebula-Award-Gewinner endlich auf Deutsch: Die Sammlung der drei Novellen „Binti – Allein“, „Binti – Heimat“ und „Binti – Nachtmaskerade“.
Ihr Name ist Binti und sie ist die erste Himba, die jemals an der Oomza Universität, einer der besten Lehranstalten der Galaxis, angenommen wurde. Aber diese Möglichkeit wahrzunehmen bedeutet, dass sie ihren Platz innerhalb ihrer Familie aufgeben und mit Fremden zwischen den Sternen reisen muss, die weder ihre Denkweise teilen, noch ihre Bräuche respektieren.
Die Welt, deren Teil sie werden möchte, hat einen langen Krieg gegen die Medusen hinter sich und Bintis Reise zwischen den Sternen lässt sie dieser Spezies näherkommen als ihr lieb ist. Wenn Binti das Vermächtnis eines Krieges überleben will, mit dem sie nichts zu tun hatte, wird sie die Gaben ihres Volkes brauchen und die Weisheit, die sich in der Universität verbirgt – aber zuerst muss sie es bis dorthin schaffen, lebendig.
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Own Voice
Leider sind nicht viele Bücher aus diesem Bereich wirklich populär, vielleicht auch, weil es manchmal sehr einseitig vom Genre her ist. Hier wird nun aber ein grandioses Own Voice Werk verknüpft mit grandiosen Science Fiction Elementen geliefert, das ich jedem nur ans Herz legen kann. Bereits Lagune hat mir dies schon klar verdeutlicht, doch nun steht für mich ganz eindeutig fest, dass ich jedes Buch der Autorin lesen muss, nicht nur, wegen der einzigartigen Unterhalten, sondern vor allem wegen dem Mehrwert, den ich aus jeder einzelnen Geschichte von Nnedi Okorafor mitnehmen kann.
Diversity
Ich weiß, mittlerweile wirkt dieser Begriff auf einige „ausgelutscht“, allerdings macht es die Thematik nicht weniger wichtig. Nnedi Okorafor geht hier mit gutem Beispiel voran. Ohne Themen direkt ansprechen zu müssen sprüht jede Seite vor Vielseitigkeit. Es werden nicht nur Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit gegenüber Menschen mit anderer Hautfarbe, Herkunft, Glaubens etc. eingebaut, sondern generell gegen jedes Lebewesen, das nicht exakt wie man selbst ist. Selbst Binti muss sehr schnell selbst lernen, mit welchen veralteten und voreingenommenen Einsichten sie aufgewachsen ist. Zugleich wird hier aber auch ordentlich aufgeräumt und aufgeklärt, wie z.B., dass Traditionen nichts, aber auch wirklich rein gar nichts mit mangelndem Fortschritt oder Zivilisation zu tun haben müssen. So oft, wie ich beim Verhalten der Charaktere den Kopf geschüttelt oder mich geärgert habe, bin ich auch selbst über Punkte gestoßen, an denen ich mich leider kein Stück besser benommen hätte.
Komplexität
Ich habe schon bemerkt, dass der außergewöhnliche Stil nicht bei allen Lesern punkten kann. Ich muss auf jeden Fall eingestehen, dass es sich auch bei diesen drei Novellen keinesfalls um Geschichten handelt, die man mal so nebenbei verschlungen hat. Ich brauche wesentlich länger als gewöhnlich, wenn ich die Werke dieser Autorin lese, was für mich aber auf keinen Fall negativ ist. Es ist einfach ein unglaubliches Konstrukt mit etlichen vielen kleinen Details, das hier aufgebaut wird, dass man sich erst einmal darauf einlassen können muss.
Einzigartigkeit
Ich würde alles dafür geben mal einen Blick in den Kopf von Nnedi Okorafor werfen zu dürfen. Die Ideen, die diese Frau hat, sind einfach einzigartig. Auch, wenn ich nicht speziell im Science Fiction Bereich viel lese, würde ich schon behaupten, dass ich schon einige Geschichten kenne – doch noch nie so etwas. Binti hat mir von der ersten bis zur letzten Seite etwas komplett Neues geboten. Die Idee, die Handlung, die Charaktere und auch das Setting waren einfach überwältigend und konnten mich nicht nur vollkommen begeistern, sondern auch immer wieder überraschen. Diese Mischung aus Elementen der uns bekannten Welt und einer, für die wir noch lange nicht bereit sind, ist einfach atemberaubend.
Nachwirkung
Ich bin leider nicht in der Lage, auch nur annähernd wiederzugeben, was dieses Buch mit mir gemacht hat. Nnedi Okorafor hat mit ihren Novellen um Binti ein Meisterwerk geschaffen, von dem ich für immer etwas in meinem Kopf behalten werde. Binti ist eine fantastische Frau, einerseits so viel reifer als ich es jemals sein könnte und dennoch in vielen Dingen wie ein kleines Kind. Nnedi Okorafor hat mir hiermit nicht nur ein kleines Stück der afrikanischen Kultur ans Herz gelegt, sondern eine Welt erschaffen, die einfach keine Grenzen kennt und mir unglaublich viel mit auf den Weg gegeben hat.
Nnedi Okorafor konnte mich bereits mit Lagune begeistern, Binti hat dem Ganzen nun aber noch eine Krone aufgesetzt. Die drei Novellen haben mich fassungslos zurückgelassen, wie man so viel Ideenreichtum und Stärke in Worte fassen kann, werde ich nie ganz begreifen können. Nnedi Okorafor ist spätestens nach diesem Werk die Autorin, die mich mit Abstand am meisten beeindrucken kann und von der ich mir keine Geschichte entgehen lassen werde!
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AUCH REZENSIERT VON: Gedankenfunken | Buchdrache | Bücherliebe
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