Rezension: Der Sommer ihres Lebens / Thomas von Steinaecker & Barbara Yelin

Rezension: Der Sommer ihres Lebens / Thomas von Steinaecker & Barbara Yelin

Titel: Der Sommer ihres Lebens  | Autor: Thomas von Steinaecker  |  Illustrator: Barbara Yelin  |  Verlag: Reprodukt  |  Erscheinungsdatum: 01.09.2017  |  Seitenzahl: 80

Die alte Gerda steht am Fenster des Seniorenheims und schaut in die Sterne. Lange hat sie die Frage aufgeschoben, jetzt sucht sie eine Antwort darauf: Hatte sie ein glückliches Leben? Und während sie versucht, den Alltag im Heim zu meistern, denkt sie zurück, an ihre Jugend in den 1960er Jahren; ihre Begeisterung für ein Fach, in der sie als Frau schief angesehen wurde, die Astrophysik; die harte Wahl, die sie damals treffen musste, in jenem Sommer ihres Lebens: zwischen ihrer Liebe zu Peter und einer Karriere im Ausland…

„Der Sommer ihres Lebens“ ist die erste Zusammenarbeit zwischen der Zeichnerin Barbara Yelin und dem Schriftsteller Thomas von Steinaecker. Poetisch, anrührend und zugleich tiefsinnig erzählen sie darin von Themen, die oft verdrängt werden: das Leben im Altenheim und die Frage, was das eigentlich ist, Glück.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Allein als ich das Cover dieser Geschichte auf der Messe entdeckt habe, konnte ich bereits all die Emotionen erahnen, die diese Geschichte bereithält. Die Frage war nun nur noch, ob meine Erwartungen sich auch erfüllen würden.

Leicht und einnehmend zugleich

Ich habe schon viele gute Geschichten und auch schon viele gute Comics gelesen. Aber dass Autor und Zeichner so gut mit einander harmonieren und sich ergänzen ist doch nochmal eine zu erwähnende Leistung.
Gleich auf den ersten Seiten verliert man sich in den Zeichnungen, die zeitgleich verschwommen und doch auch unglaublich klar wirken und erlebt die Geschichte von Gerda Wendt, die sowohl hoffnungsvoll wie auch bedrückend ist. So switcht man zwischen Vergangenheit und Gegenwart – ein eigentlich harter Kontrast, der hier aber in einander überzugehen scheint.

Auch, wenn die Textpassagen eher kurz wirken und die Seitenzahl überschaubar ist, neigt man doch dazu auf den einzelnen Seiten zu verweilen und in die Geschichte einzutauchen.
Diese Lebensgeschichte war für mich unglaublich intensiv, hat sich aber dennoch leicht gelesen. Auf der einen Seite hatte ich das Gefühl, Gerdas Erinnerungen teilen zu können und auf der anderen Seite stilles Mäuschen bei so vielen bemerkenswerten und wichtigen Ereignissen sein zu können.

Der Sommer ihres Lebens

Einzigartig und dennoch übertragbar

Es sind zwei so unterschiedliche Welten – das Leben der jungen und talentierten Physikerin und das der älteren Dame im Altersheim, die nicht mehr ernst genommen wird und ihr Leben noch einmal an sich vorbeiziehen lässt. So kostbar und einzigartig diese Lebensgeschichte auch ist, so spiegelt sie Aspekte wieder, die die meisten Menschen im Leben erfahren. Chancen, die sich einem bieten, Gelegenheiten, die man für etwas anderes aufgibt, Entscheidungen, die vielleicht nicht immer dahin geführt haben, wie man es sich erhofft hat.

Was das Künstlerduo hier vollbracht hat, ist eine nachhaltige Geschichte, die mich bewegt hat.
Eine Geschichte, die einen Lebensweg aufzeigt, der durch so viele unterschiedliche Faktoren sich verändern kann und dennoch keine Auswirkung auf das Ende zu haben scheint – ein gelebtes und wertvolles Leben, voller Erinnerungen, die einen ausmachen.

Der Sommer ihres Lebens konnte mich inhaltlich, wie auch künstlerisch absolut begeistern und hat mir genau die Geschichte geboten, die ich mir so sehr erhofft habe.
Einfühlsam, offen und hoffnungsvoll. Sie zeigt die Wichtigkeit unseres Lebens und was all unsere Erfahrungen und Erinnerungen ausmachen.
Eine wunderschöne und intensive Geschichte, die ich jedem nur ans Herz legen kann.

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AUCH REZENSIERT VON:  Splash Comics

2 comments found

    1. Liebe Nadine,

      das freut mich sehr!
      Dann drücke ich mal ganz fest die Daumen und hoffe, dass dir die Geschichte dann auch so gut gefallen wird!

      Liebste Grüße
      Jill

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