Rezension | Die verschwundenen Studentinnen von Alex Michaelides
Titel: Die verschwundenen Studentinnen | Originaltitel: The Maidens | Autor*in: Alex Michaelides | Übersetzer*in: Kristina Lake-Zapp | Verlag: Knaur | Erscheinungsdatum: 01.07.2021 | Seitenzahl: 352
Ein altehrwürdiges College.
Eine unheimliche Serie von Vermissten-Fällen.
Und eine tödliche Wahrheit.
An Marianas ehemaligem College in Cambridge wird eine Studentin tot aufgefunden, brutal ermordet. Auf dem Campus geht die Angst um. Die Trauma-Therapeutin macht sich auf den Weg, um ihrer dort eingeschriebenen Nichte beizustehen. Kaum angekommen, verschwinden zwei weitere Studentinnen. Ihre Nachforschungen führen Mariana tief in eine ebenso düstere wie unheimliche Parallelwelt am College. Hat der exzentrische Professor, der offenbar nicht nur einem ominösen Geheimbund vorsteht, sondern zudem einen unheimlichen, uralten Kult wiederzubeleben scheint, etwas mit dem Verschwinden der Mädchen zu tun? Oder ist die Wahrheit deutlich komplizierter – und persönlicher?
Während die Polizei den Fall schon abgeschlossen glaubt, öffnen sich für Mariana im wahrsten Sinne des Wortes die Tore zur Unterwelt …
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Bisher habe ich zwar noch nichts von dem Autor gelesen, bin hier aber wirklich neugierig geworden und wollte auch gerne mein Glück versuchen!
So viele Charaktere
Ich bin ein großer Fan von guter Charaktergestaltung und finde auch, dass dies in diesem Genre nicht zu kurz kommen sollte. So war allein der Start schon sehr vielversprechend und Mariana scheint ein unglaublich interessanter Charakter zu werden. Schnell wird allerdings klar, dass sie zwar die Protagonistin ist, aber keinesfalls allein im Fokus steht und so reihen sich in jedem weiteren Kapitel neue Mitspieler ein. So viele, dass ich irgendwann schon fast die Übersicht verloren habe. Im Groben gab es zwei Kategorien: Jene, die einfach random einmal vorkommen müssen und dadurch einfach nur verwirren und dann jene, die einfach alle verdächtigt werden sollen.
Natürlich ist es interessant, wenn man als Leser:in miträtseln kann, aber das war mir persönlich dann einfach zu viel und hatte eher einen ziemlich negativen Effekt, der mich genervt hat.
Der Schreibstil ist eigentlich echt cool, gerade die kurzen Kapitel waren genau nach meinem Geschmack und haben das Lesetempo noch mehr angeheizt. Neben den aktuellen Kapiteln gab es dann zwischendurch auch immer mal Einblenden aus Sicht des Mörders, die zwar immer Anreize, aber weniger Indizien geliefert haben – vielleicht wäre ich aber auch einfach die schlechteste Ermittlerin auf dieser Welt.
Lediglich die verschachtelten Sätze haben mich am Anfang ein wenig ins Stolpern gebracht, aber keinesfalls weil diese „schlecht“ gewesen wären, für mich nur einfach ungewöhnlich bei Thrillern.
Passend zum Setting hat der Autor auch mit vielen „Insider-Bezeichnungen“ gearbeitet, die mir persönlich weniger gegeben haben, für andere Leser:innen mag das aber ganz anders sein und vielleicht zu mehr Authentizität beitragen.
Unglaubwürdige Entwicklung
Was mich am Anfang noch so an Mariana fasziniert hat, ist dann aber doch immer schneller umgeschlagen – von einer Trauma-Therapeutin hätte ich doch ein bisschen mehr erwartet. Ihr Verhalten als naiv zu bezeichnen, wäre noch nett formuliert. Irgendwann hat sie alle offensichtlichen Lügen nur noch hingenommen und auch wildfremden Menschen vertraut, obwohl ja niemand ahnen konnte, wer hinter den Todesfällen steckt und jeder als verdächtig dargestellt wurde. Schlimmer war aber noch, wie sie sich durch Lügengeschichten selbst zur Ermittlerin hat werden lassen und jedes mal so ungemein plump vorgegangen ist – da hätte ich einem Kind mehr Feingefühl zugestanden.
Es hat mich vor allem geärgert, weil anfänglich so viel Arbeit in ihre Vergangenheit und ihre Gestaltung gesteckt wurde, nur um sie danach einfach fallen zu lassen und aus ihr die typische „naive Frau“ zu machen, bei der man als Leser:in nur mit den Augen rollen kann.
So verlieren auch alle anderen Charaktere an Glaubwürdigkeit und bei dem häufigen Zulauf hätte es mich auch nicht gewundert, wenn der/die Mörder:in dann einfach ein Charakter gewesen wäre, von dem man noch gar nichts gehört hat. Davon abgesehen werden zunehmend auch alle unsympathischer, wodurch es mir persönlich irgendwann schon fast egal gewesen wäre, wenn ich innerlich nicht doch diese ungestillte Neugier hätte.
Die Auflösung hat mich dann schon fast wütend werden lassen – es ist auf jeden Fall eine Überraschung gewesen, für meinen Geschmack aber auch nicht gut darauf hin gearbeitet und irgendwie sehr unverhältnismäßig.
Ursprünglich hätte ich nicht gedacht, dass ich in diesem Beitrag doch nur meckern würde, was mir auch leid tut, aber das Buch hat mir leider einfach nicht viel gegeben. Wie immer hoffe ich daher umso mehr, dass andere Leser:innen ihren Spaß mit der Geschichte haben werden.
Eigentlich habe ich mich sehr auf Die verschwundenen Studentinnen von Alex Michaelides gefreut und fand auch den Start der Geschichte wahnsinnig vielversprechend. Doch die Entwicklung der Handlung hat mich irgendwann nur noch genervt, das Verhalten der Charaktere war für mich nicht nachvollziehbar und auch die Auflösung hat mich nicht wirklich zufriedenstellen können. Mit Sicherheit kein schlechtes Buch, nur leider überhaupt nicht nach meinem Geschmack. Auf dass andere Leser:innen mehr Freude an dieser Geschichte haben als ich.
KAUFEN!
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