Rezension | Eiskalter Abgrund von André Gebel
Titel: Eiskalter Abgrund | Autor*in: André Gebel | Verlag: Piper | Erscheinungsdatum: 27.10.2022 | Seitenzahl: 424
Ein spannungsgeladener Thriller aus der Influencer-Szene, der am Fuße des berühmten Matterhorns spielt
Fünf Influencer werden von einem anonymen Auftraggeber zu einer Challenge in ein einsames Chalet in den Schweizer Alpen eingeladen. Die Aufgabe klingt verlockend: Sie dürfen das neue Domizil als erste Gäste überhaupt erkunden und sollen darüber auf Instagram berichten. Als Belohnung winken 100.000 Dollar. Doch es gibt zwei Bedingungen: Keiner darf das Chalet vor Ablauf der Challenge freiwillig verlassen und es darf nur positiv berichtet werden. Was zunächst nach einem Traumjob klingt, entwickelt sich zu einem ausgemachten Alptraum, der in einem Blutbad enden wird.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Mit einem eiskalten und tödlichen Setting fixt mich doch jeder Thriller immer wieder an – so war ich auch hier unglaublich neugierig!
5 Influencer*innen, 1 Ziel
Nach einem ziemlich dramatischen Prolog, den ich dann doch erstmal sacken lassen musste, gibt es einen kleinen Sprung und wir lernen die fünf Charaktere kennen: Tucker, Spyros, Anni, Hendrik & Alex.
Alle sind sie als Influencer* und Creator*innen tätig, wenn auch auf ganz unterschiedlichen Gebieten. Von Lifestyle über Fashion und Food ist hier fast alles mit dabei. Nicht nur die Charaktere und ihre Präsenzen unterscheiden sich, sie befinden sich auch in komplett unterschiedlichen Lebenssituationen, wenn sie sich auch in einem einig sind: es geht noch mehr und es geht auch noch besser.
So gleicht die Einladung, die sie alle erhalten schon einer Chance, die man sich nicht entgehen lassen KANN, selbst wenn man es wollte und die Entscheidung steht fest.
Der Start nimmt pro Charakter echt nur ein Kapitel ein, so gibt es auch einen ständigen Perspektivwechsel, der einen guten Überblick ermöglicht. Und nachdem wir bei allen aktuellen Situationen mal reinschnuppern durften steht auch schon die große Einladung an: Die #MessnerChallenge, die sie alle in ein Chalet mitten in die Schweizer Alpen führt. Die Belohnung von 100.00 Dollar ist mehr als nur verlockend, dafür gibt es auch nur zwei Bedingungen. Positive Berichterstattung und dass niemand die Challenge vor Ende abbrechen darf. Klingt doch machbar, oder? Und ich mein, wer würde bei so einem unseriösen Angebot nicht auch direkt zuschlagen? Vielleicht sollte ich manche meiner Mails nicht immer gleich als Spam abtun…
Nicht neu, aber gut gemacht!
Das Grundsetting ist sicherlich kein Neues, erst recht nicht in dem Genre, aber ich sage immer wieder gern, dass das Rad nicht neu erfunden werden muss. Viele beliebte Ideen leben nicht unbedingt von ihrer Neuheit, sondern von einer innovativen und unterhaltsamen Umsetzung und da hat André Gebel definitiv nicht schlecht bei abgeschnitten. Dass ich der Ausflug hier ganz anders gestaltet, als die Charaktere denken, dafür umso mehr, wie es sich die Leser*inenn erhoffen, ist wohl weniger eine Überraschung und es dauert nicht lange, da wird die Angelegenheit ziemlich blutig und tödlich. Und was soll ich sagen? Ich liebe solche Geschichten. Mit dem einen oder anderen Schlagabtausch wird die Story zeitgleich immer mal wieder aufgelockert und es wird wirklich gute Unterhaltung geboten. Wer also wie ich, bei solch einer Grundidee immer gleich hellhörig wird, sollte definitiv mal einen genauen Blick auf das Buch werfen.
Am Anfang kamen mir manche der Charaktere zwar ein bisschen überzogen vor, aber nach und nach habe ich gemerkt, dass es eher die Lebensweisen waren, die ich selber aber auch einfach nicht führe. Im Gesamtpaket fand ich die Charaktere sogar ziemlich authentisch und abwechslungsreich aufgebaut. Der Schreibstil hat mir auch gefallen, passend für einen Pageturner. Durch manche sprachliche Arten kann ich mir allerdings auch vorstellen, dass das Buch eventuell nicht ganz so „Zielgruppenoffen“ ist, wie das Cover vielleicht vermuten lässt. Auf einen gewissen Influencer-Slang muss man sich an manchen Stellen schon einlassen können. Das Ende fand ich dann auch fast ein wenig überschnellt abgehandelt, aber ich bleibe dabei: Definitiv ein unterhaltsamer Thriller, der damit arbeitet, dass man nie so recht weiß, wem man vertrauen kann.
Mit „Eiskalter Abgrund“ hat mir André Gebel genau das geboten, was ich mir erhofft hatte. Die Grundidee ist zwar nicht neu, aber spannend und unterhaltsam umgesetzt, sodass man die Story regelrecht wegatmet und auch über den ein oder anderen kleinen Kritikpunkt hinwegsehen kann. Wer einen eiskalten Thriller für zwischendurch sucht, sollte sich dieses Buch mal genauer ansehen!
KAUFEN!
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