Rezension: Es / Stephen King | Oder auch: Das Buch, an dem ich ein Jahr gelesen habe
Titel: Es | Originaltitel: It | Autor: Stephen King | Übersetzer: Alexandra Reinhardt, Joachim Körber | Verlag: Heyne | Erscheinungsdatum: 14.08.2017 | Seitenzahl: 1536
1957 hat alles begonnen: Der kleine Georgie ist das erste Opfer. Und dann bricht Es wie die Pest über die Stadt Derry herein, eine Gräueltat folgt der anderen … Über 25 Jahre später: Mike Hanlon ruft sechs Freunde zusammen und erinnert sie an den Schwur, den sie getan haben. Sollte Es, sollte das namenlose Böse noch einmal auftauchen, wollen sie sich wieder in Derry treffen. Damals sind die Freunde in die Abwasserschächte gestiegen, als Kinder haben sie Es gejagt und zu töten versucht. Aber Es war nur verletzt worden. Und jetzt geht das Grauen wieder um, daran besteht kein Zweifel. Einer der Freunde kann zum Treffen nicht mehr kommen. Er liegt blutverschmiert in seiner Badewanne. Offensichtlich Selbstmord …
Die Vorlage zum großen Kino-Event!In Derry, Maine, schlummert das Böse in der Kanalisation: Alle 28 Jahre wacht es auf und muss fressen. Jetzt taucht »Es« wieder empor. Sieben Freunde entschließen sich, dem Grauen entgegenzutreten und ein Ende zu setzen.Stephen Kings Meisterwerk über die Mysterien der Kindheit und den Horror des Erwachsenseins.»Ein Meilenstein der amerikanischen Literatur.« Chicago Sun-Times
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Obwohl ich wirklich ein großer Fan von Stephen King bin, hat mich dieses Buch eine Menge Zeit und Arbeit gekostet. Es lag keinesfalls daran, dass es mich nicht hätte begeistern können, viel mehr war es einfach eine Hürde, die ich nur schwer überwinden konnte.
Es ist mir äußerst unangenehm, denn so lange musste noch kein Rezensionsexemplar bei mir auf eine Besprechung warten. Genau ein Jahr nach dem Erscheinungstermin habe ich es aber nun geschafft.
Der Hang zum Detail
Wer schon mal zu einem King Buch gegriffen hat weiß genau, dass dieser Autor sich gerne in Details verliert und Ausschweifungen an der Tagesordnung stehen. Das trifft durchaus nicht jedermanns Geschmack, doch gerade seine Fans wissen dies meistens sehr zu schätzen. Denn es sind keine unnötigen Details, es sind die Ausschmückungen, die die Geschichten rund werden lassen und dafür sorgen, dass sie einem noch lange Zeit im Gedächtnis bleiben.
Und so sind es nicht nur die einzelnen Szenen, die für gewöhnlich wohl eher kurz gehalten werden, sich hier jedoch über mehrere Seiten ziehen, sondern vor allem die Charaktere, die eine unglaubliche Ausarbeitung genossen haben. Das Setting switcht zwischen den 50er und 80er Jahren – denn die Protagonisten lernen das Grauen von Derry in ihrer Kindheit kennen und kehren 28 Jahre nach ihren traumatischen Erlebnissen zurück. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und bekommt seine ganz eigenen Auftritte, die die unterschiedlichen Charakterzüge nur noch mehr hervorheben.
Die Kinder bilden ein unglaublich starkes Team, auch wenn an keinem die Erlebnisse spurlos vorbeigezogen wären.
Doch nicht nur die Kinder stehen im Mittelpunkt, sondern auch ihre Mitmenschen und Widersacher.
Es wird einfach eine ganze Welt aufgebaut, die man sich ohne das Buch gelesen zu haben nicht vorstellen kann. Ich selbst hätte es nicht für möglich gehalten, dass mir eine Geschichte, die ich über einen so langen Zeitraum lese, so lebhaft im Kopf bleiben könnte.
Doch genau darin liegt die Kunst von Stephen King – Werke zu erschaffen, die einem nicht nur den Moment des Lesens selbst versüßen, sondern einen das Leben lang begleiten.
Der Schrecken, der im Kopf bleibt
Die meisten erwarten bei Es sicherlich Horror von der ersten bis zu letzten Seite – was nebenbei eine wirklich lange Spanne bei über 1500 Seiten ist.
Doch wie schon erwähnt, sind es einfach die einzelnen Szenen, die für diese Länge sorgen und das sind eben nicht durchgehend Situationen, in denen man kreischend vor Pennywise flüchtet.
Auch, wenn diese durchaus mehr als nur erschreckend sind. Es ist nicht nur die Gestalt des berüchtigten Clowns, der Schrecken verbreitet, es sind die Gestalten, die dem jeweiligen opfer die größten Ängste bereitet. Doch der tiefe Kern dieser Geschichte liegt, zumindest meiner Auffassung nach, wie in den meisten King Büchern viel mehr im Alltag. Es sind die Ängste, die uns jeden Tag begleiten, von der Kindheit an bis ins hohe Alter, auch wenn sie sich immer mal wandeln mögen.
So wird auch hier wieder kein Blatt vor den Mund genommen, unabhängig von der Zeit, in der King seine Geschichten spielen lässt, fühlt man sich immer ein wenig zurückversetzt. In der Zeit, aber vor allem in unserer Entwicklung. Häusliche Gewalt, Sexismus, Homophobie und vor allem Rassismus gehören zur Tagesordnung und werden in einem Ausmaß und einem Sprachstil wiedergegeben bei dem einem einfach alles zu Berge steht. Gerade hierfür darf man auf keinen Fall zart besaitet sein, in keinem seiner Romane.
Auch, wenn der Begriff selbst auch nicht so ganz politisch korrekt ist, habe ich immer das Gefühl, dass in dem Amerika, das King wiedergibt hauptsächlich von „Rednecks“ bevölkert ist.
Natürlich ist es eine Anspielung auf das gesellschaftliche Gefüge, nur ist es eben nicht immer als Moral aufgebaut, sondern oftmals einfach als Tatsache. Das ist durchaus etwas, das an einem zehren kann und auch ich muss oftmals beim Lesen eine Pause einlegen, weil ich diesen ständigen Umgang unter den Charakteren nicht ertragen kann.
Was bleibt noch groß zu sagen? Auch mit Es hat Stephen King einfach nur ein Meisterwerk geschaffen. Dieses Buch zählt berechtigter Weise zu seinen bekanntesten und auch besten.
Im Nachhinein bin ich gar nicht mehr so erstaunt darüber, dass ich so viel Zeit mit diesem Buch verbracht habe, vielleicht brauchte ich an dieser Stelle einfach die benötigte Zeit, um all das Gelesene verarbeiten und auch wertschätzen zu können.
Denn auch, wenn es sich hierbei durchaus schon fast um eine Lebensaufgabe handelt, würde ich jedem diese Geschichte empfehlen, man muss sie einfach selbst gelesen haben.
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