Rezension | Family Tree 1: Setzling

Rezension | Family Tree 1: Setzling

Titel: Family Tree 1: Setzling | Autor*in: Jeff Lemire | Übersetzer*in: Katrin Aust | Illustrator*in: Phil Hester, Eric Gapstur & Ryan Cody | Verlag: Splitter Verlag | Erscheinungsdatum: 26.05.2021 | Seitenzahl: 96

Wie weit würdest du gehen, um deine Familie zu retten? Als eine seltsame Krankheit beginnt, ihre Tochter in einen Baum zu verwandeln, ist Loretta gezwungen, eine Reise quer durch die USA anzutreten, um eine Heilung zu finden. Unterstützt von ihrem pubertierenden Sohn und ihrem – möglicherweise verrückten – Schwiegervater sieht sie sich auf allen Seiten von Feinden umgeben, während sie einer vagen Hoffnung hinterherjagt. Doch im Hintergrund sind Kräfte am Werk, von denen keiner der vier etwas ahnt.

Star-Autor Jeff Lemire (»Black Hammer«, »Gideon Falls«) nimmt uns mit auf einen bizarren, herzzerreißenden Road-Trip sondergleichen. »Family Tree« ist mehr als ein Horror-Comic – »Family Tree« ist eine emotionale Familiengeschichte, wie sie nur Lemire schreiben kann.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Jeff Lemire ist einer der Comicautor:innen überhaupt und hält mich aktuell gerade auch durch Sweet Tooth ziemlich auf Trab. Da konnte ich natürlich dem Auftakt seiner neuen Reihe nicht widerstehen!

Was für Ideen

Jeder hat wohl so seine ganz besonderen Schreiberlinge, bei denen man immer wieder gespannt ist, was als nächstes kommt und ob es mit den immer mehr anwachsenden Erwartungen noch mithalten kann.
So setzt Jeff Lemire auch hier wieder die Latte ziemlich hoch und kommt mit einer Idee, die nicht nur in groben Zügen genau meinen Geschmack trifft, sondern von der er auch ganz genau weiß, wie sich diese am besten umsetzen lässt, um Leser:innen mal wieder bestens zu unterhalten.

Kaum schlägt man den Comic auf, ist man auch schon mitten im Geschehen – die junge Meg hat einen merkwürdigen Hautausschlag, der von ihrer Mutter Loretta zwar durchaus nicht abgetan wird, doch was sich daraus entwickelt, naja, damit hätte auch wirklich niemand rechnen können. Denn was sich da auf Megs Haut bildet, ähnelt viel mehr Rinde, doch an diesem Punkt macht die Durchwandlung noch keinesfalls Stopp.

Loretta ist, wer kann es ihr verübeln, vollkommen in Panik und schnappt sich neben ihrer kleinen Tochter auch ihren pubertierenden Sohn, in der Hoffnung die richtige Hilfe zu finden.
Aber es wäre ja auch mächtig langweilig, wenn „nur“ der mysteriöse Hybrid-Zustand von Meg die einzige Gefahr wäre…

Zeichnungen @Phil Hester, Eric Gapstur & Ryan Cody | Splitter Verlag

Zügiges Tempo

Megs Zustand ist zwar für die kleine Familie eine Überraschung, scheinbar aber weniger ein Geheimnis als gedacht. Und so befinden sich die drei schnell auf der Flucht und neue Hilfe ist in Sicht – Lorettas Schwiegervater.
Wer mal genauer auf den Titel geachtet hat, der hat sicherlich auch schon seine ersten Vermutungen angestellt – die tragische Vergangenheit der Familie sorgt für eine ziemliche Abneigung Lorettas gegenüber dem Vater ihres Mannes, der sie im Stich gelassen hat, doch eine Wahl bleibt ihr wirklich nicht.

So gewinnt dieser Comic wahnsinnig schnell an Tempo und behält dieses auch bei, wodurch es gar nicht immer so leicht ist, am Ball zu bleiben, für Spannung ist dafür aber definitiv gesorgt!
Die doch eher kantigen Zeichnungen sind vielleicht beim Einstieg ein wenig schwer und prinzipiell würde ich auch nicht sagen, dass sie zu meinen Favoriten zählen, doch hier bin ich darin absolut aufgegangen – nachdem ich mich denn reingefunden haben. Zur Story und der Atmosphäre passen sie hervorragend, auch wenn es dadurch nicht immer sehr leicht ist, alles direkt zuzuordnen, zeitgleich sind sie aber unglaublich ausdrucksstark.

Im Endeffekt hatte ich das Gefühl, dass ich kaum, habe ich den Comic aufgeschlagen, er auch schon wieder vorbei war. Es hat echt viel Spaß gemacht, aber ein bisschen unzufrieden war ich auch, weil ich noch so viel mehr gewollt hätte. Dabei gibt es unglaublich viel Handlung auf der eher überschaubaren Seitenanzahl, Jeff Lemire steckt aber auch enorm viel in die Gestaltung seiner Charaktere. Nun heißt es also voller Spannung auf den nächsten Band zu warten.

Zeichnungen @Phil Hester, Eric Gapstur & Ryan Cody | Splitter Verlag

Jeff Lemire beweist auch bei Family Tree, dass er fantastische Ideen auf Lager hat, die ihm wohl scheinbar so schnell nicht ausgehen werden. Auf wenigen Seiten werden unglaublich viel Spannung, Handlung, Emotionen und Tiefgang bewiesen, sodass sich dieser Auftakt mehr als nur lohnt. Zwar gibt es noch ein kleines bisschen Luft nach oben, aber das ist geschenkt. Diesen Comic sollte man sich nicht entgehen lassen!

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