Rezension | Karmen von Guillem March
Titel: Karmen | Autor*in: Gullem March | Illustrator*in: Guillem March | Übersetzer*in: Joaquim Balada Hartmann | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 01.02.2022 | Seitenzahl: 176
Von sonderbaren Engeln und den menschlichen Irrpfaden
Dies ist eine Geschichte über Missverständnisse und menschliche Irrungen … Unter der sonst so strahlenden Sonne von Palma de Mallorca leidet die egozentrische Studentin Catalina an großem Liebeskummer. Sich das Leben zu nehmen, scheint für sie der einzige Ausweg zu sein. In der Stunde ihrer Not steht Catalina eine überirdische Präsenz zur Seite – der außergewöhnliche Engel Karmen: Eine scheinbar junge Frau in einem schwarzen Skelettanzug mit rosa Haaren und frechen Sommersprossen, die ihre Schützlinge mit unvergleichlicher Empathie auf eine ganz besondere Reise führt.
Voller Überraschungen, Phänomenen der Metaphysik und schönen Frauen, ist diese von Guillem March (BATMAN, GOTHAM CITY SIRENS) geschriebene sowie gezeichnete Graphic Novel ein zärtliches und nicht selten humorvolles Porträt der Symphonie von Leben und Tod.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Ein Comic, der mich allein schon vom Cover so sehr angesprochen und unfassbar neugierig gemacht hat!
Triggerwarnung Suizid
Mir tatsächlich vorher gar nicht so im Kopf, aber mehr als nur präsent: die Thematisierung von Suizid.
Da ich mit der Thematik selbst sehr bedacht umgehen muss, kann ich nur empfehlen hier vorsichtig an die Geschichte ranzugehen.
Die junge Catalina lebt im sonnigen Palma de Mallorco und könnte dem Anschein nach ein glückliches Leben führen, doch das ist definitiv nicht der Fall. Mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne erscheint ihr Karmen (interessantes Wortspiel) und das ist definitiv eine besondere Erscheinung. So ganz kann Catalina ihre aktuelle Situation noch nicht greifen, doch Karmen im Skelettanzug und der spitzen Zunge sorgt im ersten Moment auch nicht wirklich für mehr Klarheit.
Raus aus dem Badezimmer und rein mitten ins Getummel der Stadt, muss Catalina nun nackt ihr Leben reflektieren und die ein oder andere Sache für sich noch herausfinden.
Den Umgang mit schwierigen Themen, wie auch hier, finde ich nie einfach und es wird wahrscheinlich auch niemals ein Ergebnis kommen, dass alle zufrieden stimmt. Tatsächlich hat der Autor hier auf der einen Seite einen wie ich persönlich finde, sehr sensibilisierten Umgang, der die Ernsthaftigkeit der Situation aufgreift, auf der anderen Seite gibt es aber auch eine Szene, die mich ein wenig unglücklich zurückgelassen hat. Catalina hat, wie wir alle, natürlich auch schlechte und egoistische Entscheidungen in ihrem Leben getroffen, wodurch sie Karmen manchmal ein wenig auf die Palme bringt. Dass Suizid für Angehörige und Außenstehende oft als sehr egoistische Tat abgetan wird, wissen wir alle. Ich finde diese abwertende Formulierung aber schwierig. Da hat nicht jemand seine Bonbons nicht geteilt, nur um mehr für sich zu haben, da konnte jemand die Vorstellung nicht mehr ertragen, weiter am Leben bleiben zu müssen und hat den für sich selbst einzigen Ausweg aus dieser Situation gewählt und sein Leben beendet.
Ich weiß nicht wirklich, ob die Aussage von Karmen mit dem Egoismus, sich nur auf diese Entscheidung von Catalina bezieht oder mehr auf ihr vorheriges Verhalten im Leben, aber das war eine Szene, naja, ich fand sie nicht so toll. Dennoch möchte ich erwähnen, dass ich im Gesamtpaket der Darstellung und dem Umgang sehr zufrieden war – vielleicht, weil auch gerade von mehreren Seiten beleuchtet wurde.
So ein starkes Artwork
Ja, ich bin ganz ehrlich – das Artwork macht für mich schon immer die halbe Miete. Und Guillem March lässt es hier ordentlich krachen. Nicht nur der Stil an sich trifft schon meinen Geschmack, es sind auch die ganzen Details, die noch einmal zusätzlich zur Geschichte beitragen. Ob es das außergewöhnliche „Outfit“ von Karmen ist, Catalina, die die ganze Story über sich mit ihrer Nacktheit arrangieren muss oder auch Karmens Ursprung.
Irgendwie fühlt man sich Catalania sehr nah, verwirrt und fasziniert zugleich, gibt es doch unglaublich viel zu entdecken und vor allem so einige Antworten.
Überraschenderweise konnte mich der Comic nicht nur mit der Thematik packen, sondern auch mit der Umsetzung, der Entwicklung und vor allem der Auflösung, die man zwar eigentlich schon erahnen konnte, aber dennoch alles andere als 0815 ist und sich auszeichnet.
Ein Comic, für den man in der richtigen Stimmung sein sollte, doch dann steht dem außergewöhnlichem Leseerlebnis nichts mehr im Wege!
Mit Karmen hat Guillem March einen außergewöhnlichen Comic geschaffen, der ordentlich nachhallt. Mit dem Thema Suizid definitiv keine leichte Kost, aber eine, die tief unter die Haut geht und nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch zu unterhalten weiß. Das und ein fantastisches Artwork – ihr könnt es euch denken, eine klare Leseempfehlung meinerseits!
KAUFEN!
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