Rezension | MPD Psycho 1
Titel: MPD Psycho 1 | Originaltitel: Tajuu Jinkaku Tantei Psycho | Autor*in: Eiji Otsuka | Übersetzer*in: Martin Gericke | Illustrator*in: Sho-u Tajima | Verlag: Carlsen Hayabusa | Erscheinungsdatum: 26.09.2022 | Seitenzahl: 368 | Altersempfehlung: ab 18
Ein (Alb)Traum wird wahr! Lange hat die deutsche Manga-Szene auf die erste deutschsprachige Ausgabe dieses zeitlosen Ausnahmewerks warten müssen. Endlich erscheint der schockierende Klassiker auf Deutsch!
Yosuke Kobayashi ist Polizist und ermittelt in einer bizarren Mordserie. Der junge Detektiv wird im Laufe der Ermittlungen persönlich in den Fall involviert und entwickelt aufgrund der dramatischen Ereignisse eine dissoziative Identitätsstörung. Die weitere Jagd nach dem Serienkiller endet in einer Katastrophe. Yosuke wird wegen Mordes verurteilt und landet im Gefängnis, steht der Mordkommission aber weiterhin als Profiler zur Verfügung. Zu Recht, denn es gibt viel zu tun – überall in der Stadt tauchen äußert kreative und brutale Serienmörder auf. Eine wahre „Serienmörder-Epidemie“ wütet in den Straßen Tokyos. Die Vorgehensweise und Fetische der Serienkiller könnten dabei gar nicht unterschiedlicher sein und doch weisen alle eine absonderliche Gemeinsamkeit auf: einen mysteriösen Strichcode im linken Auge…
MPD Psycho reißt seine Leser*innen in einen albtraumartigen Strudel voll eigenartiger Protagonisten und brutaler Schockmomente. Sho-u Tajimas realistischer und kontrastreicher Zeichenstil macht die Geschichte zu einer wahren Herausforderung und schafft Bilder, die mensch nicht so leicht vergessen wird. Der erste Band dieses umstrittenen Psychothrillers erschien 1997, brillant geschrieben von Eiji Otsuka und mit zeitlosem wie gnadenlosem Strich von Sho-u Tajima umgesetzt. 2016 endet die Serie mit insgesamt 24 Bänden und erhielt bis dato keine deutschsprachige Umsetzung. HAYABUSA veröffentlicht MPD Psycho komplett ungeschnitten und unzensiert in 12 hochwertigen Doppelbänden.
Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Einer der Titel, der mich in der Vorschau einfach neugierig gemacht hat. Aber ob ich darauf wirklich gefasst war?
Wahrlich zeitlos
Mir war vorher gar nicht so bewusst, dass es sich hierbei schon um einen älteren Titel (1997) handelt, der e nur vorher einfach nicht in die deutsche Übersetzung geschafft hat. Denn auch beim Lesen kommt dieses Gefühl keinesfalls auf, wahrlich ein zeitloser Klassiker – zumindest in diesem Genre. Denn auch die Art des Aufbaus und die Handlung wirken äußerst modern.
Yosuke Kobayashi ermittelt in einer furchtbaren Mordseire – ich weiß, Mordserien sind immer furchtbar, aber diese auch ziemlich bizarr – bis er selbst in den Fokus des Täters rückt und durch einen schrecklichen Vorfall zum Mörder wird. Interessant nur, dass er sich selbst daran gar nicht erinnern kann. Scheinbar hat das traumatische Erlebnis für eine Persönlichkeitsstörung gesorgt, dass auch Experten auf diesem Gebiet an ihre Grenzen stoßen lässt.
Im Gefängnis selbst wird sein außerordentliches Talent als Profiler dennoch zu Rate gezogen, wodurch er nach dem Absitzen seiner Strafe auch schnell in einem privaten Unternehmen als Ermittler landet. Nun als Kazuhiko Amamiya unterwegs wissen seine Kolleg*innen sein Können zwar durchaus zu schätzen, doch seine dissoziative Persönlichkeitsstörung wirft weiterhin Fragen auf und nicht nur das – denn wo wäre der spannende Effekt, wenn nicht irgendwann die Frage aufkommt, ob er selbst zur Gefahr werden könnte?
Nicht leicht zu verdauen
Mindestens eine ziemlich grausige Persönlichkeit scheint in dem Protagonisten auf jeden Fall zu stecken und diese möchte niemand treffen. Doch es ist bei weitem nicht nur der junge Mann, der den Atem der Leser*innen anhält, denn schließlich ermitteln wir weiter in Mordserien!
Und diese haben es wirklich in sich, die Altersempfehlung ab 18 hat definitiv ihren Grund und ich bin ganz ehrlich, dass auch mir einige Szenen echt krass waren. Ich stehe darauf, wenn es auch mal ein wenig skurriler und bizarrer wird, aber holy, hier dreht sich nicht nur der Magen um, viele Szenen würde ich am liebsten wieder aus meinem Kopf löschen, werde sie aber sicherlich noch eine Weile mit mir herumtragen.
Qualitativ hat dieser Band auf jeden Fall so einiges zu bieten, ob es nun 100&ig meinem Geschmack entspricht? Wahrscheinlich eher nicht, aber es sollen ja auch unterschiedliche Geschmäcker angesprochen werden und ich bin mir sicher, dass diese Reihe auch im deutschsprachigen Raum auf große Begeisterung treffen wird! An Komplexität mangelt es der Reihe definitiv nicht, mir persönlich ist es an manchen Stellen schon manchmal schwer gefallen, direkt mitzukommen. Nicht nur mit den Persönlichkeiten des Protagonisten, sondern auch mit Vergangenheiten und aktuellen Akteuren. Wer nach all diesen Aspekten aber neugierig geworden ist, sollte sich die Reihe auf keinen Fall entgehen lassen!
Mit MPD Psycho hat der Hayabusa Verlag einen Titel nach Deutschland geholt, der schon lange auf seine Übersetzung wartet. Die Altersempfehlung ab 18 kann ich nur so unterschreiben, dieser Story muss man schon gewachsen sein. Sehr komplex und ein Schaudermoment nach dem nächsten, von dem ich nicht gedacht hätte, dass die Menschheit soweit gehen würde.
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Der Stigler