Rezension | Paranoid von Lisa Jackson
Titel: Paranoid | Autor: Lisa Jackson | Übersetzer: Kristina Lake-Zapp | Verlag: Knaur | Erscheinungsdatum: 01.03.2021 | Seitenzahl: 576
Es sollte nur Spaß sein: ein harmloses Ballerspiel mit Platzpatronen. Doch als die 17-jährige Rachel auf ihren Halbbruder Luke schießt, bricht dieser tot zusammen. Lukes Tod konnte nie aufgeklärt werden, und letztlich ist daran auch Rachels Ehe mit ihrer großen Liebe, Detective Cade Ryder, gescheitert. Doch 20 Jahre später überschlagen sich plötzlich die Ereignisse: Erst werden zwei ehemalige Mitschülerinnen von Rachel brutal ermordet, die damals für sie ausgesagt haben. Dann wird Rachels Tochter entführt. Wer hat jetzt erst beschlossen, Rache für Lukes Tod zu nehmen – und was ist damals wirklich geschehen?
Vielen Dank an die Autorin für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Obwohl ich ein großer Thriller Fan bin und Lisa Jackson hier eine bekannte Autorin ist, habe ich tatsächlich noch nichts von ihr gelesen….Zeit das nachzuholen!
Faszinierendes Thema
Die Überschrift hört sich erst einmal ziemlich morbide an und ich hoffe, dass ihr mich nicht falsch versteht. Denn natürlich ist nichts erfreuliches an der Thematik, doch auch, wenn sie auf den ersten Blick vielleicht nicht sonderlich neu erscheint, so hatte ich sie in diesem Umfang noch nicht und fand den ganzen Interessenkonflikt drumherum wirklich interessant.
Eine Gruppe Jugendlicher, die einfach nur ein wenig über die Stränge schlägt und dann geht etwas schief. Allerdings etwas, was definitiv nicht zu erwarten gewesen wäre und auf einmal muss Rachel mit der Schuld leben, scheinbar ihren Bruder getötet zu haben. Was macht so etwas grauenvolles mit einem Menschen?
Denn auch, wenn die Schuld alles andere als bewiesen ist, kann man sich vorstellen, dass sie die Betroffenen von innen zerfrisst.
Mit einem kleinen Einblick in die Vergangenheit bekommt man als Leser:in einen Eindruck, was sich in etwas vor 20 Jahren in dem alten Farbikgebäude abgespielt hat, doch auch hier bleiben einige Fragen offen, wie auch bei all den Beteiligten, die damals selbst mit dabei waren.
Doch nicht nur, dass dieser Vorfall die Menschen nicht loslässt, es gibt auch neuen Anlass, all die Erinnerungen wieder hervorzuholen und all dem auf die Spur zu gehen.
Es klickt nicht richtig
Vor allem Rachel als Charakter hat mir wahnsinnig gut gefallen. Ich mag es zwar oft auch sehr, wenn man sich nie so sicher sein kann, was sich mehr im eigenen Kopf abspielt, was Realität oder was vielleicht sogar übernatürliche Züge hat. Doch trotz der Probleme, die Rache begleiten, ist sie unglaublich stark und gefestigt, wodurch es mich beim Lesen eher in den Wahnsinn getrieben hat, wie sich ihr viele anderen gegenüber verhalten haben.
Dass es generell so viele Charaktere gab, die fester involviert waren, fand ich für das Genre ungewohnt und hat mich auch manchmal ins Stolpern gebracht, weil es gar nicht so leicht war, immer den Überblick zu behalten. Das hat die Story auf der einen Seite zwar ein wenig ausgebremst, trotzdem fand ich es aber auch toll, dass die Charaktere hier viel an Tiefe gewonnen haben und einem somit auch einfach mehr ans Herz gegangenen sind.
Was sich nun 20 Jahre später ereignet hat den Vorfall vor 20 Jahren für mich schon ziemlich in den Schatten gestellt, denn an Grausamkeit war das schon kaum zu übertreffen. Da mag man sich fragen, wer wirklich zu so etwas fähig ist, ich für meinen Teil, und da bin ich sicherlich nicht allein, bin aber relativ schnell auf den Täter gekommen, dafür gab es frühzeitig schon die richtigen Hinweise. Das war zwar ein wenig schade, weil es den Überraschungsmoment genommen hat, dafür gab es aber noch ein paar andere kleine Einbringer, mit denen ich so nicht gerechnet habe.
Obwohl ich wirklich tief in der Geschichte drin war und das Lesen auch sehr genossen habe, war es doch nicht das typische Thriller-Feeling. Dabei hat Lisa Jackson wirklich tolle Ausarbeitung geleistet und viel mit Atmosphäre gearbeitet. Es ist nicht so, dass es Szenen gab, die man hätte streichen müssen, dennoch hätte das Ganze komprimierter, wahrscheinlich für noch mehr Spannung gesorgt.
Dennoch ganz sicher nicht das letzte Buch der Autorin für mich!
Lisa Jackson hat hier nicht nur ein unglaublich tragisches, sondern auch sehr interessantes Szenario aufgebaut, das viel Spannung mit sich bringt. Nicht nur von dem typischen Thriller-Elementen her, sondern auch was Tiefe der Charaktere angeht. Ungewohnt waren all die Charaktere für mich, auf die sehr intensiv eingegangen wurde, dadurch war der Täter für mich auch schon früh klar, dennoch war hier wohl mehr der Weg das Ziel, wodurch mich die Geschichte wirklich gut unterhalten konnte. Für mich zwar das erste Buch der Autorin, aber ganz bestimmt nicht das letzte!
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: folgt
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