Rezension | Tiefer als der Abgrund von Christian Kraus

Rezension | Tiefer als der Abgrund von Christian Kraus

Titel: Tiefer als der Abgrund | Autor*in: Christian Kraus | Verlag: Droemer | Erscheinungsdatum: 03.07.2023 | Seitenzahl: 368

Was, wenn tief in dir ein Mörder lauert?

»Tiefer als der Abgrund« ist ein wendungsreicher Psychothriller um einen verurteilten Mörder und einen Psychotherapeuten im Gewissenskonflikt.

Hochintelligent, hochsensibel – und ein verurteilter Mörder: Elias, der neueste Patient des Psychologen Malte Fischer, ist ein ungewöhnlicher junger Mann. Zwar hat er keinerlei Erinnerungen an die brutale Tat, die er mit 16 begangen haben soll, aber die Beweislast war erdrückend. Frisch aus der Haft entlassen, fürchtet Elias nichts mehr als das Monster, das tief in seinem Inneren zu lauern scheint. Im Verlauf ihrer Sitzungen kommt Malte jedoch zu dem Schluss, dass Elias unschuldig sein könnte und wendet sich an die zuständige Kommissarin Freya Svensson. Freya will nichts von dieser Theorie wissen – bis es erneut Tote gibt und Elias spurlos verschwindet …

Der deutsche Thriller-Autor und Psychoanalytiker Christian Kraus ist ein Experte für die Abgründe der menschlichen Psyche. Mit »Tiefer als der Abgrund« hat er erneut einen Psychothriller geschrieben, der eine unwiderstehliche Sogwirkung entwickelt.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Vor gut zwei Jahren habe ich meinen ersten Thriller des Autors (Tief sollst du schlafen) gelesen und war so angetan, dass ich mich sehr auf das neue Buch gefreut habe!

Menschliche Abgründe

Der damals 16-jährige Elias wurde verurteilt, da er seine Stiefschwester getötet haben soll. Nicht nur irgendwie durch einen tragischen Unfall, sondern mit einem Stich ins Auge. Hochintelligent und hochsensibel machen ihn seine eigenen Dämonen furchtbare Angst, denn Erinnerungen an die Tat hat er keine. Selbstschutz? Als es nach zehn Jahren Haft nun zur Entlassung kommt, sucht er sich Hilfe beim Psychologen Malte Fischer, gleich aus mehreren Gründen: der Vergangenheit auf die Spur zu gehen, sich selbst trauen zu können, aber auch bereit für das Leben außerhalb zu sein.
Unglaublich schnell wird wieder klar, dass Christian Kraus hier nicht nur als Autor qualitativ punktet, sondern eben auch mit seiner beruflichen Expertise.

Durch die Charaktergestaltung von Elias fällt es ziemlich schwer ihn einfach als Mörder abzutun, vielleicht auch gerade weil man parallel den sachlichen Blick von Malte Fischer teilt, der dann auch noch Zweifel an der Schuld seines Patienten bekommt.
Die damals ermittelnde Kommissarin Freya Svensson ist anfänglich weniger begeistert, doch wird schnell zum Handeln gezwungen. Kurz nach der Entlassung werden weitere Morde begannen, bzw. Frauen verschwinden und die Muster erinnern sehr an die damalige Tat. Doch Elias verschwindet und so beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem es für einige ums Überleben geht.

Was ist wirklich passiert?

Das Konzept mit den Zweifeln ans bereits verurteilte Straftäter*innen ist natürlich nicht neu, aber das braucht es auch nicht. Denn auch im realen Leben ist es ziemlich aktuell. Kann man einfach so behaupten, dass man lieber einer unschuldigen Person mehr ins Gefängnis steckt als eine zu wenig?
Durch die psychologische Aufarbeitung von Malte Fischer, die natürlich immer mehr versucht in die Erinnerungen von Elias vorzudringen, kommen auch bei der Leserschaft Zweifel auf. Spätestens wenn ich Sympathien den Charakteren gegenüber entwickle WILL ich natürlich auch an deren Unschuld denken, das macht einfach der moralische Kompass, durch den wir uns nicht eingestehen wollen, dass wir Menschen sonst mögen könnten. Christian Kraus spielt aber lange mit dem Gedankenexperiment und das auch sehr gut, sodass die Auflösung ein wenig auf sich warten lässt.

Und ganz unabhängig von Elias als Person ist dann natürlich die große Frage, wer es ansonsten war und welche Gefahr dies für alle Umstehenden bedeutet.
Auch Kommissarin Freya Svensson ist schnell wesentlich intensiver involviert als sie gedacht hätte, bleibt im Vergleich zu den beiden Männern aber ein wenig blasser. Nichtsdestotrotz war das Gesamtpaket, die Spannung und die Idee dahinter wirklich gut durchdacht und hat mir echt viel Spaß beim Lesen bereitet, sodass ich nun wieder, wohl mit noch mehr Vorfreude, auf das nächste Buch von Christian Kraus warten werde.

Christian Kraus überzeugt nicht nur mit seinem schriftstellerischen Talent, sondern auch mit seiner beruflichen Expertise und verwickelt seine Leser*innen in ein interessantes Gedankenspiel mit einem kleinen Wissenskonflikt. Ein Gesamtpaket, das ich nicht nur interessant, sondern auch wirklich spannend fand.

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