Rezension | Wer zuletzt lügt von Laurie Elizabeth Flynn

Rezension | Wer zuletzt lügt von Laurie Elizabeth Flynn

Titel: Wer zuletzt lügt | Originaltitel: Last girl lied to | Autor: Laurie Elizabeth Flynn | Übersetzer: Stefanie Frida Lemke | Verlag: Carlsen | Erscheinungsdatum: 28.01.2021 | Seitenzahl: 432 | Altersempfehlung: ab 14

Ein fesselnder Psychothriller, auf wechselnden Zeitebenen erzählt – bald weißt du nicht mehr, wem du noch trauen kannst …

Als Fiona die Außenseiterin Trixie kennenlernt, ist sie sofort von ihr fasziniert: immer mit neuen Haarfarben, neuen Outfits, neuen Ideen. Fiona verbringt ihre Zeit fast nur noch mit Trixie und ordnet sich ihr vollkommen unter. Dennoch hat sie das ungute Gefühl, nie ganz schlau aus ihr zu werden. 

Und Fiona hat noch ein anderes Problem: Sie ist unsterblich in Beau verliebt – obwohl dieser sich vollkommen zurückgezogen hat, seit sein Bruder Toby vor einem Jahr auf mysteriöse Weise verschwunden ist und für tot erklärt wurde. 

Gefangen im Netz der Intrigen: Was ist Wahrheit – was ist Lüge?

Dann verschwindet eines Nachts auch Trixie. Es gibt einen angeblichen Zeugen, der gesehen hat, wie sie ins Meer gegangen ist, immer tiefer, und ihr Tod wird als Selbstmord deklariert. Fiona kann das nicht glauben. Sind Trixie und Toby vielleicht beide noch am Leben und irgendwo zusammen? Und welche Rolle spielt Trixies Ex-Freund, der geheimnisvolle Jasper? Fiona fängt an nachzuforschen – und deckt nach und nach eine Lüge nach der anderen auf … Wem kann sie überhaupt noch trauen? Wer ist tot – und wer lebt? 

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Allein das Cover hatte mich hier schon unglaublich neugierig gemacht, sodass ich mich schon sehr auf diesen Jugend-Thriller gefreut habe!

Distanziert & kühl

Natürlich erwartet man bei einem Thriller nicht unbedingt ein Wohlfühlbuch, doch die Atmosphäre kann dennoch sehr variieren und so hat L.E. Flynn es geschafft, etwas wirklich Mächtiges aufzubauen. Ich selbst bin davon zwar nicht der größte Fan, dennoch finde ich es immer wieder sehr bemerkenswert: Die ganze Geschichte über hatte ich ein unglaublich bedrückendes Gefühl. Alle Charaktere wirken ein wenig distanziert und kühl, irgendwie nicht wirklich einzuschätzen. Nicht greifbar wäre wohl eine falsche Bezeichnung, denn die Wirkung, die die Charakterdarstellungen hier haben, lassen sich auf jeden Fall sehen.

Nachdem Fionas beste Freundin Trixie verschwunden ist, ist nichts mehr wie es war – wie sollte es auch anders gehen?
Doch da der letzte Verlust gar nicht so lange her ist, kommen doch immer wieder Zweifel in der jungen Protagonistin auf. Dass der letzte Mensch, der verschwunden ist ausgerechnet der große Bruder von ihrem Schwarm Beau ist, lässt es noch weiter in Fiona rotieren.
Obwohl ich recht schnell eine gewisse Vermutung hatte, war es doch auch gar nicht so leicht sich festzulegen, denn irgendwie hatte man tatsächlich das Gefühl niemanden trauen zu können. Ich persönlich fühle mich dann manchmal wirklich unwohl in einer Geschichte, aber das ist reine Geschmackssache, denn die Autorin hat das auf jeden Fall fantastisch hinbekommen und ich gehe davon aus, dass eben auch genau das ihr Ziel war.

Die Themen dahinter

Obwohl es hierbei eigentlich natürlich um viele Mysterien und Geheimnisse geht und im Vordergrund das Verschwinden von Trixie steht, werden doch auch viele andere Themen behandelt.
Fiona reflektiert immer mehr ihre Freundschaft zu Trixie und fängt an, an vielen Aspekten zu zweifeln. Ein Prozess, den man in der Regel zwar durch andere Umstände durchläuft, die aber wohl jeder in diesem Alter machen muss. Ist eine Freundschaft gesund? Gibt sie einem genauso viel, wie man selbst gibt?
An der Stelle muss ich zugeben, dass mir auch Fiona nicht unbedingt sympathisch war, aber ihre Gedankengänge fand ich wahnsinnig interessant.

Wie ist es generell, wenn man anfängt mehr zu hinterfragen? Wie ist es, wenn man sich nicht von vorgesehenen Standards einzwängen lassen möchte und sein eigenes Ding durchzieht? Aber was, wenn man das eigene Ding noch gar nicht so wirklich gefunden hat und überall nur Zweifel lauern?
So wird in Wer zuletzt lügt eben auch ein Ton angeschlagen, der einen Blick auf all die Selbstzweifel der Pubertät und des Erwachsenwerdens wirft.

Die Lovestory hier fand ich ehrlich gesagt ziemlich weird, aber auch diese hat zur Atmosphäre beigetragen.
Alles in allem fällt es mir wirklich schwer ein vernünftiges Fazit zu ziehen. Denn eigentlich hat mich das Buch nicht angesprochen und an vielen Stellen musste ich mich überwinden weiterzulesen, allerdings kann ich eben nicht sagen, dass ich es wirklich „schlecht“ fand, denn die stilistischen Mittel der Autorin kann ich definitiv anerkennen, nur hat es eben nicht meinen persönlichen Geschmack getroffen.

Wer zuletzt lügt von L.E. Flynn hat mich tatsächlich ein wenig in den Wahnsinn getrieben. Die stilistischen Mittel der Autorin lassen sich auf jeden Fall sehen und so entsteht hier eine Story voller Intrigen und Lügen, die einfach nur Beklemmungen hervorruft. Dafür muss man definitiv gemacht sein, ich persönlich bin es leider weniger, auch wenn ich definitiv erkennen kann, wieso diese Geschichte andere Leser so begeistern kann.

KAUFEN!

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