Rezension: Wutrauschen / Simone Trojahn
Titel: Wutrauschen | Autor: Simone Trojahn | Verlag: Redrum Verlag | Erscheinungsdatum: 30.05.2018 | Seitenzahl: 377
Was passiert, wenn sich zwei verlorene Seelen finden? Als der eigenbrötlerische und durch seine dominante Mutter schwer traumatisierte Marvin die ebenso süße wie sonderbare Altenpflegerin Emma kennenlernt, scheint es Liebe auf den ersten Blick zu sein. Doch Marvin ist nicht der Einzige mit einem düsteren Geheimnis. Emma hat ein massives Problem mit ihrer Wut, diesem heiß brodelnden Biest in ihrem Kopf. Wird Marvin ihr Retter sein, kann er das Biest zähmen oder verschlingen die Dämonen der Vergangenheit ihre längst verlorenen Seelen? WUTRAUSCHEN – die etwas andere Liebesgeschichte. Zur Autorin: Simone Trojahn schreibt erschreckend realistisch, tiefgründig und absolut schonungslos. Ihre Geschichten sind gnadenlos authentisch. Die Ausnahme-Autorin arbeitete viele Jahre im sozialen Bereich und kennt die Schattenseiten des Lebens. In einzigartiger Weise zeigt sie auf, was mit uns geschieht, wenn wir selbst zu einer Person werden, die wir vielleicht nie sein wollten.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Als ich das Angebot vom Redrum Verlag für Wutrauschen bekommen habe, war ich hellauf begeistert!
Aus dem Verlagsprogramm habe ich vorher noch nichts gelesen, finde aber schon allein den Namen ziemlich cool. Und auch, wenn man nicht oft Bücher aus diesem Genre bei mir findet, so lese ich doch ab und zu ganz gerne mal etwas aus dem Bereich.
Trotz der Vorwarnung hatte ich allerdings keine Ahnung, was mich hier erwarten würde…
Wenn eigene Grenzen überschritten werden
Man könnte jetzt natürlich annehmen, dass ich ein zart besaiteter Mensch bin, so stimmt das allerdings nicht.
Ich bin ein Fan von spannenden und auch blutigen Thrillern. Im Bereich Horror unterscheide ich für mich in drei Kategorien:
1) Horror mit Monstern – LOVE IT!
2) Horror mit Kindern – Schon eher nicht mein Fall…
3) Horror mit Sex – Tschau, ich bin raus!
Und wie sollte es anders sein? Natürlich war es die letzte Kombination, die hier gegriffen hat.
Simone Trojahn nimmt kein Blatt vor den Mund und berichtet auf den ersten Seiten schon von Szenen, die ich mir eigentlich nie im Leben ausmalen wollte. Für mich persönlich auch keine Faszination mehr, sondern eher „da kommt mir gleich das Essen wieder hoch“. Aber hier weiß ich auch, dass es natürlich genügend Leser gibt, die auf der Suche nach genau solchen Geschichten sind! Nur für mich persönlich ist es einfach nicht das richtige gewesen.
Auch,wenn sich meine Schilderungen jetzt überspitzt anhören und die Autorin gerade in Deutschland für dieses Genre mehr als nur bekannt ist, habe ich mir sagen lassen, dass sich diese Szenen sogar noch in Grenzen gehalten haben.
Das kann ich wirklich nachvollziehen, denn nach dem doch ziemlich krassen Einstieg, sind diese Szenen ein wenig in den Hintergrund gerutscht und haben eine doch eher tiefgehende Handlung freigegeben.
Mehr Tiefgang als erwartet
Nachdem ich von den ersten Seiten doch eher abgeschreckt war, habe ich mir aber viele begeisterte Stimmen durchgelesen und dachte mir, dass es auf jeden Fall einen Versuch wert wäre. Was kann schon „schlimmeres“ passieren, als zu merken, dass es nicht mein Fall ist?
Denn nach einer kleinen Einführung wurde es durchaus ruhiger. Marvins Schicksal wünsche ich wirklich niemandem, es ist ein Leben, das Menschen einfach für immer zeichnet. Und so schien es kaum möglich, dass sich das Blatt für ihn noch wenden könnte und für mich persönlich, dass sich auch der Verlauf der Geschichte noch so wandeln könnte. Unverhofft trifft er auf Emma und ahnt nicht, dass auch sie ihre dunklen Geheimnisse hat.
Der Kontrast zwischen den beiden und das psychologische Spiel, das die Autorin hier führt ist wirklich bemerkenswert. Es wurden Gedankengänge angeregt, die ich dieser Geschichte niemals zugetraut hätte.
So weicht der Ekel und die Handlung tritt in den Vordergrund, die aber fast noch erdrückender scheint.
Denn wie viel kann ein Mensch verkraften? Wann hört der Geist auf sich erholen zu können?
Ein innerer Machtkampf bricht aus und zeigt auf, wohin unser Leben führen kann, wenn wir keinen Halt mehr haben.
Marvin war trotz, oder vielleicht auch gerade wegen seiner skurrilen Art ein unglaublich faszinierender Charakter, bei dem sich mir das Herz zusammengezogen hat. Wohingegen ich mit Emma leider gar nichts anfangen konnte. Das soll nicht bedeuten, dass ihr die nötige Tiefe gefehlt hätte, ich habe mir nur etwas anderes für Marvin gewünscht. Doch wann bekommt man im Leben schon das, was man sich wünscht?
Der Schreibstil von Simone Trojahn passt gut zum Setting – er ist brutal und ehrlich, und leicht gehalten, damit man der Story im angemessenen Tempo folgen kann. Demnach auf jeden Fall stimmig für die Geschichte, nur leider auch nicht so ganz mein Fall.
Eine „richtige“ Bewertung für Wutrauschen von Simone Trojahn fällt bei mir leider aus, da es wohl nicht so ganz gerechtfertigt wäre. Trotz der Warnung vom Verlag habe ich einfach etwas anderes erwartet und hier eine Story vorgefunden, die durchaus keineswegs schlecht sein mag, aber leider nicht meinen Geschmack trifft, bzw. viel eher einfach meine Grenzen überschreitet. Den unerwarteten Tiefgang und den Wandel der Story muss ich hier aber hoch anrechnen, weil ich mit diesem Verlauf nach den ersten Seiten gar nicht mehr gerechnet hätte.
Dies soll allerdings niemanden davon abhalten zum Buch zu greifen, denn ich habe ein paar wahnsinnig tolle Rezensionen zu dem Buch gefunden!
LESEPROBE? KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Janas Lesehimmel | Glitastic Books | Laura von Eden
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