Rezension | Zerbrochen von Lena Zimmer

Rezension | Zerbrochen von Lena Zimmer

Titel: Zerbrochen – Die Gefahr lauert zu Hause | Autor*in: Lena Zimmer | Verlag: Books on Demand | Erscheinungsdatum: 07.01.2022 | Seitenzahl: 446

Die Schweizer Alpen stellen nicht nur den perfekten Ort für die Forschungsinstitution Engelmann dar, die führend in der Medikamentenherstellung ist. Es ist der perfekte Ort für Geheimnisse und Verbrechen, die hinter der intakten Familienfassade Engelmann versteckt wird.
Denn Sohn Alexander erhängt sich und seine Schwester Sofie verschwindet nur Tage später. Was geht in diesem abgelegenen Ort nur vor sich? Und warum scheint der Vater die Suche nach seiner Tochter verhindern zu wollen?
Die Mutter Helen macht sich verzweifelt auf der Suche nach ihrer Tochter und stösst dabei auf die dunkelsten Geheimnisse, die nicht nur die Realität ihrer Familie, sondern ihre ganze Identität kosten wird.

Triggerwarnung: Dieses Buch enthält potenzielle triggernde Inhalte zu psychischer und physischer Gewalt in der Kindheit. Zusätzlich werden psychische Krankheiten thematisiert. (Angabe im Buch Buch)

Als ich die Anfrage für diesen Thriller bekommen hatte, habe ich mich wahnsinnig gefreut – der Klappentext klang sehr vielversprechend und auch das Cover hat mich gleich gecatcht.

Triggerwarnungen

Wer gar nichts zum Inhalt erfahren möchte, der sollte sich meinen Beitrag nicht weiter durchlesen, um meine ehrliche Bewertung zu erklären, muss ich aber ein Stück weit darauf eingehen – die Handlung, bzw. die Auflösung selbst spoilere ich hiermit aber nicht.
Wer genau den Klappentext liest, der könnte durchaus auf die Idee kommen, dass es hierbei nicht nur allgemein um Kinder geht, sondern diese auch im Fokus stehen. Nach nur wenigen Seiten wird auch klar, dass die Kinder Sofie und ihr Bruder Alexander einiges durchmachen müssen/mussten.
Ich habe schon öfter Bücher aus dem Genre gelesen, die sich mit dem Thema Kindesmissbrauch befasst haben, allerdings noch nie eins, in dem diese Handlungen auch wirklich so direkt ausgeschrieben werden.

Ich muss zugeben, dass das für mich absolut befremdlich und auch sehr schwierig war. Damit will ich der Autorin keinesfalls unterstellen, dass sie das Thema ausschlachtet, nur war es für mich immer wie ein ungeschriebenes Gesetz, dass man zb keinen Sex mit Kindern beschreibt. Wer hier so wie ich eingestellt ist, sollte die Finger von dem Buch lassen, denn es ist wirklich harter Tobak und das Durchhalten eine Herausforderung. Das Geschehen ist hier natürlich erheblich für die Handlung und für die vielen Fäden, die zu Ende hin zusammenlaufen – da komme ich nur einfach nicht aus meiner Haut, dass mir diese Ausschreibungen zu krass waren.

Das Buch im Ganzen

Ein Forschungsinstitut für Medikamente in den Schweizer Alpen: hier lebt die augenscheinlich perfekte Familie Engelmann, doch wie so oft, kann der Schein trügen.
Dass hier etwas komisch ist, wird schnell klar, doch schafft es die Autorin die Leser*innen lange Zeit zu verwirren und an der Nase herumzuführen. Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt: Sofie, der jungen Tochter, Helen, ihrer Mutter und Carlos, dem Wachschützer. Dies allerdings auch noch zu unterschiedlichen Zeiten, wodurch es umso schwieriger ist, die Puzzleteile zusammenzusetzen. Doch auch, wenn ich nicht ganz so recht wusste, wo die Geschichte hinsteuert, war sie auch nicht heillos verworren, die ersten Vermutungen haben sich schnell eingestellt und die Spannung war vorhanden.

Der Schreibstil von Lena Zimmer ist auf jeden Fall eine Besonderheit. Prinzipiell absolut stimmig zur Geschichte und fängt die bedrohliche und verworrene Atmosphäre hervorragend ein. Teilweise bin ich nur bei den Szenenwechseln nicht ganz mitgekommen. Da weiß ich allerdings nicht, ob es dann an meinem etwas schnellerem Lesen liegt, das ich oft bei dem Genre habe oder vielleicht doch der richtige Übergang gefehlt hat. Allerdings kann es auch gut sein, dass es genauso gewollt und ein stilistisches Mittel der Autorin war, um noch mehr Verwirrung zu stiften. Leider haben sich einige Fehler eingeschlichen, was mir durchaus aufgefallen ist, mich aber glücklicherweise nicht wirklich im Lesefluss beeinflusst hat. Wer über sowas sehr beim Lesen zu stolpern neigt, lasst es lieber sein.

Die Auflösung am Ende hat mich im Gesamtpaket auf jeden Fall wieder ein bisschen versöhnlich gestimmt, die Idee und den wichtigen Anreiz dahinter erkenne ich durchaus. Nur waren mir die Ausschreibungen zu extrem und lassen sich mit meinem Empfinden nicht übereinstimmen – das ist aber eine persönliche Wahrnehmung und kann jedem anders ergehen.

Mit Zerbrochen hat mich die junge Autorin Lena Zimmer auf jeden Fall aus meiner gewohnten Komfortzone rausgeholt. Die Idee hinter dem Thriller mitten in den Schweizer Alpen hat auf jeden Fall seinen Reiz, für mich persönlich war die Umsetzung nur viel zu krass und hatte Elemente, die ich so nicht gut verarbeiten kann. Empfindungen und Geschmäcker sind allerdings unterschiedlich – macht euch gerne selbst ein Bild davon, beherzigt aber auf jeden Fall die Triggerwarnungen.

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