Rezension | Zimmer 103 von Simone St. James
Titel: Zimmer 103 | Originaltitel: The Sun Down Motel | Autor: Simone St. James | Übersetzer: Anne Frühlich | Verlag: Goldmann | Erscheinungsdatum: 18.01.2021 | Seitenzahl: 480
New York 1982. Viv Delaney arbeitet als Nachtwächterin im Sun Down Motel. Doch die Nächte dort sind lang. Und einsam. Und mit jeder Schicht wächst Vivs Angst. Angst vor einer ungreifbaren Bedrohung …
New York 2017. Carly Kirk zieht es in das in die Jahre gekommene Sun Down Motel, wo ihre Tante Viv vor mehr als 30 Jahren spurlos verschwand. Sie will endlich die Wahrheit herausfinden. Doch das Geheimnis, das das alte Motel hütet und dem nicht nur ihre Tante zum Opfer gefallen ist, übertrifft Carlys schlimmste Albträume …
Vielen Dank an die Autorin für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Diese Neuerscheinung hatte ich schon lange auf dem Schirm und habe mich wahnsinnig auf die spannenden Lesestunden gefreut!
Zwischen den Zeiten
Das Städtchen Fell ist schon ziemlich eigen, nicht zuletzt aber durch das mysteriöse Verschwinden in den letzten Jahren von jungen Frauen. So wirklich wurden diese Fälle auch nie alle gelöst, viel mehr scheint es ein Thema zu sein, das einfach versucht wird zu umgehen.
Carly Kirk hat aber nun genau das Gegenteil im Sinn, denn vor fast 40 Jahren hat auch ihre Tante zu einem dieser Fälle gehört und nun will sie dem Ganzen doch ein wenig auf den Zahn fühlen. Und wo würde sich das besser anbieten, wenn nicht sogar mit einem Job im selben Hotel?
So springt man hier auch als Leser in der Zeit, zwischen dem aktuellen Geschehen an Carlys Seite und dem, was sich vor Jahrzehnten bei ihrer Tante Viv zugetragen hat. Die Wechsel sind gut zu erkennen, nicht zuletzt, weil auch der Erzählstil wechselt, außerdem tut die Abwechslung ganz gut und ermöglicht noch einen weiteren Einblick in das Geschehen – wobei auch hier lange Zeit mehr Fragen als Antworten aufkommen.
Obwohl ich die Idee ganz cool fand und auch gerade am Anfang viel Bewegung in der Geschichte liegt, konnte sie mich dennoch nicht so ganz packen, das mag auch daran liegen, dass sich das Erzähltempo irgendwann gelegt hat und ich doch auch ein wenig etwas anderes erwartet hätte.
Mystery-Thriller
Ich stehe auf Mystery, wie auch auf Thriller – und genauso spannend finde ich es, wenn man lange Zeit nicht weiß, in was für eine Richtung die Geschichte gehen wird. Was wäre gruseliger? Wenn sich doch das Monster unter dem Bett als wahr entpuppt oder ist es die Realität, die manchmal viel grausamer ist als unsere Fantasie?
So muss ich gestehen, dass ich hier eigentlich schon mit einem Tick aus der Horror Richtung gerechnet und es mir auch erhofft hatte, nur was das nicht der Fall. In einzelnen Momenten hat Simone St. James zwar einen tollen atmosphärischen Spannungsmoment hinbekommen, an anderen Stellen hat sich die Geschichte für meinen Geschmack dann aber ziemlich geglättet und teilweise dann wieder wenig überraschen können.
Das Gesamtpaket ist auf jeden Fall eine solide Geschichte, bei der ich vollkommen versehen kann, dass sie auf ihre Liebhaber trifft, denn schlecht ist sie auf keinen Fall. Nur hatte ich wahrscheinlich einfach ein wenig andere Erwartungen, bzw. Vorstellungen von dem, was sich dahinter verbergen würde und bin so nicht ganz auf meine Kosten gekommen. Vielleicht ist es auch schwer nach schaurigen Bekanntheiten wie Shining den Nerv aller Leser:innen treffen zu können. Was die Autorin aber wirklich beherrscht ist eine interessante Charaktergestaltung.
Mit Zimmer 103 schafft Autorin Simone St. James eine atmosphärische Story, die zwischen Thriller und Mystery steckt und gerade am Anfang viel Raum für die eigene Fantasy lässt. Für meinen Geschmack hätte die Geschichte aber noch wesentlich tiefer in die eingeschlagene Richtung gehen und sich entwickeln können, das ist aber natürlich Geschmackssache. Wer auf der Suche nach einem Horror-Leseerlebnis ist, wird vielleicht ein wenig enttäuscht, wer aber auf ausgefallene Charaktere und mysteriöse Momente steht und in einer Geschichte auch einmal durchatmen möchte, der kann hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen.
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