Rezension | After the Fire von Will Hill

Rezension | After the Fire von Will Hill

Titel: After the Fire | Autor: Will Hill | Übersetzer: Wolfram Ströle | Verlag: dtv | Erscheinungsdatum: 24.07.2020 | Seitenzahl: 480 | Altersempfehlung: ab 14

Der einzige Weg aus der Dunkelheit ist, ein Feuer zu entzünden

Schwer verletzt liegt die 17-jährige Moonbeam im Krankenhaus und sieht sich einem Psychologen und einem FBI-Agenten gegenüber. Sie, die zu den wenigen Überlebenden nach der schrecklichen Brandkatastrophe gehört, soll erzählen, wie das Leben war auf der Farm der Gotteslegionäre. Wie ist es zu dem schrecklichen Feuer gekommen, wie zu der Schießerei zwischen den Gotteslegionären und der Polizei? So viele sind gestorben. Zögerlich öffnet sich Moonbeam, glaubt, dass man ihr helfen will, und fängt an zu erzählen, wie das Leben vor dem Feuer war und wie das Leben sich danach anfühlt. Eine Sache aber kann sie nicht erzählen. Doch sie muss aussprechen, was sie getan hat, will sie nicht daran zerbrechen.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Allein das Cover hatte mich in der Vorschau schon gepackt und ohne, dass ich so genau wusste, worum es geht, war mein Interesse geweckt!

Davor & Danach

Als mir dann bewusst wurde, was mich hier inhaltlich erwartet, war ich hin und weg. Es hört sich zwar ein wenig makaber an, aber ich lese „sehr gerne“ etwas über diese Thematik und bin immer wieder fasziniert und schockiert zugleich. Der Titel After the Fire weißt hier schon auf das große Ereignis hin und direkt am Anfang stürzt man genau dort herein. Allerdings geschieht das noch komplett ohne Vorwissen und so gliedern sich die Kapitel ab dann in „Davor“ und „Danach“ und ermöglichen dem Leser ganz besondere Einblicke.

Moonbeam war ein Teil der Gotteslegion. Eine fanatische Sekte, die eine dramatische Geschichte geschrieben hat. Von außen ist so etwas recht leicht zu beurteilen: es ist falsch. Wie kommen Menschen nur dazu, sich so etwas anzuschließen? Und genau damit hat sich auch Will Hill befasst. Inspiriert zu dem Buch hat ihn der tragische Vorfall der Branch Davidians in Texas in den 90’ern. Wer von den Ereignissen gehört hat, wird sicherlich Parallelen erkennen, doch es handelt sich hier nicht einfach nur um ein Bericht. Es ist der psychologische Ansatz, den After the Fire ausmacht und an unsere Moral appelliert: Wieso tun Menschen so etwas? Doch was, wenn die Menschen nie etwas anderes kannten?

After the Fire ist einfach ein Sog. Ich habe mit dem Buch begonnen und konnte es nicht mehr zur Seite legen. Es war schockierend und faszinierend, der Spannungsbogen durchgehend aufrecht gehalten und immer die Angst im Nacken. Bei den rückblickenden Perspektiven hatte ich immer Angst vor den Entwicklungen und bei den aktuellen vor den Aufdeckungen – Will Hill hat hier einfach genau den richtigen Weg gefunden.

So viel mehr als ein Jugendroman

Für manche wirkt die Altersempfehlung von 14 Jahren vielleicht ein wenig sportlich – ja, es kann gut sein, dass es hier für manche etwas jung ist, für andere ist es aber dann wieder passend. Dafür ist nach oben wirklich keine Grenze gesetzt. Bis ich eine Altersempfehlung gesehen habe, dachte ich persönlich, dass es sich hierbei um einen Roman für Erwachsene handelt. Nach unten also wie immer mit Bedacht – aber traut jungen Lesern nicht zu wenig zu – nach oben hin kann hier aber jeder zugreifen, der mit der Thematik zurecht kommt.

Auch, wenn man bei diesem extremen Ausmaß sich immer noch nicht richtig in die Lage versetzen kann – was ja auch gut ist – bekommt man doch ein Gespür dafür, wie manipulativ solche Gemeinschaften sind und auch gerade hereingeborene Generationen kaum eine Chance haben.
After the Fire ist wzar aus der Ich-Perspektive geschrieben, man gewinnt aber dennoch auch Eindrücke und Wahrnehmungen von den anderen Charakteren. Für mich war es eine Wucht, von der ich mich nicht lösen konnte, die mich aber auch voller Schrecken zurückgelassen hat.

Mit After the Fire hat Will Hill eine Geschichte geschrieben, die sich zwar an die Ereignisse der Branch Davidians in Texas orientiert, aber wahrscheinlich so einige mehr umfasst, die man nur nicht so präsent waren. Erschreckend und faszinierend zugleich ist es viel mehr als nur ein Jugendroman. Und wer mit solch einer schweren Thematik umgehen kann, sollte auf jeden Fall zu dem Buch greifen!

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2 comments found

  1. Huhu =)
    Freut mich, dass dir das Buch auch so gut gefallen hat (und danke für die Verlinkung ♥)
    Genau wie du, fand ich insbesondere die Auseinandersetzung mit den Gründen, der Art, wie die Menschen manipuliert wurden sehr spannend und auch sehr gut umgesetzt.

    Liebste Grüße, Sandra

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