Bundle-Rezension | Liberty Bessie, Die Arche Neo & Bitter Root

Bundle-Rezension | Liberty Bessie, Die Arche Neo & Bitter Root

Da sich mal wieder ein paar gelesene Comics angesammelt haben, gibt es eine kleine Bundle-Rezension für euch – von Jagdfliegern, einer tierischen Revolution und Monsterjägern.

Liberty Bessie Bd. 1: Eine Pilotin aus Alabama

Titel: Liberty Bessie Bd. 1: Eine Pilotin aus Alabama |  Autor: Jean-Blaise Djian & Pierre-Roland Saint-Dizier |  Übersetzer: Harald Sachse  |  Illustrator: Vincent |  Verlag: Splitter VerlagErscheinungsdatum: 13.12.2019  |  Seitenzahl: 56

Es ist der Traum vom Fliegen, den Bessie Bates Ende der 40er Jahre in Alabama träumt. Seit drei Jahren müht sie sich jeden Tag auf dem Flugplatz ab, um ihre Pilotenlizenz zu erhalten. Aber Bessie ist eine Frau und farbig. Und in den USA zu ihrer Zeit herrscht unangefochten die Rassentrennung. Als Bessie eines Tages die Erkennungsmarke ihres Vaters in die Hände fällt, eines Piloten und Kriegshelden, der beim Einsatz in Europa verschollen ist, beschließt sie, seine Spur aufzunehmen. Ihr erster Stopp: Paris, wo sie eine Anstellung als Co-Pilotin erhält. Und schon ist sie dem Himmel einen Schritt näher…

»Liberty Bessie« – die Königin der Lüfte! Eine Erzählung rund um die Fliegerei und die Geschichte der Luftfahrt, angelehnt an die Taten der »Tuskegee Airmen«, einer Gruppe afroamerikanischer Piloten, die im Zweiten Weltkrieg flog.

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Die junge Bessie Bates hat ein klares Ziel vor Augen – Pilotin werden und somit in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Da wir uns aber in Alabama der 40er befinden ist das alles wesentlich leichter gesagt als getan und ihr Traum scheint schon zu platzen. Aber – Überraschung – sie schafft es natürlich trotzdem. Ich muss gestehen, dass es hier vor allem die geschichtlichen und sozialen Aspekte waren, die mich an der Story interessiert haben, dieser rutschen allerdings immer mehr in den Hintergrund und machen Raum für die Suche nach Bessies Vater.

Dadurch entwickelt sich ein ganz anderes Abenteuer und gerade zum Ende hin spitzt sich die Situation auch ziemlich zu und gewinnt immer mehr an Spannung, für mich persönlich aber dennoch eine kleine „Enttäuschung“, weil ich einfach etwas anderes erwartet hatte.

Die Zeichnungen sind allerdings wirklich schön und auch die unverhoffte Story ist ziemlich cool. Wer also mehr wert auf ein interessantes Abenteuer legt, könnte hier durchaus auf seine Kosten kommen. Denn in den knapp 50 Seiten baut sich schon einiges auf und vor allem das Ende lässt noch auf so manches hoffen. Da die Reihe aber in zwei Bänden schon abgeschlossen sein wird, werde ich die Fortsetzung auf jeden Fall noch lesen.

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AUCH REZENSIERT VON: Comic Couch

Die Arche Neo Bd. 1: Tod den Rindviechern!

Titel: Die Arche Neo Bd. 1: Tod den Rindviechern! | Autor: Stéphane Betbeder | Übersetzer: Tanja Krämling | Illustrator: Paul Frichet | Verlag: Splitter Verlag | Erscheinungsdatum: 13.12.2019 | Seitenzahl: 64

Nach einer eher kurzen Karriere als Social-Media-Star findet sich Neo – ein Minischwein in der Wachstumsphase – auf einem von Tierfreunden besetzten, anarchistisch geführten Bauernhof wieder. Doch der gemütliche Ruhestand ist nicht von langer Dauer, denn das Refugium wird von der Polizei geräumt. Neo gelingt die Flucht zusammen mit Renate, der nachdenklichen Milchkuh, Ferdinand, einem Huhn, das sich für einen Hahn hält, und Soasig, einem Schaf mit besonders dickem Fell – wörtlich und im übertragenen Sinne. Und dann ist da auch noch Bruce, ein pubertierender Hochlandstier. Um ihn und weitere gefangene Freunde zu retten, begibt sich die Truppe auf die Suche nach einem allseits gefürchteten Ort namens »Schlachthof«. Eine abenteuerliche Reise beginnt…

»Die Arche Neo« ist ein Manifest in Form einer Fabel, ein Comic, so humorvoll wie bewegend, über die Menschlichkeit von Tieren und die Bestialität des Menschen. Stéphane Betbeders Odyssee ist zutiefst philosophisch und scheut sich nicht vor Polemik, ebenso wenig wie Paul Frichet, der seinen tierischen Helden mehr Emotion einhaucht, als viele von uns ihnen zusprechen würden.

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Auf diesen Comic habe ich mich ganz besonders gefreut – vielleicht auch, weil ich mir hiervon eine George Orwell Version versprochen habe. Das Ergebnis konnte meine Erwartungen nicht nur erfüllen, sondern sogar übertreffen. Nicht nur das Schwein Neo steht im Fokus, sondern auch weitere Tierarten. Zusammengekommen sind sie alle auf einem Bauernhof von Tierschützern, wild durchmischt und mit komplett unterschiedlichen Sorgen, außer einer: der Schlachthof. Quasi die Gefahr, dessen Name nicht einmal genannt werden darf.

So gestalten Autor Betbeder und Zeichner Frichet nicht nur unglaublich interessante Charaktere, sondern hauchen ihnen und der Atmosphäre erstaunlich viel Leben ein, so dass die Geschichte einfach unter die Haut gehen muss. Es ist nicht nur eine Aufklärung für jene, die sich bisher noch nicht mit den Themen Tierhaltung und Tierquälerei beschäftigt haben, sondern auch eine Bestätigung für die, die es bereits getan und eine Konsequenz daraus gezogen haben. Würde ich nicht schon vegan leben, hätte ich nach diesem Comic zumindest mit dem Gedanken gespielt.

Doch nicht allein darauf liegt der Fokus, sondern auch auf Zusammenhalt, Vertrauen, Freundschaft und der Akzeptanz für unterschiedliche Leben und Bedürfnisse. Ich bin so verliebt in die Geschichte, das ich sie am liebsten immer wieder lesen würde und jetzt schon traurig bin, dass auch diese Reihe mit dem zweiten Band ihr Ende finden wird.

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AUCH REZENSIERT VON: Dein Antiheld

Bitter Root Bd. 1: Familiengeschäfte

Titel: Bitter Root Bd. 1: Familiengeschäfte | Autor: Chuck Brown & David F. Walker | Übersetzer: Gerlinde Althoff | Illustrator: Sanford Greene | Verlag: Splitter Verlag | Erscheinungsdatum: 25.10.2019 | Seitenzahl: 160

Die Familie Sangerye betreibt ein Familienunternehmen der etwas anderen Art. Der etwas monströsen Art: Seit jeher sind die Sangeryes Monsterjäger, und zwar die Besten. Aber während um sie herum die Harlem Renaissance aus New York City eine florierende Metropole der afroamerikanischen Kunst macht, wird die Familie von Verlusten und moralischen Differenzen erschüttert. Als eine vollkommen neue, unvorstellbar böse Art von Monstern über Harlem herfällt, ist die Familie gezwungen, ihre Streitigkeiten beiseite zu legen. Das Schicksal der ganzen Welt liegt in ihren Händen…

David F. Walker und Sanford Greene (»Power Man«, »Iron Fist«) versetzen die Geschichte um eine dysfunktionale Familie in ein unverbrauchtes Setting, das ihnen spürbar am Herzen liegt. Diese Monsterhatz ist wie Jazz: unerwartet, dynamisch und aufregend.

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Wie könnte ich an einer Reihe vorbei, in der es um Monster geht? Richtig, gar nicht. Doch das ist noch nicht alles, denn in Bitter Root spielt noch ein ganz anderer Aspekt eine große Rolle: Rassismus. So wird hier viel mit Symbolik gearbeitet, denn das die Monster überhaupt existieren hat einen ganz bestimmen Grund. So steht die Familie Sangerye im Mittelpunkt, die den Monstern den Kampf erklärt, bzw. sich dem Hass der Menschen entgegenstellt.

Allein rein optisch ist dieser Comic schon weit mehr als nur einen Blick wert – Zeichnungen und Kolorierung sind perfekt aufeinander abgestimmt und schaffen eine grandiose Atmosphäre, die einen unglaublich schnell einnimmt. Die Idee dahinter finde ich unglaublich stark, sie wirkt nicht zu abstrakt, um in den Hintergrund zu rücken, lässt aber zeitgleich unglaublich viel Raum für Kreativität.

Zwischenzeitlich hatte ich zwar das Gefühl, dass sie die Ereignisse überschlagen und sich das Setting überlädt, dennoch war es eine unglaublich coole Geschichte, die definitiv Lust auf mehr macht. Nicht zuletzt, weil am Ende natürlich ein gewaltiger Cliffhanger auf die Leser wartet.

Zum Schluss gibt es noch einen ganz besonderen Bonus, der nicht nur einen Blick hinter die Kulissen, sondern auch hinter die Geschichte gewährt.

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AUCH REZENSIERT VON: Teilzeithelden

Liberty Bessie ist durchaus ein interessanter Auftakt, allerdings hatte ich mir doch etwas ganz anderes vorgestellt. So blieb zwar der Wow-Effekt aus, gute Unterhaltung wurde aber dennoch geboten.
Die Arche Neo hat mich tief berührt und zählt nun zu meinen absoluten Herzenscomics. Grandiose Zeichnungen, eine tolle Story und eine wirklich wichtige Thematik.
Bitter Root überzeugt in erster Linie schon durch fantastische Zeichnungen und eine unglaublich stimmige Kolorierung. Doch hinter der actionreichen Handlung steckt noch so viel mehr – Hut ab für diese tolle Idee!

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