Rezension | Amazement Park von Kiersten White
Titel: Amazement Park – 14 Kandidaten. 7 Tage. 1 Labyrinth ohne Entkommen… | Originaltitel: Hide | Autor*in: Kiersten White | Übersetzer*in: Kerstin Fricke | Verlag: Piper | Erscheinungsdatum: 29.06.2023 | Seitenzahl: 336 (Printausgabe)
Bei dieser Gameshow überlebt nur, wer das beste Versteck findet … für alle Fans von „Squid Game“!
Die Challenge: eine Woche lang in einem verlassenen Freizeitpark versteckt bleiben, ohne gefunden zu werden.
Der Gewinn: genug Geld, um sein Leben zum Besseren zu verändern.
Obwohl alle Teilnehmenden unbedingt gewinnen wollen, ist sich Mack sicher, dass sie siegen kann. Im Verstecktbleiben ist sie ein Profi: Das ist der Grund, warum sie noch lebt und ihre Familie nicht.
Doch als die anderen nach und nach verschwinden, wird Mack klar, dass mit dieser Gameshow etwas nicht stimmt. Vielleicht ist der einzige Weg, ihrer aller Leben zu retten, aus den Verstecken zu kommen und gemeinsam zu kämpfen.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Ich war sooo gespannt auf das Buch, hatte dann aber einen ordentlichen Dämpfer durch die ersten Kritiken bekommen – und nun?
Wettkampf im Lost Place Setting
Mit einer etwas holprigen Einführung lernen wir Mack kennen, die arm, arbeits- und obdachlos ist. Durch ein schweres Kindheitstrauma fällt ihr ein „normales“ Leben unfassbar schwer. So ist sie die einzige Überlebende nach einem tragischen Familiendrama und findet ihren eigenen Platz nicht in der Welt, bzw. hat sie nicht das Gefühl, dass sie einen verdient hätte.
Da kommt wie aus dem Nichts ein Angebot für ein Versteckspiel-Wettkampf, was wie der reine Hohn im Bezug auf ihre Vergangenheit wirkt, doch mit der Gewinnchance auf 50.000 Dollar hat sie kaum eine andere Wahl, als daran teilzunehmen.
So geht es mit 13 weiteren Teilnehmenden in einen unbekannten und verlassenen Freizeitpark, der das perfekte Lost Place Setting bietet. Dass das ganze ziemlich unseriös aufgebaut ist und alles andere als vertrauenswürdig wirkt, scheint den Anwesenden aber nichts auszumachen oder die Not ist zu groß, um sich einen Rückzieher zu leisten.
So undurchsichtig wie der Plan hinter diesem merkwürdigen Testlauf für eine Reality Show, wirkt zunächst auch die Aufmachung vom Buch. Denn auch, wenn Mack grob vorgestellt wird, werden es die anderen Charaktere nicht. Dennoch wird immer mal aus den verschiedenen Perspektiven berichtet, wobei sich aber die Kapitelgestaltung, wenn man sie denn so nennen kann, ziemlich unübersichtlich gestaltet. Da Mack kein Interesse an Kontakt zu den anderen hat, wird einem auch ziemlich wenig Kontakt geboten und irgendwie konnte ich dann auch mit den kleinen Einblicken nicht wirklich viel anfangen. Ein paar Influencer*innen und ein paar Menschen, die es einfach hart getroffen hat, befinden sich nun mitten im Amazement Park, isoliert von der Außenwelt und nun ja, eingesperrt in ihrem neuen Umfeld.
Eine Person soll gewinnen können, doch plötzlich verschwinden zwei pro Tag, ohne dass die anderen mehr dazu erfahren. Tagsüber ein gutes Versteck finden, das niemand (aka die „Sucher“) entdecken und Nachts im Lager schlafen. Kommt euch komisch vor? Tja, irgendwann geht es den Teilnehmenden dann auch mal auf.
Kritik
Ich bin echt super hyped auf solche Grundideen und habe mich dadurch auch auf diese Geschichte eigentlich sehr gefreut. Doch die verwirrende Aufmachung schein ihren roten Faden irgendwo zu verbergen und so ganz wurde einem einfach nicht schlüssig, auf was das Ganze nun hinauslaufen soll. Als ab der Mitte dann endlich mehr Aufklärung kam, war mein Interesse zwar direkt geweckt, aber ich kann auch verstehen, wenn viele Leser*innen damit nicht so zufrieden sind, da diese Richtung einfach eine ganz andere ist.
So hat sich die erste Hälfte irgendwie hingezogen, alles plätscherte dahin, dann kam zwar die große Enthüllung und wesentlich mehr Spannung, doch auch davon wurde ziemlich viel Potenzial verschenkt – zumindest für meinen Geschmack.
Was mir aber besonders aufgestoßen ist, sind die vielen Ismen, die hier reproduziert wurden. Queerfeindlichkeit, Sexismus, Rassismus – alles ziemlich stark vertreten und das Verhalten wurde eher mäßig bis leider gar nicht reflektiert. Dabei will ich der Autorin gar nicht unterstellen, dass sie diese Werte vermitteln wollte, viel eher glaube ich, dass sie das Gegenteil davon im Sinn hatte. An dieser Stelle hätte ich aber wohl ein Sensitivity Reading empfohlen, um auch genau das zu bewirken.
Alles in allem ist das Buch auch nicht unterirdisch schlecht, die Ansätze sind cool und auch das Bedürfnis Gesellschaftskritik mit einzubauen, kommt bei mir immer gut an. Das Gesamtpaket wollte aber glaube ich zu viel und hat dadurch ganz viel auf der Strecke verloren, obwohl es echt richtig stark hätte werden können. Was soll ich sagen? Ein Buch das mich ziemlich zerrissen zurücklässt.
Bei diesem Werk von Kiersten White streiten sich wahrhaftig die Gemüter. Die Begeisterung für viele gute Ansätze und Ideen kann ich verstehen, aber auch leider die große Kritik an unausgeschöpftem Potenzial, einem verwirrendem Aufbau und unnötig reproduzierten Ismen. Ab der Mitte hat es für mich zwar eine Wendung angenommen, die das Weiterlesen belohnt hat, aber es lässt mich dennoch sehr zwiegespalten zurück.
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: booknerds | Phantastik News | Laura von Eden
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