Rezension | Anatomy von Dana Schwartz
Titel: Anatomy – Eine Liebesgeschichte | Originaltitel: Anatomy: A Love Story | Autor*in: Dana Schwartz | Übersetzer*in: Cornelia Röser | Verlag: Loewe | Erscheinungsdatum: 07.12.2022 | Seitenzahl: 384 | Altersempfehlung: ab 14
Tauche ein ins Edinburgh des Jahres 1817!
Eine Stadt, infiziert mit Geheimnissen. Und eine junge Frau, die sie seziert.
Lady Hazel Sinnett möchte unbedingt Chirurgin werden – was für sie als Frau jedoch unmöglich ist. Bis der Dozent Dr. Beecham sich auf einen Deal einlässt: Wenn sie die medizinische Prüfung ohne Unterricht besteht, darf sie bei ihm studieren. Zum Glück trifft die junge Frau auf Jack Currer – einen Auferstehungsmann, der Leichen ausgräbt und sie zu Lehrzwecken verkauft. Jack hilft Hazel nicht nur beim Lernen, sondern weckt auch ungeahnte Gefühle in ihr. Als sie an den Toten immer mehr Besonderheiten entdecken, finden sich die beiden plötzlich in einem Netz aus Geheimnissen und Intrigen wieder …
Der New York-Times-Bestseller rund um eine rasante, absolut fesselnde Regency Romance voller Geheimnisse, Glamour und weiblicher Stärke. Dana Schwartz verbindet in diesem historischen Roman geschickt Liebe, Feminismus und Medizin mit spannenden Thrillerelementen. Dabei wechselt sie zwischen düsteren Friedhöfen, Vorlesungssälen und schottischen Schlössern.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Ich bin tatsächlich erst auf der letzten Messe im Oktober auf das Buch aufmerksam geworden, war aber gleich unglaublich neugierig auf die Story!
Edinburgh, 19. Jahrhundert
1817 in Edinburgh und die junge Lady Hazel Sinnett wünscht sich nichts sehnlicher als Chirurgin zu werden. Tja, was soll man sagen? Falsche Zeit, falscher Ort. Nicht nur, dass Chirurgen hier noch eher als Metzger angesehen werden, Frauen haben sowieso gar nichts in Studiengängen und der Medizin zu suchen, höchstens noch als Hebamme. Doch Hazel denkt wesentlich weiter als die eingeschränkte Gesellschaft, in der sie sich befindet und wenn sie sich erst einmal ein Ziel gesetzt hat, dann bleibt sie da auch verbissen dran. Sie schmuggelt sich in den Kurs einer ihrer Idole auf diesem Gebiet, wird allerdings leider aufgedeckt. Dr. Beecham scheint von ihrer Neugier aber fasziniert und bietet ihr folgenden Deal an: Wenn sie es ohne den Unterricht schafft die Prüfungen zu bestehen, dann wird nicht nur sie für das Studium zugelassen, sondern es wird auch prinzipiell Frauen gewährt. Na wenn das mal kein Druck ist…
Die Geschichte startet durchaus interessant, aber auch nicht ganz so catchend, wie ich es erwartet hätte. Dennoch war meine Neugier groß und Hazel ist mir so schnell ans Herz gewachsen, nicht nur durch ihre hohen Ziele, sondern durch ihre ganze Art, dass ich freudig weitergelesen habe. Die Atmosphäre der Zeit wird toll widergespiegelt. Eine Zeit, in der wir medizinisch nicht nur noch um einiges hinterhergehinkt haben, sondern in der es auch eine unglaublich große Armut gab. So greift Dana Schwartz hier gleich mehrere interessante und richtige Themen auf und verpackt diese außerordentlich gut.
Ganz anders als erwartet
So sehr Hazel hier auch als Frau nicht ernst genommen wird mit ihren Wünschen, lebt sie zu dieser Zeit doch auch in einem ziemlich hohen Standard. Aus einer wohlhabenden Familie und auch ihre Ehe ist schon gesichert. Die Verlobung ist quasi schon verkündet und ihre Zukunft damit abgesichert, aber es ist eben nicht alles Gold was glänzt. Es ist weder der Mann, den sie liebt, noch das Leben, das sie leben will. Und so macht sie sich selbst ans Werk. Im 19. Jahrhundert war es noch ziemlich oft gängig, dass Versuche an Menschen und auch an Leichen durchgeführt wurden. Das gibt es natürlich immer noch, doch die Behandlungen waren oftmals noch viel weniger entwickelt. So versucht auch Hazel an Leichen zu kommen, wodurch sie auf den jungen Jack Currer stößt, der sich selbst als „Auferstehungsmann“ bezeichnet, was aber lediglich eine schöne Umschreibung dafür ist, dass er nachts Leichen vom Friedhof klaut. Hört sich vielleicht nicht sehr moralisch an, doch wenn man selbst dadurch überleben kann, sollte man weniger Bedenken bezüglich Toter haben.
Die beiden werden zu unverhofften Verbündeten und natürlich noch mehr – schließlich geht es hier um eine Liebesgeschichte. Diese ist aber zumindest anfänglich nicht sehr präsent, dafür hat Hazel viel zu viele andere Dinge im Kopf, um die sie sich kümmern muss, am Ende wird der Fokus dann aber hier deutlicher. Generell wurden aber ganz andere Dinge in den Vordergrund gestellt, als ich gedacht hätte. So „zieht“ sich der erste Teil ziemlich und danach vergeht die Zeit wie im Flug. Nach und nach verschwinden hier nämlich Menschen, die teilweise zwar wieder auftauchen, aber nicht so, wie sie verschwunden sind. Diesem Geheimnis auf der Spur begeben sich die beiden jungen Menschen in ziemlich große Gefahr, für Lesende gibt es dafür umso mehr Spannung. Meiner Meinung nach hätte man diesen Teil aber noch mehr ausbauen können.
Die Auflösung bietet dann noch ein paar „besondere Elemente“, die ich der Geschichte vorher so nicht zugeschrieben und sie ehrlich gesagt auch nicht gebraucht hätte, da sind Geschmäcker aber unterschiedlich.
Alles in allem hat die Story zwar nicht so ganz meine Erwartungen erfüllt, dennoch hat sie mir aber echt gefallen.
Meine Erwartungen an „Anatomy“ von Dana Schwartz waren schon ziemlich hoch, sodass es schwierig für die Geschichte war, dem auch gerecht zu werden. Ganz hat sie es auch nicht geschafft, hat sie sich doch teilweise sehr anders entpuppt, als ich dachte. Dennoch kann ich das düstere Edinburgh im 19. Jahrhundert nur empfehlen, gerade weil es auch mal ziemlich blutig und unschön wird.
KAUFEN!
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