Rezension | Bleib bei mir, Sam von Dustin Thao

Rezension | Bleib bei mir, Sam von Dustin Thao

Titel: Bleib bei mir, Sam | Originaltitel: You’ve reached Sam | Autor*in: Dustin Thao | Übersetzer*in: Bernadette Ott | Verlag: cbj | Erscheinungsdatum: 09.11.2022 | Seitenzahl: 336 (Printausgabe) | Altersempfehlung: ab 14

Ich kann dich nicht ein zweites Mal verlieren

Die siebzehnjährige Julie hat ihre Zukunft perfekt geplant – endlich raus aus dem kleinen Ort, mit ihrem Freund Sam in die Stadt ziehen und studieren, den Sommer in Japan verbringen. Aber dann stirbt Sam. Und alles ist anders.
Julie ist am Boden zerstört, geht nicht zur Beerdigung, wirft weg, was sie von Sam besitzt, und versucht ihn zu vergessen. Doch als sie eine Notiz von Sam in ihrem alten Jahrbuch liest, kommt alles wieder hoch. Nur um seine Stimme zu hören, ruft sie Sams Handynummer an. Und Sam hebt ab …

Dustin Thaos hochemotionaler Debütroman über Liebe, Trauer und Verlust stürmte auf Anhieb die New-York-Times-Bestsellerliste, wurde zur TikTok-Sensation und hat inzwischen Millionen Leser*innen auf der ganzen Welt zu Tränen gerührt.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Ab und zu lese ich unglaublich gerne Lovestorys, vor allem jene, die auch sehr traurig sind. So hat mich gerade Klappentext und Aufmachung auch hier sehr neugierig gemacht.

Ein wenig verwirrend

Der Klappentext verrät ja schon sehr viel, womit sich die Geschichte beschäftigt und dass die Story nicht direkt erst an diesem tragischen Ereignis einsetzt, ist auch nicht so verwunderlich, dennoch war ich ein wenig verwirrt. Wir switchen in die Vergangenheit. Die ersten Begegnungen zwischen Julie und Sam – zumindest dachte ich das. Nach und nach hatte ich dann manchmal das Gefühl, dass mir ständig der entscheidende Mittelteil fehlt, was aber eher daran lag, dass es teils auch ziemlich abrupte Zeitsprünge gibt. So hat es erst einmal eine Weile gedauert, bis ich überhaupt das Gefühl hatte, so langsam den roten Faden zu erahnen. Das hört sich komisch an, denn eigentlich wusste ich ja, worum es geht, doch so wirklich greifbar war der Einstieg für mich nicht.

Dann, nach einem kleinen Schleudertrauma, trifft man direkt in Julies Trauerphase ein. Dass solch ein Schicksalsschlag unglaublich traumatisierend ist und auch bei jeder Person anders ausfällt ist mir natürlich klar, aber leider muss ich trotzdem gestehen, dass mir das junge Mädchen dadurch nicht sympathischer wurde. Dass sie nicht zur Beerdigung konnte und auch all die Sachen von Sam weggeschmissen hat, um einen Schlussstrich zu ziehen, das konnte ich noch nachvollziehen. Doch sie ist auch unglaublich hart zu der ganzen Welt. Abgeschottet von ihren Mitmenschen und größtenteils ziemlich empathielos und abgekapselt hat sie nicht unbedingt Pluspunkte bei mir gesammelt. Irgendwo war natürlich das Verständnis da, aber man kann sich ja auch nicht aussuchen, wen man mag und wen eben nicht. Mir persönlich fällt es dann nur leider schwerer mit denjenigen auch mitzufühlen, was gerade bei so einer Geschichte ziemlich schade ist.

Gute Idee, aber…

In ihrer Trauer versucht Julie dann Kontakt zu Sam aufzunehmen, bzw eher seine Bandansage zu hören, doch er geht ran – ganz große Überraschung nach dem Klappentext. Allerdings sorgt das natürlich nicht dafür, dass es Julie wirklich besser geht, viel eher verliert sie noch mehr den Halt in ihrem Leben. Das als Fantasieelement anzusehen fiel mir ein wenig schwer. Natürlich ist das nicht real, aber es hat der Geschichte auch nicht unbedingt den gewissen Zauber verliehen.
Das Ding ist, dass ich die Idee mit den Zeitsprüngen eigentlich ziemlich cool fand und auch denke, dass diese in ihrer Umsetzung eine unglaublich große Wirkung haben. Nur vielleicht eher, wenn man noch nicht weiß, worauf die Geschichte hinausläuft, was ja hier schon der Fall war.

Mir ging es hier eher darum, einen Draht zu Julie und Sam zu bekommen, die Tragweite all der Emotionen und der Trauer mitzunehmen und einfach diese Geschichte zu fühlen – hört sich jetzt hoch angestochen an, aber ihr wisst sicherlich, was ich meine. Das ganze Wirrwarr hat bei mir aber anfänglich eben eher für Verwirrung gesorgt und danach hat es mir immer wieder den roten Faden entrissen und ich konnte keine wirkliche Bindung zu den Charakteren aufbauen. Kurz gesagt: viel hin und her, wenig Emotionen.
Auch das Ende hat mich dann nicht wirklich begeistern können, vielleicht bin ich hier aber auch mit ziemlich unfairen Erwartungen an die Geschichte herangegangen. Doch mit dem großen Hype konnte sie für mich dann leider nicht mithalten. Doch der wird ja auch nicht von irgendwoher kommen, weshalb ich die Geschichte auch niemanden madig reden möchte – wie immer: Geschmäcker sind unterschiedlich und vielleicht trifft die Story ja genau den richtigen Nerv bei euch!
Vielleicht hätte mich die Entwicklung auch wesentlich mehr catchen können, wäre ich ab einem gewissen Punkt nicht schon so „genervt“ gewesen, sodass ich mich der Geschichte gegenüber dann selbst verschlossen habe.

Leider muss ich gestehen, dass ich mit unglaublich hohen Erwartungen an die Geschichte herangegangen bin, was vielleicht auch unfair war, denn mithalten konnte die Story damit nicht. Die Charaktere wurden für mich nicht wirklich greifbar, die teilweise abrupten Sprünge haben mich eher immer wieder rausgeworfen, als dass ich die Situationen hätte mitfühlen können. Ich bin mir sicher, dass es viele begeisterte Leser*innen geben wird, denn die Idee dahinter fand auch ich sehr schön, nur mit der Umsetzung bin ich persönlich leider nicht warm geworden.

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3 comments found

  1. „In ihrer Trauer versucht Julie dann Kontakt zu Sam aufzunehmen, bzw eher seine Bandansage zu hören, doch er geht ran – ganz große Überraschung nach dem Klappentext.“ das hat mich kurz gekillt, weil ich im kopf habe wie du das sagen würdest hahaha.

    schade, dass es ein little mistake war, aber dennoch tolle & vor allem ehrliche rezension, das schätze ich sehr an dir. <3

    1. Haha, sorry. Irgendwie konnte ich da auch nicht anders. Manchmal ist es so weird dann Rezensionen zu schreiben, bei denen der Klappentext ja irgendwie schon den Plot erklärt xD
      Ich finde es ja auch immer schade, wenn die Bücher und ich nicht so matchen können, aber manchmal ist das eben so 😉
      Und bei manchen Kritikpunkten ist das ja auch überhaupt nicht verwerflich für andere, weil die sich vielleicht denken, dass sie diese Aspekte sehr feiern.
      Danke für deine lieben Worte <3

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