Rezension | Clementine 1
Titel: Clementine 1 | Autor*in: Tillie Walden | Übersetzer*in: Frank Neubauer | Illustrator*in: Tillie Walden | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 20.03.2023 | Seitenzahl: 256
THE-WALKING-DEAD-Star des Telltale-Games: Clementine lebt!
Clementine ist zurück auf der Straße und versucht, ihre traumatische Vergangenheit hinter sich zu lassen und einen neuen Weg einzuschlagen. Doch als sie auf einen amischen Teenager namens Amos trifft, dessen Kopf hoch in den Wolken steckt, reist das ungleiche Paar in den Norden zu einem verlassenen Skigebiet in Vermont. Hier stoßen sie auf eine kleine Gruppe von Teenagern, die versuchen, eine neue Siedlung ohne die untoten Streuner aufzubauen. Während Freundschaft, Rivalität und Romantik in der Gruppe aufblühen, offenbart der harte Winter bald, dass die größte Bedrohung für ihr Überleben… sie selbst sein könnten.
CLEMENTINE, ein Comic-Spin-off aus Robert Kirkmans THE-WALKING-DEAD-Universum, beleuchtet das Schicksal des gleichnamigen Stars der gefeierten Game-Adaption von Telltale. Eine Geschichte über das Erwachsenwerden und das Überleben – geschrieben und illustriert von der zweifachen Eisner-Preisträgerin Tillie Walden (Pirouetten, Auf einem Sonnenstrahl).
Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Ich bin nicht nur ein großer Fan von Tillie Walden, sondern vor allem auch von „The Walking Dead“ – wie hätte ich mir da also diesen Titel entgehen lassen können?
Who is Clementine?
Zwar nicht bekannt aus der Serie, dafür aber aus einem der Spiele aus dem TWD Universum hatte Clementine bereits ihre Auftritte. Quasi mit Spielende setzt hier nun die Handlung ein. Die jugendliche Clementine hat ihr Bein verloren und ist nun allein unterwegs und versucht sich durchzuschlagen, vor allem aber einfach nur am Leben zu bleiben. Da mittlerweile auch der Winter eingesetzt hat, gestaltet sich das immer schwieriger und wie durch einen Zufall stößt sie auf eine Amish Gemeinschaft, die sie zwar ziemlich skeptisch beäugt, wo sie aber sehr herzlich aufgenommen wird und Hilfe bekommt.
Durch ihre vorherigen Erfahrungen ist das Mädchen aber ziemlich abgestumpft und zieht es vor keine weiteren zwischenmenschliche Kontakte, geschweige denn Beziehungen zu knüpfen, aber wie es manchmal so ist, kommt doch alles anders als geplant.
Denn kaum bricht sie auf, stößt sie auf Amos, der sich auch gerade aus der Gemeinschaft auf den Weg gemacht hat. Durch die Tradition „Rumspringa“ will er nun losziehen und sich seinen eigenen Platz verdienen, vor allem aber eben auch die Welt sehen. Sein Ziel scheint Clementine genauso absurd naiv, wie seine generelle Lebenseinstellung. Denn er will fliegen, FLIEGEN MIT EINEM FLUGZEUG!
Das interessante ist, dass ich selbst eigentlich enorm skeptisch gegenüber Amish und ähnlichen Anschauungen bin, mich aber genauso von Amos habe um den Finger drehen lassen, wie Clementine. Doch seine gutherzige und aufgeschlossene Art lassen kaum etwas anderes zu. Eigentlich will sie ihn nur auf einem kleinen Stück ihrer Reise begleiten, doch daraus wird natürlich mehr und sie gelangen gemeinsam ans Ziel.
TWD Vibes oder unabhängig?
Der klassische TWD Vibe zielt auf Begegnungen mit unterschiedlichen Gemeinschaften und Lebensrealitäten ab, der in der Regel einen viel größeren Horror mit sich bringt, als die Untoten selbst. Interessanterweise wird hier aber ein etwas anderes Konzept aufgeschnappt, das aber hervorragend zur Gesamtdynamik passt. Denn es soll auf einem Gipfel, inmitten der Schneelandschaft, ein Zuhause für eine neue Gemeinschaft aufgebaut werden. Clementine und Amos stoßen für dieses Projekt allerdings nur auf drei weitere Jugendliche, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Doch wie sollen die fünf jungen Menschen das allein bewältigen? Die Hoffnung auf etwas Neues kickt besonders harmonisch mit der Coming-of-Age Dynamik, auch wenn das Gesamtbild ziemlich trüb und melancholisch ist.
Denn mehr oder weniger sind alle Jugendlichen hier ziemlich gezeichnet und fragen sich, wo ihr Platz in dieser Welt ist.
Und auch, wenn bei mir persönlich die Liebe zu TWD unglaublich groß ist, ist sie ganz unabhängig von diesem Comic. Tillie Walden erschafft ganz nach ihrer beliebten Art etwas Neues, das durchaus mehr als nur punkten kann. All die Emotionen, die die Jugendlichen begleiten, sind gleichzeitig voller Hoffnung und dann auch wieder der Untergang selbst. Es geht um Beziehungen und die Gefühle untereinander, die unglaublich einnehmend sind und ein tolles Gesamtbild erschaffen. Also egal, ob ihr mit TWD etwas anfangen konntet oder nicht, bietet diese Comicadaption unglaublich viel. Eine Zombieapokalypse mit Tiefgang und dem Fokus auf eine Welt danach.
Mit doch überraschend wenig „The Walking Dead“ Vibes nimmt sich Tillie Walden dieser Adaption an und erschafft ein grandioses Gesamtkonzept, das eine Coming-of-Age Story mitten in der Zombieapokalypse bietet, die mit Tiefgang und vielen Emotionen zu überzeugen weiß.
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