Rezension | Das Chalet von Ruth Ware

Rezension | Das Chalet von Ruth Ware

Titel: Das Chalet | Originaltitel: One by One | Autor*in: Ruth Ware | Übersetzer*in: Susanne Goga-Klinkenberg | Verlag: dtv | Erscheinungsdatum: 22.12.2021 | Seitenzahl: 416

»Klaustrophobisch, nervenzerfetzend, tödlich.« USA Today

Ein Luxus-Chalet in den französischen Alpen mitten im tiefsten Winter. Die Mitarbeiter eines erfolgreichen Social-Media-Start-ups haben sich hier eingemietet, um über das Übernahmeangebot eines großen Unternehmens zu diskutieren. Die Stimmung ist angespannt. Alle hier haben etwas zu verlieren. Und manche viel zu gewinnen. Dann beginnt das Grauen: Ein Mitglied der Gruppe nach dem anderen wird ermordet oder verschwindet. Nach einem Lawinenabgang ist das Chalet von der Außenwelt abgeschnitten, es gibt keinen Handyempfang. Der Killer muss einer der Gäste sein …

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Auf dieses Buch habe ich mich ganz besonders gefreut, nicht nur als Thriller-Fan, sondern gerade auch mit dem winterlichen Setting.

Tödlicher Betriebsausflug

Ich weiß ja nicht, wie es bei euch ist, aber wenn es von meiner Arbeitsstelle aus einen Betriebsausflug gibt, dann ist der ziemlich klein und sparsam gehalten. Doch wenn man wie die Charaktere hier in einem hippen und lukrativen Start-up arbeitet, dann kann das Ganze auch mal kostspieliger ausfallen und so verschlägt es die Gruppe in ein Luxus-Chalet in den französischen Alpen. Das Unternehmen „Snoop“ ist eine Music-App, bei der man live die Playlist von anderen (berühmten) Teilnehmern mithören kann – das Ganze hört sich fancy an und wird auch immer wieder gut aufgeputscht, doch schnell wird klar, dass es auf die eigentliche Handlung weniger Einfluss nimmt, aber eben manchmal auch gut vom Geschehen ablenkt.

Was aber durchaus wichtig ist: das Unternehmen benötigt erneut eine gewaltige Finanzspritze, was manchen Unterstützern vielleicht eher negativ aufstoßen würde, wodurch die Frage aufkommt, die Anteile nun doch auf dem Markt zu verkaufen.
Die Gruppe in den Alpen setzt sich aus 7 Menschen zusammen, die alle in unterschiedlichen Maßen Anteile von „Snoop“ haben. Ganz vorn Topher und Eva, die die eigentlichen Gründer sind und leider genau die entgegengesetzten Vorstellungen vom weiteren Verfahren haben.
Das hört sich jetzt erstmal alles ein wenig fachlich an, doch Ruth Ware bringt es sehr leicht in der Geschichte mit ein, sodass zumindest ich nicht das Gefühl hatte, dass es zu viel Raum einnimmt. Als die Gruppe sich dann nach den ersten kleinen Streitereien auf den Weg macht für eine Ski-Tour, trotz Lawinenwarnung, kehrt Eva nicht mehr zurück und das Grauen nimmt seinen Lauf…

Das Rad nicht neu erfunden

Das Grundmuster aus diesem Thriller ist definitiv kein neues, muss es meiner Meinung nach aber auch nicht. Viele klassische Ideen beweisen sich einfach immer wieder, natürlich muss dafür auch eine individuelle und moderne Note der Autor*innen mit einfließen und das hat Ruth Ware geschafft.
Die Geschichte ist im Wechsel aus zwei Perspektiven erzählt, zum einen aus Liz Sicht, die zwar vor Jahren bei Snoop ausgestiegen ist, aber eben immer noch Anteile hat und dann noch aus der Sicht von Erin, die gemeinsam mit Danny das Chalet und deren Gäste betreut.
Natürlich ist es so gewählt, dass auch gerade die beiden Charaktere ihre eigenen Geheimnisse haben und nicht ganz perfekt ins Bild passen, sodass man ab und an ordentlich ins Grübeln kommt.

Nachdem nicht nur Eva nach dem Auflug nicht wieder aufgetaucht ist, sondern das Chalet durch einen Lawinenrutsch auch ohne Strom und abgetrennt von allem ist, kommt eine ganz spezielle Stimmung auf. Das Buch arbeitet viel mit Atmosphäre, bleibt aber dennoch leicht und kurzweilig. Man weiß genau, worauf es hinausläuft – auch weitere Charaktere müssen sich auf diesem Weg verabschieden und werden das Chalet nicht lebend verlassen und genau hier steckt der Nervenkitzel und erinnert ein wenig an typische Horrorfilm Elemente, bei denen man sich immer gedacht hat „Wieso sind die mit all den Leuten, die sie nicht leiden können dort hin?“. Also ja, es gibt natürlich Thriller, die weit mehr überzeugen können, doch ich fand die Unterhaltung sehr gelungen, bin über die kurzen Kapitel hinweggeflogen und war mir auch lange Zeit nicht ganz sicher.
Gerade aber zur kalten Jahreszeit definitiv eine Leseempfehlung von mir!

Wer zur kalten Jahreszeit eine Leseempfehlung aus dem Thriller-Bereich sucht – schaut euch unbedingt Das Chalet von Ruth Ware an. Klassische Muster des Genres finden sich heir wieder, sind aber modern und individuell gestaltet und sorgen für eine spannende und kurzweilige Unterhaltung, von der man sich nur schlecht trennen kann – like it!

KAUFEN!

AUCH REZENSIERT VON: Rabenmutti | Claudias Bücherhöhle

2 comments found

  1. Hallöchen Jill,

    so finden Start ups also ihren Platz in Thrillern, interessant und ja, die frage ist gut, wieso sich Menschen, die sich nicht leiden können quasi zusammen in den Urlaub begeben statt eine Meetingschlacht im Besprechungsraum abzuhalte. Nun gut, Hauptsache der Plot hat Nervenkitzel verursacht.

    Liebe Grüße
    Tina

    1. Liebe Tina,
      da sagst du was – die Geschichte im Ganzen hat bei mir auf jeden Fall die richtige Atmosphäre geschaffen 😉

      Liebe Grüße
      Jill

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