Rezension | Das letzte Haus in der Needless Street von Catriona Ward

Rezension | Das letzte Haus in der Needless Street von Catriona Ward

Titel: Das letzte Haus in der Needless Street | Originaltitel: The Last House on Needless Street | Autor*in: Catriona Ward | Übersetzer*in: Olaf Bentkämper | Verlag: Festa | Erscheinungsdatum: 14.12.2021 | Seitenzahl: 420

Dies ist die Geschichte von Ted, der mit seiner Tochter Lauren und der Katze Olivia in einem gewöhnlichen Haus am Ende einer gewöhnlichen Straße lebt.

Lulu, die kleine Schwester von Dee, ist vor Jahren auf mysteriöse Weise verschwunden. Man glaubt, dass sie ermordet wurde.
Als Hauptverdächtiger galt damals der Einzelgänger Ted – ein eigenartiger Mann, der an einer Entwicklungsstörung leidet. Die Anschuldigung eines solch abscheulichen Verbrechens haben sich zudem äußerst nachteilig auf sein Leben ausgewirkt.
Dee ist inzwischen erwachsen, aber immer noch fest entschlossen herauszufinden, was Lulu angetan wurde. Deshalb mietet sie ein Haus in der Needless Street und beobachtet das merkwürdige Treiben des Mannes aus der Sicherheit ihres neuen Zuhauses.
Als eine Nachbarin verschwindet und sich weitere seltsame Dinge ereignen, fällt der Verdacht erneut auf Ted … Kann Dee das Monster endlich demaskieren?

Ein höllisch gut geschriebenes Psycho-Puzzle.

Du glaubst du weißt, was im letzten Haus in der Needless Street passiert? Tja, du liegst auf jeden Fall falsch.

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Auf dieses Buch war ich mal wieder ganz besonders gespannt, nicht zuletzt, weil ich doch immer viel weniger Horror erwische, als ich mir eigentlich vornehme.

Überall lauern Gefahren

Vor einigen Jahren verschwand Dees kleine Schwester Lulu und tauchte nie wieder auf. Unter anderem stand Ted Bannerman unter Verdacht, ein Mann mit einer Entwicklungsstörung und dem Status eines Sonderlings. Ausreichende Beweise gab es nicht, aber wie es leider oft so ist, verfliegen dadurch nicht automatisch auch alle Verdächtigungen, was Ted auch selbst zu spüren bekommen hat. Neue Fensterscheiben lohnen sich schon lange nicht mehr, daher wurden die Fenster einfach zugenagelt, viel Kontakt zur Außenwelt hat er auch nicht, keinen Job mehr. Aber immerhin bleiben ihm noch seine Katze Olivia und seine Tochter Lauren, die ab und zu bei ihm ist.

So viele Jahre später werfen wir nun wieder einen Blick in das letzte Haus in der Needless Street und zu seinem Bewohner Ted. Dieser hat es durchaus nicht leicht und irgendwas scheint hier auch so ganz und gar nicht zu stimmen, seine naive und eigentlich sehr liebe Art sorgen aber dafür, dass man ihn dennoch ins Herz schließt und schnell das Gefühl bekommt, dass er mit dem Verschwinden von Lulu eigentlich nichts zu tun haben kann. Zumindest ging es mir so. Allerdings kann der Schein trügen und als Leser*in bekommt man nicht nur einen Einblick aus seiner Perspektive, sondern auch zu großen Teilen aus der von Olivia. Richtig. Olivia der Katze.
Das Ganze hört sich nicht nur ein wenig strange an, genau das ist es auch. Auf der einen Seite bekommt Olivia klare katzentypische Eigenschaften zugeschrieben, auf der anderen Seite geht sie aber auch weit darüber hinaus. Leider beantwortet sie weniger die Fragen, die beim Lesen aufkommen, als dass sie manchmal sogar noch mehr Fragen aufwirft. Auch Lauren bekommt ihre Auftritte, aber erst zum Ende hin, was sie persönlich und ihre Beziehung zu Ted einmal mehr undurchschaubar werden lässt.
Und dann gibt es neben den gruseligen und gefährlichen Wesen auf dem Dachboden auch noch einen Wald voller Gefahren. Und Dee. Dee, die so versessen darauf ist den Entführer und vielleicht auch Mörder von Lulu zu finden, dass sie selbst unberechenbar wird.

Kein leichtes Thema

Von der Grundidee hat sich Catriona Ward eigentlich ziemlich klassischen Mustern des Horror Genres bedient und weiß auf jeden Fall mit ihren Leser*innen zu spielen. Wer erst einmal damit warm geworden ist, einen Teil der Geschichte aus der Sicht einer Katze zu lesen, der verliert sich auch schnell in den Verwobenheiten. Mir zumindest ist es wahnsinnig schwer gefallen mich zu entscheiden, ob es hier um menschliche Abgründe geht oder doch etwas Übernatürliches am Werk ist. Schockiert und fasziniert zugleich hat mich die Geschichte allerdings super schnell gecatcht und auch gar nicht mehr losgelassen.

Was mir ein klein wenig Bauchschmerzen bereitet hat, war das Ding mit Teds psychischer Erkrankung. Die Klischees kennen wir alle und auch, wenn das mal weniger beleuchtet wurde, ist es nun anders und das ist auch gut so. Das Bild zu schaffen, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen prinzipiell gemein gefährlich, Mörder, Entführer und vieles weitere seien, ist mehr als nur indiskutabel. Da hat mich Catriona Ward allerdings mächtig überrascht und räumt hier gut auf, um genau dieses Vorurteil auszuräumen – dazu erfahrt ihr dann am Ende des Buches mehr!

Alles in allem ein wirklich eigenes, aber auch unglaublich einnehmendes Werk, wenn man sich darauf einlassen kann. Ich hatte durchweg ein ungutes Gefühl, konnte mich aber auch generell nicht wirklich auf meine Vermutungen verlassen und wurde immer wieder überrascht. Teilweise wirklich verstörend und unglaublich hart. Da müsst ihr sehr gut auf euch acht geben, wenn euch das Thema triggern könnte. Für mich persönlich aber auf jeden Fall mal was anderes und eine Geschichte, die mir noch lange im Kopf bleiben wird!

Catriona Ward liefert mit Das letzte Haus in der Needless Street einen wirklich einmaligen Roman im Horror Genre, der mich gar nicht mehr losgelassen hat. Schockiert und fasziniert zugleich bekommt man hier Einblicke in ein Haus, in dem nichts so ist, wie es scheint und scheinbar überall Gefahren lauern. Mit Bedacht zu genießen, aber in meinen Augen definitiv eine Leseempfehlung und eine Geschichte, die noch lange im Kopf bleibt.

KAUFEN!

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