Rezension | 78° Tödliche Breite von Hanne H. Kvandal

Rezension | 78° Tödliche Breite von Hanne H. Kvandal

Titel: 78° Tödliche Breite | Autor: Hanne H. Kvandal | Verlag: dtv | Erscheinungsdatum: 20.10.2021 | Seitenzahl: 320

Die Polarnacht bringt den Tod

Kurz nach Weihnachten reist der frisch pensionierte norwegische Ex-Kommissar Trond Lie nach Spitzbergen, wo er sich längere Zeit um seinen vierjährigen Enkel Bjarne kümmern muss. Doch das Leben in dem kleinen Ort Longyearbyen und vor allem die arktische Kälte und Dauerdunkelheit der langen Polarnacht am fast nördlichsten Punkt der Welt sind gewöhnungsbedürftig. Als die junge Hundeschlittenführerin Frida van Namen plötzlich einen Toten im Schnee entdeckt, die Polizei vom Festland aber nicht anreisen kann, übernimmt Trond nur zu gerne die Ermittlung. Bald ahnt er, dass er einem Verbrechen von großem politischem Ausmaß auf der Spur ist. Aber in der arktischen Nacht lauert nicht nur ein gefährlicher Mörder, sondern auch ein hungriger Eisbär.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Von Spitzbergen-Krimis habe ich zwar schon gehört, aber noch nichts gelesen. So wurde es endlich mal Zeit das nachzuholen und hier hat mich der Klappentext ganz besonders angesprochen.

8 Monate Dunkelheit

Für die meisten von euch ist es wahrscheinlich keine Überraschung, für mich schon: Spitzbergen, insbesondere Longyearbyen, wo es unseren Protagonisten hinverschlägt, ist der nördlichste Punkt der Welt, was auch den Polarwinter mit sich bringt. Und dieser bedeutet ACHT MONATE komplette Dunkelheit. Da komme ich immer noch nicht drüber hinweg und kann mir schlichtweg auch gar nicht vorstellen. Wie reagiert der menschliche Körper darauf? Die Psyche?
Da die Autorin nicht nur den Fokus auf ihre Story legt, sondern auch viele Infos rund um Spitzbergen, die Landschaft, die Menschen und auch die geopolitische Lage streut, habe ich auf so einiger meiner Fragen Antworten erhalten. Sogar teilweise auf welche, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie jemals stellen würde.

Dem Ex-Kommissar Trond Lie ist das Alles auch nicht so ganz geheuer, doch als ein Hilferuf seiner Tochter Ingvild kam, war es gar keine Frage, dass er zu ihr und seinem Enkelsohn Bjarne zieht, um die beiden zu unterstützen. Doch was soll man mit acht Monaten Dunkelheit anfangen? Der Zeitvertreib mit dem kleinen Bjarne hat auf jeden Fall was, aber der Alltag wird doch recht schnell eintönig, davon abgesehen, dass sich Tronds Körper auch nicht so ganz an die neuen Gegebenheiten gewöhnen möchte. Da kommt ein wenig Mord und Totschlag doch wie gerufen, um den ehemaligen Ermittler wieder ein bisschen mit ins Spiel zu bringen, oder?

Dunkelheit, Mord & Eisbär

Ihr findet es hier bei uns in Deutschland gerade kalt und dunkel? (Natürlich eine rethorische Frage, ich hab auch keinen Bock auf das Mistwetter.) Na dann macht euch auf die eisigen Lesestunden mit 78° Tödliche Breite gefasst. Ich liebe es ja passend zur Jahreszeit zu lesen und so lädt diese Geschichte geradezu dazu ein, es sich auf der Couch, am besten vorm Kamin gemütlich zu machen.
Ein wirklich cooler Charakter in der Story ist die Musherin Frida, die genau weiß, was sie will und durch all die bizarren Ereignisse sich irgendwann im Ermittlungsduo mit Trond wiederfindet.
Sie ist es nämlich, die auf einer Kurierfahrt mit ihren Schlittenhunden (JA, SCHLITTENHUNDE) die Leiche entdeckt, die ganz klar Merkmale von Mord aufzeigt. Bei einer Einwohnerzahl von gerade mal 2.300 Einwohner, wo eigentlich jeder jeden kennt, wirkt das noch bizarrer.

Gerade Frida und Trond mochte ich als Team wirklich gerne und hab die sympathischen Charaktere gerne begleitet. Auch noch ganz cool: „Der Sysselmann“, Gouverneur & Polizeichef in einem – darf ich vorstellen: Frau Mette Moller. Ich bin ja eigentlich sehr froh, die Distanz zu diesem ländlichen Leben gewonnen zu haben, doch die Geschichte hier hat mich doch einige Male schmunzeln lassen.
Longyearbyen zieht nicht nur einige touristische Arbeiter*innen an, trotz der schlechten Umstände, denn tatsächlich, darf man sich hier auch ohne Visum niederlassen und Eigentum erwerben (Svalbardvertrag), sondern auch ein Team von Geologen, die nicht ganz so seriös zu sein scheinen und wesentlich mehr mit den tödlichen Vorkommnissen zu tun haben, als sie zugeben wollen.
Ich habe schon lange nicht mehr so viele Infos aus Unterhaltungsliteratur ziehen können und habe zeitgleich viel Spannung und Atmosphäre geboten bekommen. Nicht zuletzt streift hier nämlich auch noch ein Eisbär durch die Dunkelheit, was für ein ganz eigenes Sicherheitssystem sorgt und….ihr merkt schon, das Buch hat einiges zu bieten, werft also unbedingt einen Blick hinein!
Der allgemeine Erzählstil ist zwar eher ruhig gehalten, die Story aber ist dennoch sehr spannend.

Tatsächlich hätte ich nie gedacht, dass mir 78° Tödliche Breite so viel geben würde – gute & spannende Unterhaltung, interessante Charaktere & jede Menge spannende Fakten über Polarwinter, Spitzbergen allgemein, die geopolitische Lage und die Gefahr mit Eisbären. Atmosphärisch und authentisch und auf keinen Fall mein letztes Buch von Hanne H. Kvandal!

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