Rezension | Die Legende von Koli 1: In die Verbannung von M. R. Carey

Rezension | Die Legende von Koli 1: In die Verbannung von M. R. Carey

Titel: Die Legende von Koli – Buch 1: In die Verbannung | Originaltitel: The Book of Koli | Autor*in: M. R. Carey | Übersetzer*in: Manfred Sanders | Verlag: Festa | Erscheinungsdatum: 27.10.2021 | Seitenzahl: 560

Die Erde, irgendwann weit in der Zukunft …

Hinter den Mauern des kleinen Dorfes Mythen Rood lauern tödliche Wälder, deren mutierte Bäume und Ranken Menschen sofort töten. Und falls sie einen nicht erwischen, wird es einer der hungrigen Kannibalen tun.
Liebeskummer und Wut treiben den jungen Koli zu einer drastischen Tat: Er entwendet verbotene Technologie. Doch anstatt der erhofften Bewunderung seiner Liebsten erwartet ihn ein böses Schicksal: Koli wird von der obersten Familie verstoßen und muss für immer in der Verbannung leben.
Koli hat sein ganzes Leben in Mythen Rood gelebt. Er weiß, die erste Überlebensregel lautet: Man wagt sich nicht über die Mauern hinaus. Was er nicht weiß, ist – was passiert, wenn man keine Wahl hat?

In diesem packenden Dreiteiler erzählt der Autor des Millionensellers The Girl With All the Gifts von einem Jungen, der darum kämpft, seinen Platz in einer menschenfeindlichen post-apokalyptischen Welt zu finden. Kolis Reise ist das Werk eines Meistererzählers.

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Ach Leute, wie habe ich mich auf dieses Buch gefreut! Das Cover! Und dann der Klappentext! Die Erwartungen und die Vorfreude waren also entsprechend hoch…

Allein sprachlich eine Besonderheit

Bereits nach wenigen Seiten wird klar – dieser Schreibstil bewegt sich fernab von den gewohnten Mustern. Nicht nur die Art der Autorin M. R. Carey, sondern vor allem auch die Persönlichkeit unseres Protagonisten Koli. Hier muss ich anmerken, dass ich lustigerweise von einer weiblichen Hauptfigur ausgegangen bin und dann tatsächlich eine Weile brauchte, um umzudenken.
Es sind die Satzstellungen, die Art der Wahrnehmung und Erzählung, aber teilweise auch die Grammatik. Wir befinden uns nämlich in einer Welt, die unserer schon längst entwachsen ist.
Koli und seine Gesellschaft leben in Mythen Rood in Ingland (ihr merkt es selbst) und von der Zivilisation, wie wir sie kennen, ist schon lange nicht mehr viel übrig.
Die Menschen leben abgeschottet und gesichert hinter Mauern, denn in der Natur lauern die Gefahren. Umgeben von tödlichen Bäumen, die nur darauf aus sind die Menschen zu erwischen, da sie ihre Nahrung sind und von mutierten Ratten, die auch nicht wesentlich einladender wirken.
Kurz gesagt: die Welt will die Menschen nicht mehr.

Was den Menschen aber noch bleibt ist die alte Tech (Technologie), die allerdings nur sehr begrenzt zum Einsatz kommt, jedoch auch überlebenswichtig ist. Diese ist aber nicht für jede*n gedacht, wodurch es ein Auswahlritual gibt, an dem jede*r ab dem 15. Lebensjahr teilnimmt.
So auch Koli, der eigentlich bei seiner Mutter und seinen Geschwistern lebt und für das Sägewerkt arbeitet. Früher waren es wesentlich mehr Anwärter*innen, nun teilt er sich die Unterkunft lediglich mit seinen zwei besten Freund*innen Wirbel und Haijon.

Der Anfang von etwas Großem

Die Zeit ist rum und es kommt zu dem großen Tag, an dem die Tech entscheiden soll, auf wen sie sich prägen lässt. Dies entscheidet über die Zukunft der Anwärter*innen, die ansonsten in ihren Familienbetrieben bleiben. Und was meint ihr? In den meisten Geschichten aus diesem Genre begleiten wir natürlich die Protagonist*innen, die das Schicksal gezeichnet hat und die etwas ganz Besonderes sind. Doch nicht so hier – bei Koli schlägt die Tech, trotz all der großen Hoffnungen nicht an, ebenso wenig bei seiner Freundin Wirbel (für die er übrigens auch sehr schwärmt).
Doch Haijon wurde auserwählt, was wenig verwunderlich wirkt, liegt es doch scheinbar in der Familie…

Ihr könnt es sicherlich gut nachempfinden, 15 Jahre, die Welt steht einem offen, man will so viel und bekommt doch nicht annähernd das, was man möchte. Nun ist Koli schon bei dieser Aufgabe „gescheitert“, als Haijon sich dann allerdings auch noch mit Wirbel „liiert“, brennt bei Koli einfach etwas durch und die rebellische Ader entfacht. Ohne groß darüber nachzudenken entwendet er die verschlossene Tech und macht eine verwirrende Entdeckung. Und genau diese kostet ihn auch den Platz in der Gemeinschaft und so macht er sich, wenn auch nicht ganz freiwillig, auf eine Reise außerhalb der Mauer, mitten in die Gefahren, die draußen lauern…

Ich bin immer noch baff und verliebt was das Worldbuilding angeht, aber auch von der unglaublich authentischen Art, die die Autorin hier mit ihrem ganz eigene Stil geschaffen hat, die die ganze Story und vor allem auch Koli so greifbar wirken lassen. Ich muss zugeben, dass ich mir zwischenzeitlich ein wenig mehr Spannung gewünscht hätte, bzw. ein angezogenes Tempo, denn manchmal verliert sich die Story ein wenig, wenn sie auch keinesfalls langweilig wird. Aber so ist das manchmal bei Reihen, da gibt es dann für manche Geschmäcker, wie meinen zum Beispiel, ein bisschen zu viel Zeit und zu viele Seiten zu füllen. Nichtsdestotrotz ist das eher ein kleiner Kritikpunkt, denn ich kann es gar nicht abwarten, zu erfahren, wie es hier weitergeht!

Mit Die Legende von Koli hat M. R. Carey einen absolut außergewöhnlichen Auftakt geschaffen, zwischen Science Fiction und Dystopie, und zugleich wie in der Zeit zurück versetzt. Ein unglaublich interessantes Worldbuilding und einen Protagonisten, den man mit all seinen Facetten einfach ins Herz schließen muss – ich freue mich wahnsinnig auf die Fortsetzungen!

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AUCH REZENSIERT VON: Janas Lesehimmel | Phantastik News

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