Rezension | Das Licht, das Schatten leert von Tina Brenneisen

Rezension | Das Licht, das Schatten leert von Tina Brenneisen

Titel: Das Licht, das Schatten leert |  Autor: Tina Brenneisen  |  Illustrator: Tina Brenneisen  |  Verlag: Edition Moderne  |  Erscheinungsdatum: 11.09.2019  |  Seitenzahl: 240

Eine erschütternd ehrliche Graphic Novel über das Tabuthema Totgeburt.

Als Tini ihr Baby verliert, steht für die Mittdreißigerin und ihren Freund Fritzemann die Welt still. Eine Rückkehr ins «normale» Leben scheint unmöglich, der eigene Körper wird plötzlich zum Feind. Auf Tini wartet ein Leben im Konjunktiv, sie wird von quälenden Fragen heimgesucht, Fragen nach Schicksal und Schuld, nach Strafe und Gerechtigkeit. Ganz allmählich gelingt es den beiden, sich aus der lähmenden Ohnmacht herauszuarbeiten.

Tina Brenneisen verarbeitet den Verlust ihres Sohnes mit bemerkenswerter Offenheit und Schonungslosigkeit. Ihr sprachlich eindrucksvoller, bildgewaltiger Comic wurde 2017 mit dem Berthold-Leibinger-Comicbuchpreis, der höchstdotierten deutschen Comicauszeichnung, prämiert.

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!

Allein die Thematik, bzw. wie diese behandelt wird, hat mich unglaublich neugierig auf dieses Werk gestimmt. Und was soll ich sagen? Ich wurde auf keinen Fall enttäuscht.

Eingehend & ehrlich

Es scheint immer noch ein großes Tabuthema zu sein, wenn eine Schwangerschaft eben nicht so verläuft, wie sie es sollte. Den Betroffenen wird es auch nicht dadurch leichter gemacht, dass Mitmenschen nicht darüber sprechen können oder sie sogar meiden. Und genau darum geht es in Das Licht, das Schatten leert. Tina Brenneisen verarbeitet in diesem Comic ihre eigene Erfahrung, ihre Trauer.

Wieso ist es so schwer, dass wenn Menschen solch ein Schicksal ereilt, sie aufzufangen? Warum ist es gerade so vielen Außenstehenden so unangenehm? Die Isolation trägt ihren Teil dazu bei – selbstverständlich ist jede Geschichte anders und man kann nicht alles über einen Kamm scheren, doch eins ist wohl klar – es ist niemandem damit geholfen, wenn man ihn allein lässt.

Nachklang

Auf der einen Seite ist es so unglaublich niederschmetternd mitzuerleben, was dieses Paar durchgemacht hat und auf der anderen Seite habe ich noch nie so viel Stärke gesehen. Ich finde es mehr als nur mutig, diese Erfahrung mit seinen Lesern zu teilen und bin unglaublich beeindruckt. Mehr als einmal sind mir die Tränen gekommen und die Geschichte lässt einen auch nach dem Lesen nicht so schnell los.

Der Zeichenstil an sich ist zwar weniger nach meinem Geschmack, allerdings spielt er bei dieser Geschichte auch keine große Rolle – zumindest nicht für mich. So viel Ehrlichkeit und Mut ist selten zu finden und erschafft einmal mehr eine Möglichkeit über ein Thema zu sprechen, über das sich viele nicht zu sprechen trauen.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 20180611_193530-700x149.png

Tina Brenneisen hat mit ihrem Comic Das Licht, das Schatten leert nicht nur eine emotionale und unglaublich wichtige Geschichte geschrieben, sondern auch ihre eigene Erfahrung darin verarbeitet und einmal mehr die Möglichkeit geschaffen über das Tabuthema Totgeburt zu sprechen, das leider meistens verschwiegen wird und dafür sorgt, dass die Betroffenen alleine gelassen werden.

KAUFEN!

AUCH REZENSIERT VON: Geek Whisper

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 20180611_193239-700x149.png

Kommentar verfassen