Rezension | Das Ting von Artur Dziuk
Titel: Das Ting | Autor: Artur Dziuk | Verlag: bold | Erscheinungsdatum: 16.09.2019 | Seitenzahl: 464
#schoeneneuemenschen
Vier junge Visionäre gründen in Berlin ein Start-Up up und entwickeln zusammen eine App: das sogenannte Ting, das körperbezogene Daten seiner Nutzer sammelt, auswertet und auf dieser Grundlage Handlungs- und Entscheidungsempfehlungen gibt.
Das Prinzip Ting überzeugt – die App schlägt ein wie eine Bombe. Getrieben vom Erfolg entwickelt Mitgründer Linus die Möglichkeiten immer weiter, sein eigenes Leben und das der User mithilfe des Ting zu optimieren. Doch um neue Investoren für die Firma zu gewinnen, sind er und sein Team bald gezwungen, sich auf ein gefährliches Spiel einzulassen: Sie verpflichten sich vertraglich, künftig unter allen Umständen jeder Empfehlung des Ting zu gehorchen – mit verheerenden Folgen.
Über das Buch von Artur Dziuk bin ich hauptsächlich durch das neue Imprint bold von dtv gestoßen. Auch hier wurde eine ganz besondere Geschichte versprochen und wer möchte sich solch eine schon entgehen lassen?
Was für ein Schreibstil!
Einigen ist sicherlich schon aufgefallen, dass ich deutschsprachigen Autoren gegenüber leider ziemlich skeptisch bin. Das tut mir oft auch leid, aber irgendwie kann ich es nicht ablegen. Zusätzlich hat Artur Dziuk mit Das Ting auch noch seinen Debütroman auf den Markt gebracht, was keinesfalls heißen soll, dass ich nichts Gutes erwartet hätte, nur gehe ich dann meistens ein wenig „entspannter“ an die Sache ran. Tja, wie sehr man, oder in diesem Fall ganz einfach ICH, sich irren kann, wird hier bewiesen. Der Autor hat einen absolut fantastischen Schreibstil, der mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. Unglaublich klar strukturiert, flüssig und zugleich unglaublich gefühlvoll und spannend. So kam es dazu, dass ich nach wenigen Seiten das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte.
Kennt ihr das, wenn ihr einen Charakter gerade so richtig angenommen habt, euch ein wenig ärgert, wenn es einen Perspektivwechsel gibt? Mir ergeht es ganz oft so und leider schaffen es nur selten Autoren, dass ich von den weiteren Charakteren genauso angetan bin. In Das Ting wird aus den Perspektiven der vier jungen Protagonisten berichtet, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch alle ihren ganz eigenen Charme versprühen. Hier hat Artur Dziuk nicht nur mit seinem Schreibstil, sondern auf jeden Fall auch mit seiner individuellen und authentischen Charaktergestaltung überzeugt.
Das Ting?
Eigentlich hat mich das Buch in jeder erdenklichen Sicht überraschen können und das jedes Mal im Positiven. Irgendwie hatte ich natürlich eine Vorstellung von dem, was mich hier in der Geschichte erwarten würde, doch auch hier kam alles anders. Natürlich spielt zum einen das Ting selbst eine wirklich große Rolle – stellt euch vor, ihr hättet einen stillen Begleiter, der euch in jeder Lebenslage unterstützt? Euch quälende Entscheidungen abnimmt und an Termine erinnert? Auf eure Gesundheit achtet? Na, klingt das nicht verlockend? Wo das jedoch hinführen kann, können sich die meisten sicherlich denken, doch der Entstehungsprozess ist das, was es hier ganz besonders interessant macht.
Doch Artur Dziuk hat seinen Fokus wesentlich weiter gefächert und nimmt in seinem Roman viele gesellschaftliche Probleme auf. Ebenso wird aber auch auf viele Werte geachtet – was macht uns denn menschlich? Es geht um die eigene Entwicklung, die eigenen Entscheidungen, Freundschaften und vieles mehr. Die Entwicklung der Geschichte selbst hatte einen unglaublichen Sog auf mich, war erfrischend, spannend und teilweise auch wirklich beängstigend. Ein Buch, das noch lange nachklingen wird.
Mit Das Ting von Artur Dziuk hatte ich mir eine besondere Geschichte versprochen, wurde aber bei weitem mehr überrascht als ich es für möglich gehalten hätte. Ein unglaublich fesselnder und intelligenter Schreibstil, der eine interessante Idee aufnimmt und diese weiterentwickelt, bis man sich nicht mehr davon lösen kann.
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