Rezension: Der Angstfresser / Tanja Hanika | Wieviel Horror verträgst du?

„Lucille, in einer Welt, in der jeder meint, depressiv zu sein, muss den Menschen gelehrt werden, was es bedeutet lebendig zu sein. Am Leben zu sein. Diese Zeitspanne, so kurz sie ohnehin schon ist, sollen sie endlich wieder schätzen. Was hilft da besser als Todesangst?“

Der Angstfresser

Titel: Der Angstfresser | Autor: Tanja Hanika | Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform | Erscheinungsdatum: 01.04.2018 | Seitenzahl: 204

Angst, Blut und Schmerz.

Chester Harris will mehr davon. Er ist Horrorautor und es stellt ihn nicht länger zufrieden, die Leser mit seinen Gruselgeschichten zu erschrecken. Daher lädt er zu einem Horrorabend ein, der seinen ahnungslosen Gästen alles abverlangt. Sie müssen ein Spiel um Leben und Tod überstehen, indem sie die eigenen Grenzen überschreiten. Angst, Blut und Schmerz stehen auf Chesters Speiseplan und er wird viel davon bekommen.

Warnung: Der Horrorroman enthält explizite Gewaltdarstellungen und abstoßende Details.

Ich habe vor ein paar Wochen eine super liebe Anfrage von der Autorin bekommen und war gleich Feuer und Flamme. Früher habe ich ausschließlich Thriller und Horror gelesen, wobei letzteres eigentlich auch weniger, wodurch ich mit diesem Buch die Chance gesehen habe, endlich mal wieder zum alten Genre zurückzugreifen!
Dazu hat mich schon allein die Triggerwarnung unglaublich neugierig gestimmt.
Vielen lieben Dank an den Tanja für das Rezensionsexemplar!

Natürlich ist es immer schwierig, die Frage, wieviel man in einem Klappentext verraten möchte, aber auch genügend darauf hinzuweisen, was den Leser erwarten wird. Der Angstfresser wird mit Abstand nicht das grausigste Buch auf dem Markt sein, dennoch finde ich die Warnung durchaus angemessen.

Man durchlebt in der Geschichte einen kleinen Perspektivwechsel, wobei die Hauptrolle ganz klar von Chester Harris selbst dominiert wird. Ein Autor, der das Gefühl bekommt, sein gewisses Etwas verloren zu haben.
Was sich daraufhin allerdings für Maßnahmen in seinem Kopf zusammenspinnen nimmt ein Ausmaß an, das keiner von uns jemals miterleben möchte.
Von der ersten Seite an hat mich ein beklemmendes Gefühl eingenommen, eine Vorahnung, dass die Menschliche Psyche hier jegliches Realitätsgefühl und ihre Menschlichkeit verloren hat.

Mit einem Seitenblick zu June wurde ihm klar, dass es für ihn nicht nur hieß, sie beide unversehrt durch diese Horrornacht zu bringen. Ein mindestens ebenso wichtiger Kampf war es, er selbst zu bleiben.

Trotz der eher kürzeren Seitenanzahl schafft es die Autorin bei Der Angstfresser eine gelungene Stimmung aufkommen zu lassen, sodass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Der Schreibstil wirkt eher distanziert und teilweise ein wenig emotionslos, was den entsprechenden Situationen aber zugute kommt. Dennoch erlangt man genügend Einblicke, mehr als man eigentlich vermag, in die schaurigen Gedankengänge der Mitstreiter.
Denn nicht nur Chester Harris scheint hierbei seinen Spaß gefunden zu haben, sondern auch die perfekten Mitmenschen für seinen Spaß herausgesucht zu haben.

Teilweise konnte ich wirklich nur noch schwer an mich halten, da manche Szenen wirklich jegliche Schmerzgrenzen überschritten haben. Ich kann euch nicht einmal empfehlen, ob es besser wäre, mit leerem pder gefüllten Magen an diese Geschichte heranzugehen.
Die Charaktere waren unglaublich facettenreich und haben die unterschiedlichsten Reaktionen hervorgebracht und der ganzen Geschichte noch einen zusätzlichen Aufschwung verpasst. Bis zur letzten Seite konnte ich einfach nicht erahnen, was mich beim Ende erwarten wird.

Tanja Hanika mit Der Angstfresser eine wirklich gelungene Horrorgeschichte in die Welt gesetzt, die ich jedem nur empfehlen kann, der sich ihr gewappnet fühlt.
Trotz der wenigen Seiten kommt es hier zu einem enormen Spannungsaufbau und Charakteren, die immer mehr das Gefühl zu sich selbst verlieren. Wie weit würdest du gehen, um am Leben zu bleiben? Und wie weit traust du deinen Mitmenschen, wenn sie vor derselben Frage stehen?

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11 comments found

    1. Liebe Nicci,

      das freut mich sehr! Falls du mal Lust auf einen kurzen Horrortrip hast, kann ich dir das Buch auf jeden Fall empfehlen 😉

      Liebste Grüße <3 Jill

  1. Moin Jill,

    Früher habe ich total gern Horror gesehen und gelesen. Irgendwann hab ich mich dann aber ganz heimlich still und leise in einen kleinen Schisser verwandelt…. bin aber grad am überlegen ob ich diesem Büchlein eine Chance geben soll….

    Liebe Grüße,
    Verena

    1. Liebe Verena,

      ich amüsiere mich gerade köstlich bei deiner Wortwahl – richtig gut 😀
      Falls du mal zu dem Buch greifen solltest, wünsche ich dir ganz viel SPaß 😉

      Liebste Grüße <3 Jill

  2. Liebe Jill,
    das klingt wirklich gut! Ich bin immer auf der Suche nach guten Horror Geschichten, leider sind die meisten dann doch nicht so horrormäßig, wie ich sie gerne hätte – oder meine Erwartungen sind seit „Es“ einfach zu hoch.
    Coole Rezension die definitiv Lust auf das Buch macht!
    Liebe Grüße,
    Elli

    1. Liebe Elli,

      erinner mich bloß nicht an ES – ich habe glaube ich noch nie in meinem Leben solche Gewissensbisse gegenüber einem Buch gehabt, weil ich es immer noch nicht beendet habe 😀
      Aber ich kann schon verstehen, dass man da gewisse Erwartungen hat!
      An Der ANgstfresser hat mir halt auch gefallen, dass es mal eine kürzere Story war, die aber dennoch fesseln und überzeugen konnte – wobei Geschmäcker natürlich unterschiedlich sind.
      Falls du aber zu dem Buch greifen soltlest, wünsche ich dir ganz viel Spaß beim Lesen und bin schon sehr gespannt auf deine Meinung!

      Liebste Grüße <3 Jill

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