Rezension | Der dunkelste aller Zauber von Margaret Rogerson

Rezension | Der dunkelste aller Zauber von Margaret Rogerson

Titel: Der dunkelste aller Zauber | Originaltitel: A Sorcery of Thorns | Autor*in: Margaret Rogerson | Übersetzer*in: Claudia Max | Verlag: cbj | Erscheinungsdatum: 09.05.2022 | Seitenzahl: 544 (Printaussgabe)

Traue niemals einem Zauberer …

Wenn es eine Sache gibt, die die 16-jährige Elisabeth weiß, dann: Alle Zauberer sind abgrundtief böse. Seit sie als Findelkind auf den Treppen einer der Großen Bibliotheken von Austermeer ausgesetzt wurde, ist sie zwischen magischen Grimoires großgeworden – Büchern, die in den Regalen flüstern, ihre Eisenketten zum Klirren bringen und sich in tödliche Monster aus Tinte und Papier verwandeln, wenn man sie provoziert. Als durch einen Sabotageakt das gefährlichste Grimoire der ganzen Bibliothek freikommt, wird Elisabeth die Schuld an seinem Ausbruch gegeben. Elisabeth bleibt nichts anderes übrig, als sich ausgerechnet an ihren Erzfeind zu wenden – den Zauberer Nathaniel Thorn. Zusammen mit ihm und seinem dämonischen Diener Silas findet sich Elisabeth bald im Fadenkreuz einer jahrhundertealten Verschwörung wieder. Und diese droht, nicht nur alle Großen Bibliotheken in Flammen aufgehen zu lassen, sondern die ganze Welt …

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Obwohl ich leider zugeben muss, dass mich das Buch Der Rabenprinz der Autorin nicht ganz so sehr begeistern konnte, war ich dennoch sehr interessant auf diese Geschichte und wollte gerne noch einen Versuch starten.

Spannender & düsterer Einstieg

Ganz ehrlich, mit solch einem mitreißendem Einstieg hätte ich nicht gerechnet. Wir begegnen der jungen Elisabeth Scrivener, die als Findelkind in der großen Bibliothek Summershall in Austermeer gelandet ist und dort mit der Ausbildung der Aufseherin aufwächst und schon befinden wir uns mitten unter gefährlichen Grimoires, dunklen Geheimnissen und jeder Menge Abenteuer.
Bereits nach nur wenigen Seiten bereitet sich die eher düstere Atmosphäre der Geschichte aus und trifft damit genau meinen Geschmack – ebenso das Tempo, das hier gleich zu Beginn angezogen wird. Denn kaum in Summershall angekommen, beginnt auch schon der Schrecken:
Eins der gefährlichen Grimoires hat sich in ein Malefict verwandelt und zieht dadurch als Monster seine Kreise. Zur falschen Zeit am falschen Ort und Elisabeth befindet sich nicht nur mitten im Chaos, sondern auch mitten im Fokus als Verdächtige.

Trotz der offensichtlichen Verbundenheit der magischen Grimoires und der Zauberer, wird in den Bibliothekaren strikt die Lehre weitergegeben, dass Zauber*innen böse sind.
Blöd nur, dass sich Elisabeth jetzt genau solch einem gegenübersieht. Nathaniel Thorn ist derjenige, der die Verdächtige überführen soll. Wieso auch nicht, schließlich hatten die beiden schon einmal eine kurze Begegnung. An seiner Seite Silas, sein dämonischer Diener – denn genau dadurch erhalten hier die Zauber*innen ihre Kräfte, durch einen Handel mit einem starken Dämon. (Jetzt kann man die Vorurteile vielleicht auch besser nachvollziehen.)
Nichtsdestotrotz muss Elisabeth schnell erkennen, auch wenn sie sich eine Weile sträubt, dass vieles von dem, was sie gelernt eben doch eher Vorurteilen und nicht immer der Wahrheit entspricht.
Für die junge Bibliotheksmitarbeiterin beginnt generell ein neuer und ziemlich spannender Abschnitt ihres Lebens, denn rausgekommen ist sie noch nie. Und es ist wohl weniger ein Spoiler, wenn ich euch verrate, dass sie nicht direkt verurteilt und eingesperrt wurde, damit hätte man die weit über 500 Seiten wohl weniger füllen können.

Worldbuilding & Entwicklung

So spannend der Einstieg auch gestaltet war, kann er durchaus auch ein wenig überrumpeln. Ich kann verstehen, wenn das manchen Leser*innen zu schnell ging, ich fand den Stil von Margaret Rogerson allerdings sehr gut ausbalanciert. Von der ersten Seite an Action und sobald man zum Durchatmen kommt, werden die entsprechenden Auf- und Erklärungen nachgeholt.
In der Regel bin ich tatsächlich kein Fan von „Büchern über Büchern“ – ich liebe das Lesen und arbeite in einer Bibliothek, irgendwann muss da aber auch mal ein wenig Abwechslung rein, haha.
Den Aufbau der Grimoires und ihrer unterschiedlichen Gefahreneinstufung fand ich allerdings ziemlich interessant. Tatsächlich geht es hier auch weniger um den Inhalt im Allgemeinen, sondern eher um die Tätigkeit Drumherum und den entsprechend geschulten Umgang.
Im Allgemeinen hat mich das Worldbuiling hier aber sehr gut unterhalten können. Die großen unheimlichen Bibliotheken, das Zusammenspiel von Zauber*innen und Dämon*innen und die hierarchischen Ordnungen der Gesellschaft. All das wirkt aber keinesfalls erschlagend, sondern einfach nur stimmig.

Elisabeth macht allein und an der Seite von Nathaniel und Silas eine ziemlich lange Reise durch, die den Einzelband vollkommen ausfüllt. Ich war über einige Entwicklungen mächtig überrascht und muss hier wirklich mal mein Kompliment an die Autorin aussprechen. Auch die junge Protagonistin geht einen großen Wandel durch, die bisherige Weltanschauung in Frage zu stellen ist nicht immer leicht. Hier wird auch vermehrt die unterdrückte Rolle der Frau thematisiert, was manchmal ganz schön zusetzen kann. Durch diese Mischung ist das Buch auf jeden Fall auch etwas für ältere Leser*innen – habt also keine Angst, dass die Zielgruppe bei 12 enden könnte.
Ein tolles Gesamtpaket, das mich echt überraschen konnte – viele unerwartete Wendungungen, Tiefgang, Humor und auch das ein oder andere Tränchen.

Mit Der dunkelste aller Zauber konnte mich Margaret Rogerson wahrlich begeistern – ein so düsteres und spannendes Abenteuer habe ich hier tatsächlich nicht erwartet und habe die Geschichte sehr genossen. Eine große Empfehlung meinerseits, gerade wenn ihr bei gefährlichen Grimoires, Zauberern und Dämonen hellhörig werdet!

KAUFEN!

AUCH REZENSIERT VON: Roman Tipps | Chilly’s Buchwelt | Letannas Bücherblog

1 comment found

Kommentar verfassen