Rezension: Der Geist des Ozeans / Kurt De Swaaf

Vielleicht ist dies die biologische Grundlage von Mitgefühl, dessen wir Menschen uns so gerne rühmen, und welches wir doch so oft verweigern.

Der Geist des Ozeans

Titel: Der Geist des Ozeans  |  Autor: Kurt De Swaaf  |  Verlag: Benevento Erscheinungsdatum: 23.03.2017  |  Seitenzahl: 240

Der Pottwal, König aller Weltmeere.

Keiner taucht tiefer, keiner ist lauter, keiner hat ein größeres Gehirn. Ob es die Rettung eines gestrandeten Wals ist, der durch Menschenhand geheilt und wieder in die Freiheit entlassen wird, oder der legendäre Moby Dick: Die Wucht seiner physischen Gestalt, sein ebenso schnelles
Auftauchen wie Verschwinden inspiriert Schriftsteller und fasziniert die Menschheit. Insbesondere die Forscher.

Kurt de Swaaf erzählt in seinem emotional packenden und wissenschaftlich fundierten Buch die Geschichte eines dieser geheimnisvollen Ozeanriesen und die einer spannenden Forschungsexpedition.

Durch Zufall bin ich auf das Buch gestoßen, als ich durch das Programm des Benevento Verlags gestöbert habe. Bisher habe ich noch nie ein Buch in der Richtung gelesen und hätte auch vorher nicht damit gerechnet, dass es so eine Anziehung auf mich ausüben konnte – doch das Cover und der Klappentext klangen einfach zu verlockend.
Vielen lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Obwohl ich gestehen muss, dass ich wirklich nicht mit viel Wissen über Meeresbewohner punkten kann, ist die Faszination unglaublich groß. Als ich vor einigen Jahren in Kanada war, hatte ich mich auch auf eine Whale-Watching Tour begeben, allerdings erfolglos. Das war’s dann mit meinem Traum von Free Willy und mir.
Als ich aber die ersten Zeilen von Der Geist des Ozeans gelesen habe, kamen diese Erinnerungen gleich wieder hoch und die Neugier war geweckt.
Kurt De Swaaf erzählt hier aus zwei Perspektiven, die unterschiedlicher nicht sein könnten, dadurch dem Leser aber einen größeren Einblick ermöglichen.
Zum einen wird hier aus einer wissenschaftlichen, aber durchaus umgangssprachlichen Perspektive berichtet, das wechselt sich mit der Sicht des jungen Pottwals Physty. Natürlich kann man hier nur vermuten, wie sich die Gedankengänge und das Verhalten genau abspielen, es wirkt allerdings keinesfalls überzogen und sorgt einfach für Abwechslung im Lesefluss.

Phystys Sicht ist jetzt nicht unbedingt hoch emotional aufgebaut, sorgt aber für neugierige Momente, in denen man die Möglichkeit hat, die erforschten Fakten aus der Theorie mit der Praxis zu vergleichen und das Verhalten der Wale näher kennenzulernen. Und was einem in dieser Hinsicht geboten wird, ist einfach unglaublich faszinierend!
Ich konnte nicht nur einiges über die Pottwale erfahren, die eine wirklich interessante und bemerkenswerte Lebensweise haben, sondern auch über andere Meeresbewohner, die sich genauso bemerkenswert und überraschend verhalten.

Er ist demnach nicht nur sozialkompetent, die Art zeigt auch Ansätze kultureller Entwicklung. Ihre akustische Kommunikation weist regionale und gruppeneigene Unterschiede auf. Mit anderen Worten: Sie sprechen Dialekte.

Pottwale unterhalten sich durch sogenannte Klickgeräusche und kommunizieren dadurch auch ganz offensichtlich miteinander. Ganz durchschaut hat die Wissenschaft die Sprache natürlich noch nicht, aber wusstet ihr, dass die Wale in den verschiedenen Gebieten auch unterschiedliche Dialekte sprechen? Da musste ich wirklich schmunzeln.
Als natürliche Feinde haben sie, abgesehen natürlich von uns Menschen, eigentlich nur die „Weißaugen“, die Orcas. Diese sind bekannt als überaus intelligente und durchtriebene Jäger. Wer in diesen Gefechten die Oberhand hat, ist schwer zu sagen und kommt auf die Anzahl der jeweiligen Wale an.
Hier wurde ich aber über ein durchaus bemerkenswertes Phänomen aufgeklärt, das mich wahrlich zu Tränen gerührt hat. Buckelwale, die in der Regel durch ihre Größe nichts zu befürchten haben, außer sie haben vielleicht gerade Junge bei sich, setzen sich durchaus des Öfteren für andere Meereslebewesen ein und schützen diese. Ganz ohne Hintergedanken.
Sie reagieren einfach empathisch und sehen, dass gewisse Lebewesen unterlegen sind.

Was ich allerdings ein wenig schade fand, waren die Fußnoten. Immer mal wieder, in Sachliteratur nicht ungewöhnlich, gibt es Markierungen für Fußnoten, diese befinden sich allerdings leider nicht untenstehend auf der jeweiligen Seite, sondern gesammelt am Ende. Um nicht jedes Mal aus dem Lesefluss katapultiert zu werden, habe ich diese dann einfach nicht nachgeschlagen. Das hat mir vom Verständnis her zwar keinen Abbruch getan, allerdings wären sicherlich interessante Zusatzinformationen dabei gewesen. Das ist vielleicht aber auch einfach Geschmacks- oder Gewohnheitssache.

Ansonsten konnte mich Der Geist des Ozeans aber auf jeden Fall überzeugen, ich habe Sachen erfahren, auf die ich ansonsten wohl niemals gestoßen wäre und so schnell sicherlich auch nicht mehr vergessen werde. Faszinierend und träumerisch zugleich, wenn auch rein von der Geschichte her kein Highlight.

Kurt De Swaaf konnte mich mit seinem Werk Der Geist des Ozeans wirklich überraschen. Obwohl sich der Aufbau anders gestaltet hatte, als erwartet, habe ich doch genau das geboten bekommen, was ich mich erhofft hatte. Zwischen leicht verständlichen Fakten wird eine Geschichte mit eingesponnen, die die ganze Thematik veranschaulicht und zum Lesen einlädt.
Für all jene, die immer schon mehr über die Bewohner des Meeres erfahren wollten, oder dieses Bedürfnis, wie ich, auch kürzlich erst bei sich entdeckt haben.

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3 comments found

  1. Ui, das ging aber schnell mit deiner Rezi! 🙂 Ich war schon sehr gespannt drauf – und das hast du nun wunderbar beschrieben. Ich finde Wale und Delfine auch sehr faszinierend. Habe auch schon ein bisschen was in Sachbüchern darüber gelesen. Und auch mir ging es letztes Jahr in Kanada wie dir. Trotzdem lese ich sicher noch mehr über diese Tiere. 🙂 Dieses Buch klingt schonmal toll! Liebe Grüße, Kathrin

    1. Liebe Kathrin,

      es freut mich sehr, dass dein Interesse an dem Buch so groß ist!
      Ich hoffe sehr, dass es dir auch so gefallen wird und wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen 🙂

      Liebste Grüße <3 Jill

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