Rezension | Der Riss von Thilo Winter
Titel: Der Riss | Autor*in: Thilo Winter | Verlag: Luebbe | Erscheinungsdatum: 27.01.2023 | Seitenzahl: 384 | Altersempfehlung: ab 16
Die Vulkanologin Antonia Rauwolf wird mit einem ungewöhnlichen Auftrag zu einer Forschungsstation im bedrohten ewigen Eis der Antarktis geschickt: Sie soll herausfinden, ob die kürzlich entdeckten knapp hundert Vulkane aktiv werden könnten, denn ein Ausbruch hätte katastrophale Folgen für das Weltklima. Was keiner weiß: Sie ist auch gekommen, um nach ihrem Bruder Emilio zu suchen, der nach einer verhängnisvollen Expedition in die eisige Wüste als vermisst gilt. Bei ihren Nachforschungen kommt Antonia gefährlichen Machenschaften auf die Spur. Durch illegale Bohrungen geraten Eisplatten in Bewegung, die seit dreißig Millionen Jahren den Lebensraum vieler Arten beschützt haben. Ein atemloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt …
Ein rasanter Thriller vom eisigsten Schauplatz der Welt
Thilo Winter schreibt erschreckend nah an der Realität
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Ich muss zugeben, dass es einfach das Cover war, dass mich hier direkt neugierig gemacht hat. Und ein Thriller mitten im Eis weckt ebenso immer wieder meine Neugier!
Klima-Thriller
Mit einem rasanten und potenziell tödlichen Einstieg hat Thilo Winter mich direkt mit seiner Geschichte gepackt. Emilio ist auf dem Weg zu einer Expedition, die aber komplett außer Kontrolle gerät und danach…wird er als vermisst gemeldet.
Unabhängig davon werden knapp hundert Vulkane in der Antarktis entdeckt, was verständlicherweise für ziemlich viel Wirbel sorgt. Dadurch wird die Wissenschaftlerin, aber vor allem Vulkanologin Antonia Rauwolf hinzugezogen, um herauszufinden, ob die Vulkane noch ausbrechen könnten. Denn auch ohne Vorkenntnisse kommt man schnell darauf, dass dies nicht nur verheerende Auswirkungen auf die Antarktis selbst, sondern unser ganzes Weltklima hätte. Was die anderen allerdings nicht wissen ist, dass Antonia die Schwester von Emilio ist, die ihre Chance nutzt herauszufinden, was mit Emilio passiert ist.
Diese Spezialrichtung des Genres sorgt natürlich für ganz unterschiedliche Reaktionen – ich selbst finde die Thematik unfassbar spannend, kann aber nicht mit jeder Umsetzung etwas anfangen. Was zum einen natürlich prinzipiell nicht verwunderlich ist, mir ist es aber auch immer wichtig, dass wenn ich eben nicht nur ein Sachbuch, sondern auch einen Thriller lese, die Spannung nicht zu kurz kommt. Der Autor kann sich diesbezüglich definitiv sehen lassen. Zu meiner Überraschung hat er sogar einen ziemlich großen Fokus auf Action gelegt, wodurch man sich auch einen Blockbuster vorstellen könnte.
Der Spannungsbogen wird immer mal wieder angezogen und die Story liest sich wirklich gut weg.
In manchen Situationen war es mir auch mal zu viel des Guten, gerade bezogen auf die Charaktergestaltung. Was bei Antonia vielleicht an der einen oder anderen Stelle ein bisschen too much war, hätte gut und gerne auf andere Charaktere verteilt werden können – doch dies sollte eher als kleiner Kritikpunkt untergehen.
Liebe zur Recherche
Was mich hier aber besonders gecatcht hat war, dass Thilo Wolf das Potenzial vom Setting Antarktis wirklich ausgeschöpft hat. Man merkt wie viel Liebe zum Detail und welche gute Recherche hinter dem Buch steckt und konnte weitaus mehr mitnehmen als einfach nur eine eisige Atmosphäre. So gibt es nicht nur diesbezüglich anschauliche Erklärungen, sondern auch Rund um die Forschungsarbeit, wie in diesem Fall auf der Station Neumayer III – ein Einblick, der mir persönlich echt gut gefallen hat.
So wird hier mit typischen Spannungselementen des Genres gearbeitet, vor allem aber auch der großen Frage, inwiefern die überraschende Entdeckung Auswirkungen auf uns alle haben könnte.
Und damit es ja nicht langweilig wird, kommt Antonia Rauwolf auch noch so einigen Machenschaften auf die Schliche…
Neben Spannung, Aufklärung und interessanten Details gab es dann auch noch ein bewegtes Familienportrait, das mich ebenfalls angesprochen hat. Also ein wirklich gelungenes Gesamtpaket, auch wenn ich zugeben muss, dass mir noch eine Klitzekleinigkeit gefehlt hat. Nichtsdestotrotz kann ich nur eine ehrliche Leseempfehlung aussprechen, egal ob für klassische Thrillerfans oder jene, die sich gerade für Geschichten interessieren, die einen Fokus auf die Klimakatastrophe bieten. Denn trotz des Unterhaltungswertes liegt hier dennoch auch in gewisser Weise oder zumindest zum Teil ein Sachbuch vor, das so einiges zu bieten hat. All das verbunden mit dem Nachwort ergibt es schon eine Story, die im Kopf bleibt. Und außerdem eine Möglichkeit für einen einzigartigen Ausflug in die Antarktis!
An manchen Stellen mag die Geschichte vielleicht überspitzt erscheinen, doch Thilo Winter bietet mit diesem Buch einen spannungsgeladenen Klima-Thriller, der mit viel Liebe zur Recherche auch für Laien zu verstehen ist und einen großen Fokus auf actionreiche Handlungen legt.
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Krimi Couch | Dauerleserin