Rezension | Der Rote Palast von June Hur
Titel: Der Rote Palast | Originaltitel: The Red Palace | Autor*in: June Hur | Übersetzer*in: Elena Helfrecht | Verlag: CroCu (Cross Cult) | Erscheinungsdatum: 01.08.2023 | Seitenzahl: 352
Den Palast zu betreten bedeutet, einen blutigen Pfad zu beschreiten.
Joseon (Korea), 1758. Unehelichen Töchtern stehen in der Hauptstadt nur wenige Möglichkeiten offen, aber durch harte Arbeit und Studium hat sich die achtzehnjährige Hyeon eine Stelle als Palastschwester verdient. Alles, was sie will, ist, den Kopf unten halten, gute Arbeit leisten und vielleicht endlich die Anerkennung ihres entfremdeten Vaters gewinnen.
Doch plötzlich wird Hyeon in die dunkle und gefährliche Welt der Hofpolitik gestoßen, als jemand in einer einzigen Nacht vier Frauen ermordet. Die Hauptverdächtige ist Hyeons Mentorin. Entschlossen, die Unschuld ihrer geliebten Lehrerin zu beweisen, beginnt Hyeon mit ihren eigenen geheimen Ermittlungen.
Bei ihrer Suche nach der Wahrheit trifft sie auf Eojin, einen jungen Polizeiinspektor, der ebenfalls auf der Suche nach dem Mörder ist. Als die Beweise beginnen, auf den Kronprinzen als Mörder hinzuweisen, müssen Hyeon und Eojin zusammenarbeiten, um die dunkelsten Ecken des Palastes zu durchsuchen und die tödlichen Geheimnisse hinter dem Blutvergießen aufzudecken.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Ich habe mich durchaus schon sehr auf den Titel gefreut, doch mit diesem Ergebnis hätte ich wirklich nicht gerechnet!
Mordermittlungen im alten Korea
June Hur entführt uns nach Joseon um 1758, wo wir auf die 18-jährige Hyeon treffen. Eine Welt, die unehelichen Töchtern nicht viel zu bieten hat und dennoch trotzt die junge Frau diesen Vorstellungen und hat sich durch harte Arbeit und Studium einen Platz als Palastschwester gesichert. Allein die Einführung in eine ganz andere Zeit und eben auch einigen Missständen erfolgt unglaublich einnehmend. Wie eine kleine zerbrechliche Welt, in der man nie weiß, wo die Macht gerade lauert.
Vor allem sucht Hyeon aber die Anerkennung ihres Vaters – dieser ist diese natürlich keinesfalls wert, aber genau so etwas macht so eine toxische und abhängige Beziehung aus. Die Autorin knüpft sich hier immer wieder die feministischen Punkte heraus und beleuchtet diese gut, bzw. gibt Hyeon eine unglaublich kraftvolle Stimme und Position in dieser Reflektion.
Eines nachts werden dann vier tote Frauen gefunden und der Verdacht fällt auf Hyeons Mentorin, das kann doch gar nicht sein?! Obwohl ihr natürlich ausdrücklich verboten ist, dieser Sache auf den Grund zu gehen, lässt sie sich keinesfalls davon abhalten und tappt von einer Falle in die nächste, bis sie sich mitten zwischen Mordermittlungen und Palastintrigen wiederfindet.
Und da sich solch ein Kampf einfach nicht gut allein kämpft, erscheint dann ein junger Mordermittler an ihrer Seite. In seinen Kreisen auch nicht wirklich respektiert, weil er zu jung und zu offen ist. Doch Eojin beweist sich nicht nur jeden Tag aufs Neue, er wird auch eine unglaublich große Unterstützung für Hyeon.
Absolut einnehmend
Ob es nun die Einführung in das authentische Setting, die toll und stark ausgearbeiteten Charaktere oder die Spannung an sich war, kann ich im Nachhinein gar nicht so genau sagen, aber das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt und einfach nicht mehr losgelassen. Eine absolute Sogwirkung, der man sich nur schwerlich entziehen kann. Dass die Lovestory hier eher leicht ist und sich im Hintergrund abspielt, hat dazu auch noch genau meinen Geschmack getroffen. Denn die Entwicklung der Beziehung zwischen Hyeon und Eojin macht so viel mehr aus und es geht vielmehr um die Gesamtdynamik in der Geschichte und viele wichtige Themen, als dass es „nur“ eine Romanze wäre.
Hyeons Stellung als junge Frau und dann auch noch als uneheliche Tochter (wofür man ja nun schwerlich etwas kann) nimmt viel Raum ein. Dabei wird aber alles sehr pragmatisch und zeitgleich doch emotional angegangen. Dass Frauen zu dieser Zeit nicht viel zu melden hatten, die Väter, die aber fleißig überall Kinder gezeugt haben gar keine Konsequenzen daraus ziehen mussten ist mehr als nur Gesellschaftskritik. Dass dann auch noch die Ermittlungsergebnisse zum Kronprinzen Jangheon führen, macht das alles nicht leichter. Nicht nur, dass gegen solch eine hohe Position vorzugehen verständlicherweise seine Hürden mit sich bringt, es bringt vor allem auch ziemlich viele Gefahren mit sich.
June Hur hat einen grandiosen Schreibstil und ich kann nur hoffen, dass uns noch so manch andere Übersetzungen in Deutschland erwarten, denn ich bin absolut hyped!
Auf nach Korea im 18. Jahrhundert und mitten zwischen die Palastintrigen und Mordermittlungen! June Hur konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistern und hat ein unglaublich einnehmendes und authentisches Setting geschaffen, von dem ich mich gar nicht mehr lösen wollte.
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Faanielibri