Rezension | Die Berechnung der Sterne von Mary Robinette Kowal

Rezension | Die Berechnung der Sterne von Mary Robinette Kowal

Titel: Die Berechnung der Sterne | Originaltitel: The Calculating Stars | Autor*in: KMary Robinette Kowal | Übersetzer*in: Judith C. Vogt | Verlag: Piper | Erscheinungsdatum: 03.01.2022 | Seitenzahl: 512

„Frauen gehören in die Küche, nicht in den Weltraum“ – eine weit verbreitete Meinung in den USA der 1950er Jahre. Die junge Physikerin Dr. Elma York, die als menschlicher „Computer“ täglich die Flugbahnen von Raketen berechnet, lässt sich davon jedoch nicht abhalten.

Schließlich steht die Menschheit vor ihrer größten Herausforderung: Ein gigantischer Meteoriteneinschlag hat das Klima für immer verändert, sodass die Eroberung des Alls sehr viel dringlicher geworden ist. Die Widerstände sind zahlreich, doch als erste Astronautin in den Weltraum zu fliegen ist Elmas größter Traum – und niemand wird sie daran hindern!

Rabenschwestern, und Scarlett und Vivi müssen zusammenarbeiten, um eine Katastrophe zu verhindern …

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Ein Buch, das mal ein wenig aus meiner gewohnten Komfortzone herauskommt und auf das ich wahnsinnig neugierig war!

Rasanter Einstieg

Kaum hat man das Buch aufgeschlagen, wird auch schon klar, was hier bevorsteht: ein Meteoriteneinschlag! Das Alles passiert so rasant, dass die Menschen in den betroffenen Gebieten eigentlich keine Chance haben zu fliehen, sondern nur das Beste hoffen können – so auch Elma York und ihr Mann Nathaniel. Das Ganze fordert unglaublich viele Opfer und die Welt scheint danach eine andere zu sein, wenn sich das Alles auch mehr auf bestimmte Gebiete in Amerika bezieht und die restliche Welt erst später bei Folgen mit einbezogen wird.

Für das junge Paar startet ein neues Leben, das einiges auf den Kopf stellt, aber teilweise auch genau die Herausforderung bietet, die sie brauchen. So schaffen sie es zum nächsten NACA (NASA) Stützpunkt und bleiben mehr oder weniger gleich da, weil ihre Hilfe gebraucht wird.
Wobei man wohl sagen muss, dass es eher die Hilfe von Nathaniel ist. Denn auch wenn wir uns in einer alternativen Zeit befinden, ist das Frauenbild (und alle bekannten Ismen) der 1950’er Jahre auch hier sehr präsent. Elma besitzt zwar Doktortitel in Physik und Mathematik und erbringt Leistungen, die andere nicht einmal mit Hilfe eines Rechenschiebers zu Stande bringen, was aber eben nichts an ihrem Geschlecht ändert. Wer kennt es nicht, zu schwach und zu emotional, als dass man sie wirklich gebrauchen kann…

In der Ruhe liegt die Kraft

Doch nicht nur Elma York will etwas bewegen und das auch außerhalb der nicht nachvollziehbaren Grenzen. Im 2. Weltkrieg war sie bereits als Pilotin unterwegs, wieso also nicht auch jetzt? Dazu steht ein Astronautenprojekt an, denn der Meteorit hat seine Spuren hinterlassen und sorgt für schnellen Handlungsbedarf. Die direkt auf den Einschlag folgende Kälte ist noch das kleinste Problem, denn danach steht ein Temperaturanstieg an, der das Leben auf der Erde unmöglich macht.
Elma ist wie gemacht für dieses Projekt, doch ist der Kampf ein ziemlich langer. Mit der Unterstützung ihres Mannes gibt es immerhin auch Hoffnungsschimmer, doch man merkt die Ermüdung der Protagonistin an sich selbst – ein Zustand, den kaum jemand lange aushalten kann.

Doch nicht nur das Weltbild der Frau ist diskriminierend, der Rassismus beherrscht hier noch vehement den Alltag. Und auch Elma ist trotz ihrer jüdischen Abstammung nicht von Vorurteilen befreit und muss auch an sich selbst arbeiten und erkennt, dass es nicht mal eine böse Absicht braucht, sondern manchmal schon das Augen verschließen Diskriminierung genug ist. Dass auch unsere Protagonistin ihre Ecken und Kanten hat, viel dazu lernt und stetig in Bewegung ist, hat mir richtig gut gefallen, wenn ich allerdings mir auch erhofft hätte, dass das Bild der Schwarzen Frauen noch ein wenig mehr beleuchtet wird. Denn genau diese Frauen stützen sie und treiben ihr Projekt an.

Überraschenderweise musste ich feststellen, dass es sich hierbei gar nicht um einen Einzelband handelt, wie ich vorher irgendwie fest angenommen hatte, was aber auch die Längen in der Geschichte erklärt. Gerade im mittleren Teil und nach dem rasanten Start war ich von der ausgehenden Ruhe doch sehr überrascht und befürchtete schon, dass das Ende zu schnell abgehandelt wird, bei all den Seiten, die so dahin geplätschert sind, doch da es noch weitergeht, sei dem verziehen. Denn trotz der Ruhe strahlt die Geschichte wirklich viel Kraft aus und konnte mich einfach begeistern und für sich einnehmen.
An manchen Stellen gibt es sicherlich noch Luft nach oben, doch diese ausdrucksstarke Geschichte wird mir noch lange Zeit im Gedächtnis bleiben – schaut sie euch unbedingt genauer an!

Mit Die Berechnung der Sterne hat mir Mary Robinette Kowal genau das gegeben, was ich mir so sehr erhofft hatte und konnte mich dennoch überraschen. Eine teils eher ruhige, aber dennoch ausdrucksstarke Geschichte, die das Frauenbild der 1950’er Jahre aufgreift und eine alternative Zeitachse beschreibt, in der ein Meteoriteneinschlag unsere Erde unbewohnbar macht und die Forschung außerhalb unserer Atmosphäre vorantreibt.

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