Rezension: Die Blütezeit der Miss Jean Brodie / Muriel Spark
Titel: Die Blütezeit der Miss Jean Brodie | Originaltitel: The Prime of Miss Jean Brodie | Autor: Muriel Spark | Übersetzer: Andrea Ott | Verlag: Diogenes | Erscheinungsdatum: 29.08.2018 | Seitenzahl: 240
Miss Jean Brodie, charismatische und exzentrische Lehrerin an einer Töchterschule im Edinburgh der Dreißigerjahre, will mit ihren unorthodoxen Lehrmethoden ihre Schülerinnen zu kompromisslos selbständigen und romantischen jungen Damen erziehen. Doch nicht nur damit eckt sie an, sondern auch mit ihrem unstatthaften Liebesleben und ihrer heimlichen Begeisterung für den aufkommenden Faschismus. Sechs Mädchen gehören zur »Brodie-Clique«, deren Leben und Phantasien über Jahre von der Lehrerin beherrscht werden, und eine von ihnen wird Miss Brodie verraten.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Als der Roman mit Ähnlichkeiten zu Der Club der toten Dichter beworben wurde, war ich sofort ganz Ohr und wollte selbst gerne entdecken, was es mit der fragwürdigen Miss Jean Brodie auf sich hat.
Vielleicht hatte ich einfach die falschen Erwartungen, denn erwartet hat mich etwas ganz anderes…
Falsche Hoffnungen
Wie schon angeschnitten, hatte ich mir scheinbar ein ganz anderes Bild von der Geschichte gemacht, bzw. mich einfach auf etwas anderes eingestellt. Ich bin sicherlich nicht die einzige, bei der allein die Erwähnung des Titels von Der Club der toten Dichter gleich das Herz aufgeht und das Bedürfnis überkommt auf den nächstbesten Tisch zu springen, um „Oh Captain, mein Captain“ zu rufen.
Leider muss ich gleich vorweg gestehen, dass mich dieses Gefühl nicht einmal in dieser Geschichte ergriffen hat und ich auch nach wie vor keine wirklichen Zusammenhänge sehe.
Ja, es geht hier um eine Lehrerin, die einen Stil anwendet, der nicht gerade üblich ist und ihre Schülerinnen zu etwas besonderem macht, aber das war es dann auch schon.
Vielleicht wollte ich mich der Geschichte auch gar nicht mehr öffnen, aber nach einigen negativen Aspekten habe ich auch einfach keine wirkliche Handlung erkannt.
Miss Jean Brodie wurde von einer ihrer eigenen Schülerinnen verraten und welche es war, das beschäftigt sie bis in den Tod. Doch weder habe ich eine klare Linie in ihrem Unterricht, bzw. den Werten gegenüber den Schülerinnen erkannt, noch in einem anderen Handlungsstrang. Es wurde zwischen den Zeiten und Perspektiven geswitcht und konnte mich leider so gar nicht für sich gewinnen.
Unbeliebte Charaktere
Leider habe ich auch hier nichts, was mir positiv ins Auge gestochen ist – Miss Jean Brodie ist vielleicht vieles, aber ganz gewiss keine Sympathieträgerin. Mit doch eher fragwürdigen Einstellungen, den Umgang mit ihren Schülerinnen und ihrer Begeisterung dem Faschismus gegenüber hat sie sich in keiner Situation mit mir gut gestellt. Vielleicht bin ich nun auch ein wenig traumatisiert, denn ich glaube, wenn ich noch einmal in meinem Leben von jemandem das Wort „Blütezeit“ höre, gehe ich an die Decke.
Wenn sie wenigstens in ihrem Sein standhaft geblieben wäre, wäre sie mir zwar nicht sympathischer geworden, aber dennoch irgendwie greifbarer. Ihre Verzweiflung zum Schluss stand mir aber einfach zu stark im Kontrast mit ihrem eigentlichen Auftreten.
Ebenso wenig konnten mich leider die Schülerinnen von sich begeistern. Doch eher ein wenig blass und austauschbar gestaltet. Am Anfang wurden eigentlich viele unterschiedliche Merkmale beschrieben, in meinen Augen aber auch eher oberflächlicher Herkunft, im weiteren Verlauf habe ich sie aber dennoch immer wieder durcheinandergebracht.
Wie schon gesagt, irgendwann hatte die Geschichte wahrscheinlich auch einfach keine Chance mehr, gegen meine Abneigung anzukommen, was mir auch leid tut, aber manchmal ist das wohl einfach so.
Mit Die Blütezeit der Miss Jean Brodie von Muriel Spark habe ich leider einen ziemlichen Fehlgriff gelandet. Das soll keinesfalls bedeuten, dass die Geschichte schlecht war, nur meinen Geschmack hat sie überhaupt nicht getroffen. Ich habe leider keine wirkliche Handlung in der Geschichte erkannt und auch die Charaktere konnten mich überhaupt nicht begeistern.
Schade – ich hoffe, dass andere Leser mehr mit dem Buch anfangen können!
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