Rezension | Die Lethargie von Miguelanxo Prado

Miguelanxo Prado beschreibt mit dieser Fabel das fragile Gleichgewicht von Mensch und Natur

Artur, ein junger Student, stößt auf den Forschungsbericht eines alten Wissenschaftlers. In diesem geht es um eine mythische Ordnung, in der Engel und Dämonen gelebt haben. Ein Wiederaufleben dieser bedroht nun die Menschheit, weshalb sich nun mehrere Parteien auf die Suche nach einem keltischen Talisman aufmachen – dem Schlüssel zu diesem Reich. Artur und seine Mitstreiter geraten in einen Wettlauf gegen die Zeit, in dem sich nicht mehr sagen lässt, wer die Guten in der Geschichte sind und wer die Bösen…

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Der Comic entspricht zwar nicht so ganz typisch meinem Beuteschema, aber das Cover hat mich einfach angelacht, ihr kennt das, oder?

Eine Fabel über das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur

Um die Leserschaft gleich auf die richtige Spur zu führen und eher weniger Spielraum zu lassen, wird relativ schnell ein Zusammentreffen „der Mächte“ vorgestellt, die einen Pakt miteinander geschlossen haben und für das Gleichgewicht auf der Erde kämpfen. Schnell wird aber auch klar, dass hier irgendwas schief gelaufen sein muss und genau um das herauszufinden, liest man weiter.
Der erste Satz klingt vielleicht hart, doch es ist nicht so, dass hier keine fantasievolle Geschichte auf einen warten würde, nur ist der Verlauf eben schon festgesteckt und weniger darauf ausgelegt, selbst von einem entdeckt zu werden.

Die Thematik an sich finde ich immer wieder schön, zeigt sie doch auf, was in unserer Gesellschaft falsch läuft und das ist leider ziemlich viel. So gibt es auch hier Beobachter von außen, die ganz rational unsere Fehler betrachten und die meisten davon auch einfach nicht begreifen können. Tja, da fällt es der Menschheit auch schwer dagegen zu argumentieren. Denn warum ist der Wohlstand so unfair verteilt? Wieso herrschen überall Kriege? Wieso zerstören wir unseren eigenen Planeten, unser Zuhause?
Das klingt erst mal nach harter Kost und im tiefen Kern bleibt das natürlich auch genau so, allerdings wird es in der Story nicht so schwer transportiert.

Zeichnungen @ Miguelanxo Prado | Carlsen

Nicht neu aber schön

Erst einmal hört sich das wesentlich negativer an als gemeint, aber:
Die Geschichte ist definitiv nicht neu, überrascht nicht durch unerwartete Wendungen und auch die Tiefe der Themen wird durch einen kleinen Krimi-Touch der Geschichte sehr verloren. So wird es eher eine kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch, die definitiv Spaß macht, aber nicht länger im Kopf bleibt – zumindest ist das mein Empfinden.

Ich denke aber auch, dass dieses Werk vom Artwork des Autors und Künstlers Miguelanxo Prado lebt, der definitiv mit seinem Stil punkten kann. Es wäre zwar nicht mein Favorit, die Qualität erkenne ich aber auf jeden Fall, abgesehen davon, dass das alles unglaublich stimmig auf die Geschichte wirkt.
So könnte ich mir tatsächlich auch vorstellen, dass es zuerst Bilder im Kopf zum groben Rahmen gab und sich die Handlung dann mehr oder weniger drumherum entwickelt hat.

Meine Worte bisher hören sich definitiv kritischer an, als sie aufgefasst werden sollten, denn der Comic ist auf keinen Fall schlecht. Es gibt skurrile Bösewichte, das Gute, an das man glauben kann und ein tolles Artwork, das die Geschichte trägt. Bei wem das Interesse geweckt ist, der sollte dem auf jeden Fall nachgehen und wird es bestimmt nicht bereuen. Es ist nur einfach in meinen Augen kein must read, aber definitiv schön für zwischendurch.

Mit Die Lethargie hat Miguelanxo Prado eine wirklich schöne Comic-Fabel geschaffen, die sich für junge und auch ältere Leser eignet. Die Story selbst hat zwar einen kleinen Krimi-Touch bekommen, kann dadurch aber nicht unbedingt überraschen. Dafür sorgt aber das Artwork für eine tolle Unterhaltung.
Vielleicht kein Highlight für typische Comic-Liebhaber, aber ein schöner Einstieg, wenn man sich an das Medium mal herantasten möchte.