Rezension | Die verlorenen Briefe
Titel: Die verlorenen Briefe | Autor*in: Jim Bishop | Illustrator*in: Jim Bishop | Übersetzer*in: Swantje Baumgart | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 13.06.2022 | Seitenzahl: 208
Das Comic-Debüt eines Ausnahmetalents im Studio-Ghibli-Style
Wie jeden Morgen wartet Iode auf diesen einen besonderen Brief, der doch schon lange hätte kommen sollen! Ob das wohl ein Scherz des Briefe austragenden Clownfischs ist, der sich immer einen Spaß daraus macht, seine Post bei den Nachbarn zuzustellen? Oder ist der Brief vielleicht irgendwo falsch eingeworfen worden? Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden: Iode muss in die Stadt fahren und selbst nachsehen.
Auf seiner Fahrt begegnet er der eigenwilligen Anhalterin Frangine, die etwas für die mysteriöse kriminelle Bande „Der Tintenfisch“ ausliefern soll … Und schon befindet sich Iode mitten in einem ungeahnten Abenteuer: Auf der Sonneninsel, wo Fische und Menschen Seite an Seite zusammenleben, sind ruchlose Gangster und unfähige Polizisten an der Tagesordnung.
Vom legendären Studio-Ghibli-Schöpfer Hayao Miyazaki inspiriert, ist Jim Bishops Debüt eine kuriose Mischung aus Humor, Einfühlsamkeit und melancholischem Drama.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
TRIGGERWARNUNG
Suizid
Allein das Cover sticht im Verlagsprogramm hervor, so bin auch ich ein bisschen neugierig geworden und wollte mich unbedingt überraschen lassen!
Viele Farben und ein bisschen Verwirrung
Allein die Coloration in diesem Band sticht heraus, erinnert aber wie angekündigt ein wenig ans Studio Ghibli und wird allein dadurch sicherlich einige Fans für sich gewinnen.
Der junge Iode lebt in seiner Hütte an der Küste, an seiner Seite Peli, der ihn meistens begleitet. Jeden Tag wartet er sehnlichst auf den längst überfälligen Brief seiner Mutter, nur kommt dieser nicht an. Das Peli, der Pelikan ihm meistens mit „ja“ antwortet, scheint noch relativ normal, doch beim ersten Auftritt vom Clownsfisch-Postboten wird doch klar, dass das Setting hier noch ein paar Besonderheiten aufzeigt. Auch wenn dieser Auftritt nicht wirklich von Sympathie geprägt ist, denn der kleine Genosse macht sich zunehmends über Iode lustig und scheint einen großen Spaß an seiner täglichen Enttäuschung zu haben.
Muss man doch alles selber machen, also auf in die Stadt! Auf dem Weg begegnet Iode der Anhalterin Frangine und nimmt sie kurzerhand mit – dass diese gerade als Kurierin für eine kriminelle Bande unterwegs ist, kann sie ihm ja schlecht auf die Nase binden und sagt einfach, dass sie Botin wäre. Das wiederum kommt Iode wie gerufen und das Schlamassel beginnt.
Frangine will einfach nur verschwunden, Iode hingegen will sie auf keinen Fall gehen lassen und so beginnt ein ungewolltes Abenteuer.
Die Überraschung kommt zum Schluss
Frangine stellt ihre Mission irgendwann hinten an, wenn auch nicht ganz beabsichtigt und bleibt an Iodes Seite, der alles dafür tut, diesen einen Brief zu finden.
Hinzu kommt noch ein Goldfisch-Polizist, der allen Beteiligten den letzten Nerv raubt, das Team aber scheinbar mehr oder weniger vervollständigt. So tuckert die Geschichte ein wenig vor sich hin, ist manchmal süß, manchmal lustig, doch so ganz wusste ich nicht, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt. Die Enthüllung sorgt schon für das ein oder andere Tränchen, ist aber noch lange nicht das harte Ende. Genau das überrascht dann nämlich umso mehr und zeigt auf, dass die farbenfrohe Gestaltung hier definitiv täuschen kann, denn die Message ist wesentlich deeper.
Aber auch so werden einige Aspekte thematisiert und beleuchten die Charaktere von unterschiedlichen Seiten, was immer mal wieder für Denkanstöße sorgt.
So faszinierend die Fische an Land auch sind, ist es hier zum Beispiel nicht einfach ein Stil zur Unterhaltung, sondern verdeutlicht viel mehr, dass die Menschheit immer mehr Lebensraum genommen hat und den Tieren eigentlich gar keine Wahl geblieben ist.
Somit war das Gesamtpaket wie eine kleine Wundertüte für mich und hatte so einige Überraschungen parat – wirklich schön. Wenn der Schein auch trügt: Kindern würde ich den Comic noch nicht in die Hand drücken.
Obwohl ich so gar keine genaue Vorstellung davon hatte, was sich hinter dem Comic Die verlorenen Briefe verbirgt, konnte ich dennoch überrascht werden. Die farbenfrohe Gestaltung, die spätestens bei Studio Ghibli Fans auf große Begeisterung stoßen wird, lässt anfänglich gar nicht vermuten, was für bedrückende und traurige Themen hier angesprochen werden. Definitiv einen Blick wert!
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Phantastik News
1 comment found