Rezension | Die Verschwundene von Rachel Hawkins
Titel: Die Verschwundene | Originaltitel: The Wife Upstairs | Autor*in: Rachel Hawkins | Übersetzer*in: Elvira Willems | Verlag: Heyne | Erscheinungsdatum: 01.12.2021 | Seitenzahl: 416 (Printausgabe)
Wenn sie wüsste, dass du dich in ihr Leben geschlichen hast …
In Thornfield Estates – einem Wohnviertel voller Prachtvillen, glänzender Geländewagen und gelangweilter Hausfrauen – hält sich Jane als Hundesitterin über Wasser. Hier lernt sie den geheimnisvollen Eddie Rochester kennen, dessen Frau Bea zusammen mit ihrer besten Freundin bei einem Bootsunfall verschwand. Eddie ist nicht nur reich und gut aussehend, sondern auch die Sorte Mann, nach der sich Jane immer gesehnt hat. Die beiden verlieben sich, und Jane zieht bei Eddie ein. Doch Bea scheint wie eine unsichtbare Macht zwischen ihnen zu stehen. Jane drängen sich immer mehr Fragen auf: Wer war diese geheimnisvolle Frau? Wie kam sie ums Leben? Und welches dunkle Geheimnis verbirgt sich hinter der Fassade der Traumvilla?
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Dies war mal wieder eins der Bücher, das mich einfach spontan angesprochen und neugierig gemacht hat, sodass ich mich umso mehr darüber gefreut habe, dass es mir vom Verlag zur Verfügung gestellt wurde!
Ein Touch von Desperate Housewives
Jane hat es in die Nobelgegend Thronfield Estates verschlagen, wo sie als Hundesitterin für den etwas reicheren Teil der Gesellschaft arbeitet. Das Ganze steht ziemlich im Gegensatz zu ihrem Leben, vor allem aber auch zu ihrer Vergangenheit, die ein scheinbar dunkles Geheimnis bereithält, das die Leser*innen aber erst später aufdecken sollen.
Sie selbst weiß gar nicht, wie sie über die Runden kommen soll, da fühlt es sich nur gerecht an, wenn sie von der einen oder anderen Arbeitgeberin mal etwas in ihre eigene Taschen wandern lässt, ein Diamantohrring hier, ein kleines Souvenir da. Ich kann schon verstehen, dass viele Jane als Protagonistin nicht unbedingt super sympathisch fanden, dass ihre „manipulative“ Art aber so sehr auf Abneigung gestoßen ist, hat mich gewundert und mein Interesse geweckt.
Denn wenn wir ganz ehrlich sind, kommen die anderen Charaktere in diesem Spiel kein Deut besser weg als sie, nur dass ich bei ihr immerhin die Not dahinter sehen konnte. Dass man gewisse Züge nicht leiden kann – da gehe ich absolut mit. Für mich persönlich war sie nur definitiv nicht der Bösewicht der Geschichte. Aber so gehen Empfindungen auseinander und das ist auch gut. Ich fand die dadurch entfachten Reize und das ständige Katz und Mausspiel auf jeden Fall unterhaltsam.
Dass es auch bei den Reichen und Schönen nicht immer mit rechten Dingen zugeht, ist wohl weniger eine Überraschung, doch gerade auch die Gesellschaft, in der sich Jane hineinmanövriert hat, scheint wesentlich gefährlicher zu sein, als man von außen hätte vermuten können.
Ich mochte den „bösen“ Vibe, der hier mitgeschwungen ist tatsächlich sehr gerne – die Geschichte wirkt die ganze Zeit über unbequem und genau das hat die gewisse Wirkung.
Nicht nur Thriller
Auch wenn Cover & Co darauf vermuten lassen, sollte man sich nicht ganz täuschen lassen, bzw. mit den falschen Erwartungen an die Geschichte herangehen. Es ist eben kein typischer Thriller, aber auch nicht als solcher gekennzeichnet, doch das bedeutet nicht, dass es hier keine Spannung gibt.
Die Vergangenheit, die Jane droht einzuholen hält schon das Interesse aufrecht und die Geschichte, in die sie hineingestolpert ist – mitten ins Haus und Herz vom frischen Witwer Eddie, naja. Also tauschen würde ich auf keinen Fall wollen. Denn Eddies Frau und ihre Freundin sind vor über 6 Monaten verschwunden und man geht von einem tödlichen Unfall aus – ob das nun wirklich so ein Unfall war oder vielleicht doch auch ein bisschen mehr Intrige und Absicht hinter steckt, kommt schnell auf.
Lediglich das Geheimnis von Jane selbst fand ich ein wenig überdramatisiert. Definitiv eine traumatische Kindheit, aber da hatte ich irgendwie „schlimmeres“ erwartet.
Das Buch soll eine Neuinterpretation von Jane Eyre bieten und ist daher wohl gerade für Fans des Klassikers interessant. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir das Original nicht bekannt ist, daher kann ich zu diesem Punkt wenig beitragen. Für mich war das Gesamtergebnis kein Highlight, aber definitiv ein spannendes und interessantes Leseabenteuer, das mich so einige Nerven gekostet hat, weil ich mir fast durchgehend hätte die Haare raufen können. So gar keinen festen Halt zu haben, keinen Charakter auf den man sich wirklich verlassen kann, ist eben auch mal ein etwas anderes Experiment.
Wer neugierig geworden ist, sollte auf jeden Fall sein Glück versuchen, denn eine Leseempfehlung bekommt das Buch durchaus von mir.
Obwohl ich inhaltlich nicht ganz so wusste, was mich bei Die Verschwundene von Rachel Hawkins erwartet, war es gerade von der Stimmung genau das, was ich mir erhofft hatte! Nicht durchweg ein typischer Thriller, aber viel Spannung und Intrigen und eine durchgehende beklemmende Stimmung, wodurch man das Buch gar nicht aus der Hand legen möchte.
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