Rezension | Die Welt  ohne uns von Alan Weisman

Rezension | Die Welt ohne uns von Alan Weisman

Titel: Die Welt ohne uns – Reise über eine überbevölkerte Erde | Originaltitel: The World Without Us | Autor*in: Alan Weisman | Übersetzer*in: Hainer Kober | Verlag: Piper | Erscheinungsdatum: 26.05.2022 | Seitenzahl: 400

Was wäre, wenn wir Menschen von einem Tag auf den anderen verschwinden würden? Zum Beispiel morgen. Ein ungeheures Gedankenexperiment! Alan Weisman entwirft in seinem Weltbestseller das Szenario einer unbevölkerten Erde – gestützt auf das Wissen von Biologen, Geologen, Physikern, Architekten und Ingenieuren und mit atemberaubender Phantasie. Schritt für Schritt vollzieht Weisman nach, wie die Natur unseren Planeten zurückerobert, und führt dem Leser dabei zweierlei vor Augen: was der Mensch in Jahrtausenden zu schaffen vermochte und über welch unerhörte Macht die Natur verfügt.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Von der Erstauflage hatte ich tatsächlich gar nichts mitbekommen, doch mit der Neuauflage wurde direkt mein Interesse geweckt und ich bin nicht drum herumgekommen!

Andere Erwartungen

Folgender Kritikpunkt ist einzig und allein meiner Unwissenheit verschuldet. Vielleicht war es Hoffnung oder der Aufkleber mit „Öko-Thriller“ – so oder so hat es mich irgendwie dazu geführt zu denken, dass es sich hierbei um ein Sachbuch in Romanform handelt, was so aber eben einfach nicht der Fall ist. Der preisgekrönte Journalist Alan Weisman beweist sich durchaus mit einer entsprechenden Unterhaltungsgabe, aber eben auch sehr fundiertem Wissen. An dieser Stelle sei zwar gesagt, dass er selbst kein Fachmann ist, aber entsprechende Fachleute und Wissenschaftler*innen kontaktiert hat und man die Recherchearbeit auch auf jeder einzelnen Seite merkt. Doch all das ändert dennoch nichts daran, dass es sich hierbei keinesfalls um eine lockere Erzählung handelt, sondern eben um ein Sachbuch. Durchaus so aufgebaut, dass interessierte Laien sehr viel mit dem Inhalt anfangen und ebenso über die Seiten fliegen können, doch an manchen Stellen nehmen die Fachbeschreibungen unglaublich viel Raum ein. (Zumindest für mein zartes Empfinden, das noch nicht viele Sachbücher gelesen hat.) So, nach all dem Gemecker wofür der arme Autor gar nichts kann: Wenn euch Sachbücher nicht liegen, ja, dann werdet ihr hiermit nicht so glücklich, falls aber Interesse da ist, gerade zu diesem Thema, dann gebt dem Buch auf jeden Fall eine Chance! Obwohl uns allen ganz genau klar ist, was wir dieser Welt angetan haben, schafft es Alan Weisman trotzdem seine ganzen Ausführungen ohne erhobenen Zeigefinger vorzutragen. Auch anders hätte ich es hier nicht verwerflich gefunden, doch dieser Stil zeigte umso mehr, dass es eine persönliche Faszination des Autors ist, die hier als Motivation diente.

Wenn wir verschwunden sind

Womit sich hier nicht beschäftigt wird ist die Frage, wie die Menschheit ihr Ende findet, sie ist in all diesen Szenarien einfach nicht mehr da, dafür aber all die Hinterlassenschaften der menschlichen Zivilisation. Auch wenn wir der Natur unser Leben verdanken, verhalten wir uns definitiv nicht so. Stattdessen sorgen wir weiterhin für Klimawandel, Artensterben, Umweltverschmutzung und vieles mehr. Doch was, wenn wir einfach nicht mehr da wären? Einfach niemand von uns? Die Natur und die Tier hätten einen Moment um durchzuatmen und endlich mal zur Ruhe zu kommen. So baut Alan Weisman gerade zu Beginn ein paar Beispiele ein, die auch relativ schnell in ihrer Entwicklung sind, aber dennoch aufzeigen, wie sehr wir uns verzweifelt versuchen in dieser Welt zu halten. Ob es nun unsere Kochtöpfe oder unsere Waschmaschinen sind, wir sind beharrlich. Doch die Natur hat wesentlich mehr Ausdauer und vor allem Zeit. So dauert manches vielleicht nur Jahrzehnte, anderes Jahrhunderte und einzelne Hinterlassenschaften bleiben vielleicht auch beharrlich tausend Jahre bestehen. Doch wenn die Welt heilen kann, ist das wohl nur ein kleiner Schritt und wir sind längst vergessen. Wenn auch sehr fundiert, wirkten manche Ansätze in diesem Buch auch sehr philosophisch. Denn wieso sollte die Menschheit auf einmal verschwinden und die Welt eine Chance auf Heilung erhalten? Dennoch gibt es nach all diesen Schreckensbeispielen auch ein bisschen Hoffnung vor allem bestärkt das Buch aber Denkanstöße, wo die Zweifel schon im Raum standen. Wie wir immer mehr Lebensraum zerstört haben – egal, ob durch Gebietszuteilungs-Streitereien oder das Verschleppen von Tier- und Pflanzenarten. Mit kleinen Erklärungen aus der Vergangenheit verstehen wir nicht nur das Zukunftsszenario und wie die Welt wieder zu Atem kommt, sondern auch, was wir so falsch gemacht haben. Vielleicht sollten wir uns diesen Teil immer wieder vor Augen führen und hoffen, dass wir aus unseren Fehlern lernen können und wir gemeinsam

Tatsächlich hatte ich hinter Die Welt ohne uns kein reines Sachbuch erwartet, was mir zwar ein wenig an Schwung genommen hat, doch Alan Weisman weiß dennoch sehr zu überzeugen und lässt mit faszinierenden Szenarien und Erklärungen auch uns in diesem Fachgebiet teilhaben. Keine leichte Kost, vielleicht auch nichts für zwischendurch, doch auf jeden Fall verständlich für interessierte Laien, die sich schon immer gefragt haben, was aus der Welt wird, wenn wir nicht mehr da sind.

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