Rezension | Ein Fluss so rot und schwarz von Anthony Ryan

Rezension | Ein Fluss so rot und schwarz von Anthony Ryan

Titel: Ein Fluss so rot und schwarz | Originaltitel: Red River Seven | Autor*in: Anthony Ryan | Übersetzer*in: Sara Riffel | Verlag: Tropen | Erscheinungsdatum: 14.10.2023 | Seitenzahl: 272

Wer sich erinnert, muss sterben

Sechs Menschen erwachen auf einem Schiff. Ohne jede Erinnerung. Der siebte ist tot. Was ist passiert? Warum nimmt das Schiff Kurs auf ein postapokalyptisches London? Und von welchem Grauen künden die Schreie im dichten Nebel? Eine Mission auf Leben und Tod beginnt, der sich niemand entziehen kann.

Als Huxley zu sich kommt, weiß er nichts mehr. Nicht mal seinen Namen. »Huxley« ist ihm auf den Unterarm tätowiert. Offenbar befindet er sich an Bord eines fremdgesteuerten Militärschiffs auf der Themse. Und er ist nicht allein. Da gibt es noch fünf weitere Überlebende. Den sechsten findet er tot auf, Selbstmord. Sie alle sind nicht zufällig hier: Zusammen sind sie Polizist, Soldat, Ärztin, Physikerin, Historiker und Polarforscherin. Über ein Satellitentelefon erhalten sie von einer mysteriösen Stimme Anweisungen. Unaufhaltsam steuern sie in ein zerstörtes und ausgestorbenes London hinein. Doch schließlich stellen sich ihnen nicht mehr nur Schiffswracks und Brückenruinen in den Weg. Immer lauter werden die Schreie in der Ferne. Im dichter werdenden Nebel lauert ein Grauen außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Mit jeder Seemeile wird deutlicher, dass ihre Reise ins Unbekannte ein schreckliches­ Geheimnis birgt.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Sind wir ganz ehrlich – allein der Klappentext klingt schon so gut, dass das Buch hier einfach nach mir geschrien hat und ich war mächtig gespannt!

Wer sich erinnert, muss sterben

Anthony Ryan ist einigen ein Begriff, gerade unter den Fantasy Leser*innen. Der Name hat mir zwar auch schon immer was gesagt und ich habe auch das ein oder andere Buch des Autors in meinem Regal stehen, zu meiner Schande aber noch keines gelesen. Umso mehr habe ich mich dann über diesen schmalen Einstiegsschmöker gefreut. Auch, wenn dieser für den Autoren in einem ganz neuen Genre spielt. Gesagt, getan und so ging es los:
Huxley wacht ohne jegliche Erinnerung auf dem Bord eines fremdgesteuerten Militärschiffes auf. Selbst sein Name will ihm nicht einfallen, bis er die Tätowierung auf seinem Arm entdeckt – ebenso wie eine mysteriöse Narbe am kahlgeschorenen Kopf. Lange Zeit sich damit zu befassen hat er allerdings nicht, denn schon jagt sich der Dude vor ihm eine Kugel in den Kopf.

So temporeich und überreizt wie die Story startet, zieht sie sich auch eigentlich durchgängig weiter, was vielleicht nicht allen zusagt, bei mir aber direkt den persönlichen Geschmack getroffen und unheimlich viel von der Atmosphäre ausgemacht hat. Neben Huxley und dem Toten gibt es noch fünf weitere Passagiere auf dem Schiff, scheinbar alle unfreiwillig und in der gleichen Lage wie der überforderte Protagonist. Dass dort die Stimmung nicht gerade rosig ist, ist wohl verständlich. Was machen sie hier? Wer hat sie hierher gebracht? Wieso hat niemand mehr Erinnerungen? Was haben die Narben zu bedeuten? Und was soll eigentlich deren Mission sein?

Überraschungsschmöker

Trotz großer Skepsis kommt es natürlich irgendwann auch zum Austausch unter den Passagieren. Obwohl zwar keine Erinnerungen vorhanden sind, kommen doch die ein oder anderen Begabungen und Talente hoch und so stehen sich dann Ärztin, Polarforscherin, Physikerin, Soldat, Polizist und Historiker gegenüber – mit welchem Hintergrund?
Dass es die Überschrift mit „Wer sich erinnert, muss sterben“ ziemlich ernst meint, wird auch schnell klar – spätestens mit der Anweisung der mysteriösen Stimme aus dem Satellitentelefon. Hier folgen auch die ersten Erklärungen, was für eine Mission das hier sein könnte, wobei das noch ziemlich wohlwollend von mir formuliert ist, denn eigentlich tappen die Charaktere im Dunklen.

Doch das dystopische und apokalyptische London kann sich niemand schönreden. Es scheint nicht einfach nur eine nicht ganz so schöne Zukunftsvariante von dem von uns bekannten London zu sein, viel eher bewegt sich die Menschheit auf ihr Ende zu. So verläuft auch der erste Kontakt der zusammengewürfelten Crew ziemlich gruselig.
Anthony Ryan überrascht hier mit einer kurzen Seitenzahl, was ich zwischendurch echt mal erfrischend finde und vor allem auch enorm passend für diese Story. Ich kann verstehen, dass sich einige noch mehr Antworten und Details gewünscht hätten, das ging mir teilweise auch so, doch ich glaube, dass dieses Mysterium und Nichtwissen auch einen großen Anteil des Charmes hier ausgemacht hat. Für mich somit auf jeden Fall echt eine positive Überraschung und ich hoffe, dass der Autor noch ein zwei weitere Anläufe in diesem Genre machen wird!

Düster, einnehmend und für mich persönlich sehr überraschend!
Anthony Ryan hat hier ein dystopisches London hinter einem mysteriösem Schleier geschaffen und eine Crew aufgestellt, die ohne Erinnerung und Ziel auf einem Boot erwacht. Mir hat das Buch echt viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass der Autor weiterhin in diesem Genre unterwegs sein wird.

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