Rezension | Erinnere dich! von Max Reiter
Titel: Erinnere dich! | Autor*in: Max Reiter | Verlag: Fischer Scherz | Erscheinungsdatum: 26.04.2023 | Seitenzahl: 336
Was hast du mit ihr gemacht? Du bist für ihren Tod verantwortlich. ERINNERE DICH!
20 Jahre ist es her, dass die Abiturientin Maja bei einer Wanderung spurlos verschwand. 20 Jahre, in denen ihr Freund Arno Seitz jede Erinnerung an das traumatische Ereignis verdrängt hat.
Jetzt kommt beim Abiturtreffen vieles wieder hoch – Bilder, Gefühle, längst Vergessenes. Die Freunde von damals beschließen, den Wanderweg noch einmal gemeinsam zu gehen. Und jemand, der sich nicht zu erkennen gibt, zwingt Arno, sich endlich seinen Erinnerungen zu stellen.
Er hat Maja als Letzter gesehen. Er weiß genau, wo sie an jenem Morgen waren. Er hat sie in die Höhle gelockt. Aber was ist dann passiert?
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Mal wieder ein Thriller, auf den ich mich schon sehr gefreut habe – aber ob er meinen Erwartungen gerecht werden konnte?
Ein ausgedehntes Kennenlernen zum Einstieg
20 Jahre ist es nun her, dass die damalige Abiturientin Maja verschwunden ist und immer noch ist dieser Fall ungeklärt, wurde auch ihre Leiche nie gefunden.
Wir starten nun an der Seite von Arno Seitz, der sich mittlerweile ein neues Leben in Berlin aufgebaut hat und dort als Dozent an der Universität unterrichtet. Wir bekommen Einblicke in seine Fernbeziehung, die in etwa so gut läuft wie seine vorherigen Beziehungen, was unter anderem wohl daran liegt, dass er ein bisschen Probleme damit hat sich zu öffnen. An den Schicksalsschlag von damals hat er keine Erinnerungen mehr und auch als er von unbekannterweise ein Handy erhält, das ihn dazu aufruft, sich zu erinnern, bleibt er ziemlich regungslos – zumindest anfänglich, was mich wirklich irritiert hat.
Doch dann steht auch das Klassentreffen des damaligen Abiturjahrgangs an und nach ein wenig zögern beschließt Arno doch in seine alte Heimat Bayern zu fahren.
Auch hier bleibt der Spannungsbogen eher flach. Von seinen Poe-Lesungen geht es nun in die alte Heimat und es wird noch einmal ein Fokus auf seine Kindheit mit einem gewalttätigen Vater gelegt, mit dem er seit Jahren kein Kontakt mehr hat. Definitiv alles keine uninteressanten Details, doch zuerst haben sie genauso wenig zur Spannung beigetragen wie das erste Treffen auf seine ehemalige Clique Ulrike und Lukas oder seinen ehemaligen Lehrer.
Wer an diesem Punkt auch überlegt, ob sich das Buch noch lohnt – ja, das tut es tatsächlich. Max Reiter wirkt hier zwar ein wenig ausufernd in der „Kennenlernphase“, doch die Details sind größtenteils gar nicht so verkehrt und füttern den weiteren Verlauf, beziehungsweise die Bindung zu Arno.
Kein blutiger Thriller, dennoch spannend
Wer sich mit dem ruhigen Einstieg arrangieren kann, wird dafür auch mit einem flüssigen Schreibstil und einem steigenden Spannungsaufbau belohnt. Denn so langsam kommt alles in Schwung. Die fatale Wanderung von damals, bei der Maja verschwunden ist, wird nun wiederholt – auch an dieser Stelle kann ich die Entscheidung nicht ganz so verstehen, auch wenn ich nachvollziehen kann, wieso die Charaktere sich dazu „verpflichtet“ fühlen – aber so ein paar kleine Kontroversen regen ja beim Lesen auch durchaus an. Durch die Ich-Perspektive aus Arnos Sicht, steht mal als Leser*in genau so lange auf dem Schlauch, doch irgendwann lösen sich die ersten Erinnerungsfetzen, was aber nicht immer unbedingt vielsagend ist – denn kann man diesen Erinnerungen auch immer glauben?
Zusätzlich streut der Autor viele Verwirrungen und falsche Fährten, wodurch das Rätselraten immer mehr an Dynamik gewinnt. Wer eher auf blutige Psychothriller steht, wird hier eher weniger fündig. Dafür entwickelt sich die Story aber zu einem ausgereiften Psychospiel, von dem man sich irgendwann kaum noch lösen kann. Manche Handlungsstränge sind manchmal ein wenig überzogen, doch dafür punktet wieder die Auflösung und sind wir ganz ehrlich, das Ende liegt in der Wertigkeit schon drüber und kann einiges wieder wettmachen. Alles in allem definitiv ein guter Thriller für zwischendurch!
Das anfängliche „Kennenlernen“ wird von Max Reiter zwar ein bisschen ausgedehnt, dient aber durchaus dem weiteren Verlauf. Wer sich mit einem eher ruhigeren Einstieg arrangieren kann, wird danach mit einem steigenden Spannungsaufbau, einem guten Schreibstil und einem gelungenem Ende belohnt – klare Thriller-Empfehlung für zwischendurch!
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