Rezension | Escape Room von Chris McGeorge

Rezension | Escape Room von Chris McGeorge

Titel: Escape Room: Nur drei Stunden | Originaltitel: Guess Who? | Autor*in: Chris McGeorge | Übersetzer*in: Karl-Heinz Ebnet | Verlag: Knaur | Erscheinungsdatum: 03.09.2018 | Seitenzahl: 400

Chris McGeorges packender Locked-Room-Thriller: ein Hotelzimmer, eine Leiche, fünf Verdächtige, drei Stunden Zeit – ein tödliches Spiel beginnt

Im Alter von 11 Jahren erlangte Morgan Sheppard als »Kinder-Detektiv« Berühmtheit, weil er den mysteriösen Tod seines Mathelehrers aufklärte.

Heute, 25 Jahre später, wacht er in einem ihm unbekannten Hotelzimmer auf, zusammen mit fünf Fremden. Keiner von ihnen weiß, wie er hierher geraten ist. Die Hotelzimmer-Tür ist verriegelt, und im Badezimmer liegt die Leiche von Simon Winter – Morgans langjährigem Psychiater.

Es beginnt ein Spiel der besonderen Art. Die Mitspieler: eine Kellnerin, ein Putzmann, eine Schauspielerin, ein Anwalt und eine Schülerin. Sie alle sind Verdächtige.

Morgan Sheppard hat drei Stunden Zeit, seine detektivischen Fähigkeiten erneut unter Beweis zu stellen. Denn eine der Personen im Hotelzimmer ist ein Mörder. Gelingt es Morgan nicht, den Mord aufzuklären, werden sie alle sterben.

Kann Morgan das tödliche Spiel gewinnen? Die Zeit rennt.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Einen Thriller des Autors habe ich bereits gelesen und fand die Idee ziemlich cool, nur die Umsetzung hatte mich da noch nicht so. Also neuer Versuch, neues Glück!

Der „Kinder-Detektiv“

Morgan Sheppard – bekannt wurde er als der Kinder-Detektiv, als er mit nur 11 Jahren einen Mord aufgedeckt und gelöst hat, seinen Ruhm hält er mittlerweile als „Ermittler vor Ort“.
Dies bedeutet aber, dass aus dem kleinen Jungen mittlerweile ein gezeichneter Mann wurde, der Alkohol und Drogen verfallen ist, um mit all dem Druck und Stress noch auszukommen. Und wofür? Um als Moderator für Trash TV zu dienen. Hin und her gerissen, ob das nun immer sein großer Traum war oder ob er einfach alles an den Nagel hängen soll, zieht er sich irgendwie durchs Leben, bis… Ja, bis wann?
Bis er angekettet an einem Bett in einem Hotelzimmer aufwacht, mit einem fetten Blackout und fünf weiteren Menschen, die er alle nicht kennt und einer Leiche.

Trotz seiner Ecken und Kanten fand ich Sheppard tatschlich ziemlich sympathisch, vielleicht sogar gerade deswegen. Dass sein Alkohol- und Drogenproblem hier so oft als schwach dargestellt wird, ist mir ein wenig aufgestoßen. Natürlich ist das kein wünschenswerter Zustand, aber eben auch eine Suchterkrankung, die weniger mit wollen oder nicht wollen zu tun hat – das aber nur mal so.
Die anderen Charaktere haben nicht annähernd so viel Tiefgang bekommen, bilden aber dennoch einen interessanten Zusammenschnitt aus der Bevölkerung – Die junge Frau Amanda arbeitet im Coffee Shop, Ryan arbeitet als Reinigungskraft im Hotel, Constance ist Theaterschauspielerin, Alan ein renommierter Anwalt und Rhona scheint als 17-jähre Schülerin sogar noch mehr Verwirrung in dieses Bild zu bringen.
Was haben diese Menschen gemeinsam? Und was hat ausgerechnet sie in dieses tödliche Szenario geführt?

Ein richtiges Escape Room Setting

Ich finde den Grundgedanken von einem Escape Room Setting im Thriller grandios, die Umsetzungen, die ich bisher gelesen habe, konnten mich aber noch nicht wirklich überzeugen und haben einiges an Potenzial und Atmosphäre verschenkt. Genau diesen Fehler scheint Chris McGeorge nicht zu machen, zumindest nach meinem Geschmack. Denn genau darin befinden sich die Charaktere und bekommen den Auftrag herauszufinden, wer von ihnen der Mörder der Leiche ist – die sich wohlbemerkt mit im Hotelzimmer befindet. Bzw., viel eher soll Sheppard diesen Fall lösen oder auch nicht, denn ein wahrer Ermittler ist er eben nicht, auch wenn er sich gerne so darstellt.

Auch die Betroffenen scheinen nicht zu wissen, wie sie in diesen Raum gelangt sind, was noch mehr das Misstrauen gegenüber den jeweils anderen schürt und als Leser*in fiebert man da absolut mit. Auch ich wusste nie so recht, welches Verhalten und welcher Gedankengang jetzt echt ist oder einfach nur gut gespielt? Die ersten Theorien kommen auf und werden wieder verworfen. Dass die Leiche Dr. Winter, der ehemalige Psychiater von Sheppard ist, macht das Ganze nicht einfacher. Sheppard verheimlicht dies aber, wie so viele anderen ihre Geheimnisse wohl auch, was einen beim Lesen dazu bringt, sich zu fragen, wie man sich selbst verhalten würde und für manche Züge auch Verständnis aufbringen kann.

Die Geschichte wird aus Sheppards Perspektive geschildert, wechselt aber zwischen dem aktuellen Geschehen und seiner Vergangenheit, was dem Geheimnis seiner Kindheit auf die Spur geht, allerdings bis zum Schluss hin ein Rätsel bleibt. So sehr ich die Mischung auch mochte, hatte ich das Gefühl, dass ein paar Einspieler auch anders besser hätten genutzt werden können. Auch die anderen Charaktere hätten noch mehr Tiefe erhalten und es hätte mehr Reibungen untereinander geben können, was dem Spannungsaufbau noch mehr Dampf verliehen hätte, aber das ist sicherlich Geschmackssache. Mit dem Ende war ich dadurch auch nicht ganz so zufrieden, so war mir das Ausmaß der Auflösung einfach zu groß, was mit einer vorherigen intensiveren Aufarbeitung nicht hätte sein müssen und manchmal ist weniger auch einfach mehr, um es noch ein wenig realistisch zu halten.

Escape Room von Chris McGeorge hat mir in der Umsetzung des Settings genau das geboten, was ich mir schon oft von Thrillern mit dieser Thematik gewünscht, aber nie bekommen habe. Atmosphärisch und spannend läuft hier ein Wettkampf gegen die Zeit, der interessante Lesestunden bietet, trotz kleiner Kritikpunkte. Auf jeden Fall ein sehr gelungener Thriller, perfekt für zwischendurch.

KAUFEN!

AUCH REZENSIERT VON: Krimi Couch | Mona liest | Kathrieneverdeen | Lesetiefe | Lieblingsleseplatz | World of Books and Dreams

Kommentar verfassen