Rezension | Gannibal 1

Rezension | Gannibal 1

Titel: Gannibal 1 |  Autor*in: Masaaki Ninomiya | Übersetzer*in: Martin Bachernegg |  Illustrator*in: Masaaki Ninomiya |  Verlag: HayabusaErscheinungsdatum: 28.03.2023  |  Seitenzahl: 224 | Altersempfehlung: ab 16

Band 1 :

Grafisch anspruchsvoll, erzählerisch ausgeklügelt und eine permanent bis zum Bersten gespannte Atmosphäre machen GANNIBAL zu einer pechschwarz funkelnden Perle des Horror-Genres.

Daigo Agawa, ein junger Polizist, wird mitsamt seiner Frau und Tochter in ein abgelegenes und verschneites Bergdorf versetzt. Die Dorfbewohner nehmen die dreiköpfige junge Familie herzlich in den Kreis ihrer Gemeinde auf, doch der Tod einer älteren Dorfbewohnerin lässt Daigo an der freundlichen Fassade der Einheimischen zweifeln…

Bedrohlich, atmosphärisch und eiskalt.

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Als ich diesen Titel in der Vorschau entdeckt habe, wusste ich gleich, dass ich mir diese Story auf keinen Fall entgehen lassen kann!

Hanni…äh, Gannibal!

Der kleine Wortwitz im Titel ist hier natürlich nicht ohne Grund gewählt und auch das Cover lässt schon so einige Schlüsse aufkommen.
Daigo Agawa ist gemeinsam mit Frau und Tochter frisch im abgelegenen Bergdorf angekommen und möchte hier die Nachfolge als Polizist antreten. Sein Vorgänger ist spurlos verschwunden und scheinbar kurz davor auch psychisch ein wenig labil geworden, zumindest behaupten das die Gerüchte. Danach hat er was von Menschenfressern geredet – aber das kann doch gar nicht sein, oder?
Als Leser*in wissen wir es natürlich besser und wenn wir ehrlich sind hoffen wir auch darauf. Die merkwürdige Dynamik der Dorfbewohner*innen lässt allerdings auch nicht viele Zweifel aufkommen, wie man da nicht direkt wieder umkehrt, erschließet sich mir nicht wirklich, aber ok.

Ein paar wenige scheinen zwar ganz umgänglich und freundlich, doch spätestens die Familie Goto, die man schon eher als Redneck-Clan beschreiben könnte, entscheidet hier ganz klar, wo es lang geht und welche Regeln herrschen – ihre eigenen.
Wo Daigo noch hin und her gerissen ist, ob er sich mit denen eher gutstellen oder lieber auf Abstand gehen soll, ist seine Frau wesentlich entschiedener in ihren Vorstellungen, was allerdings nicht ausreicht.
Zuerst sind die Situationen und Begegnungen vielleicht noch komisch und unangenehm, doch relativ schnell wird klar: LAUF, JUNGE! Also wirklich. In einem Horrorfilm hätte Daigo die ersten zehn Minuten nicht überstanden.

Zeichnung @Masaaki Ninomiya | Hayabusa

Unangenehm, aber großer Kick fehlt noch

Eigentlich muss ich Masaaki Ninomiya hier echt zugute halten, dass der Aufbau sehr gelungen ist und die Story sich gut entwickelt (wenn ich manches auch zu offensichtlich fand) – daher kann ich gar nicht genau sagen, was mir gefehlt hat, aber der große Kick war noch nicht da.
Daigo verscherzt es sich zunehmend mit den Gotos, sodass auch seine Familie darunter leiden muss und auf einmal taucht auch noch die Tochter seines verschwundenen Vorgängers auf, die die Gerüchte der „Menschenfresser“ noch untermauert, wodurch dem jungen Polizisten nichts anderes übrig bleibt, als doch die Ermittlung gegen die Gotos aufzunehmen.

Die Grundstory ist daher überhaupt nicht unstimmig, doch das Setting vom ersten Moment an so unangenehm, dass ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte, wieso die Familie Agawa nicht gleich wieder flüchtet, gerade, weil es auch in der kleinen Familienkonstellation ein paar kleine Probleme gibt. Die Gotos sind ihrem Auftreten nicht nur absolut gruselig, sondern auch erschreckend authentisch, auch wenn ich dieses Auftreten wahrscheinlich eher Amerika zugeordnet hätte – ich bin halt leider auch nicht frei von Vorurteilen, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. Obwohl der Spannungsaufbau durchweg da ist, spitzt es sich gerade zum Ende hin natürlich nochmal ordentlich zu und ich bin definitiv neugierig wie es weitergeht. Merke aber daran, dass sich meine Neugier in Grenzen hält, der Funke noch nicht so richtig übergesprungen ist.

Zeichnung @Masaaki Ninomiya | Hayabusa

Das kleine Wortspiel hat seinen Grund und wer mit Kannibalismus auch beim Lesen nicht in Berührung kommen will, sollte nicht zu dieser Manga Reihe greifen. Wer aber auf erschreckend realistischen Horror steht, sollte definitiv mal einen Blick in „Gannibal“ werfen, denn bereits der erste Band hat es schon gut in sich.

KAUFEN!

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