Rezension | Ganz gewöhnliche Monster von J M Miro

Rezension | Ganz gewöhnliche Monster von J M Miro

Titel: Ganz gewöhnliche Monster | Originaltitel: Ordinary Monsters – Talents Book 1 | Autor*in: J M Miro | Übersetzer*in: Thomas Salter | Verlag: Heyne | Erscheinungsdatum: 13.10.2022 | Seitenzahl: 800

England am Ende des 19. Jahrhunderts: Es ist Nacht, eine junge Dienstmagd ist auf der Flucht vor der Rache ihres Herrn. Mit allerletzter Kraft schafft sie es, sich in den Waggon eines Güterzugs zu retten – nur um dort eine Entdeckung zu machen, die ihr Leben für immer verändern wird: ein Baby, dessen Haut in einem blauen Schimmer leuchtet. Damit beginnt ein Abenteuer, das von England in den Wilden Westen bis nach Tokio und an die Grenzen des Vorstellbaren führt. Ein Abenteuer voll Magie, Wunder und tödlicher Geheimnisse …

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Eher aus Zufall bin ich über diese Neuerscheinung gestolpert und habe mich dann umso mehr gefreut, dass ich es mir nicht entgehen lassen habe!

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll

Dass eine Geschichte mit über 800 Seiten so einiges zu bieten hat, ist sicherlich keine Überraschung und dennoch weiß ich hier gar nicht, wo ich am besten starten soll.
Die Reise beginnt Ende des 19. Jahrhunderts mit einer jungen Dienstmagd auf der Flucht, die in einem Zug Wagon ein außergewöhnliches Baby findet: Marlowe. Hier beginnt ein junges Leben, das wir noch so einige Jahre begleiten werden und genau in diesem Tempo könnt ihr euch auch den Start der Story vorstellen. Das soll keineswegs heißten, dass es hier langweilig wird, doch J M Miro nimmt sich Zeit seinen vielschichtigen Charakteren gerecht zu werden, dazu ist es eine enorme Anzahl der Mitspieler hier und um den Überblick nicht zu verlieren, ist dieser Stil gar nicht mal schlecht gewählt. Dann gibt es noch den jungen Charlie, der ebenso übernatürliche Fähigkeiten besitzt oder nennen wir sie lieber Talente.

Talente – genau das ist es, wohinter Alice Quicke und Frank Coulton her sind. Auch, wenn sie zu Beginn noch nicht ganz erahnen können, welche Ausmaße ihre Mission annimmt, sind sie auf der Suche nach Kindern, die in der Gesellschaft als Außenseiter dastehen und die Schutz und Geborgenheit benötigen. Diese bringen sie dann ins Cairndale Intitut, das von Dr. Berghast geleitet wird, einem Mann, der mindestens so viele Geheimnisse hier aufwirft wie die anderen Charaktere.
Ihr erahnt schon ein wenig das Muster, die Grundidee ist alles andere als neu und erinnert ein wenig an eine Mischung aus den begabten Kindern von Ransom Riggs und Charles Xaviers Schützlingen. Doch anstatt dass die Idee abgedroschen einherkommt, findet sich hier der Start einer ganz besonderen Geschichte, die mit einem Fantasy Horror Genremix zu überzeugen weiß, vor allem aber mit…

Außergewöhnlichen Charakteren

J. M. Miro lässt seine Welt nicht nur in schwarz und weiß aufwarten, sondern arbeitet mit einer grandiosen Vielschichtigkeit. So habe ich nicht nur den Charakteraufbau und die Entwicklungen geliebt, es gibt an jeder Ecke Überraschungen, denn so richtig einschätzen kann man hier nur wenige.
Übernatürliche Fähigkeiten bedeuten oftmals auch Macht, zumindest in manchen Augen, wodurch die jungen Schützlinge auch die Aufmerksamkeit von ziemlich zwielichtigen gestalten auf sich ziehen, von denen nichts Gutes ausgeht. Doch auch hier wird eine Vorgeschichte beleuchtet, weshalb ich alle Charaktere unglaublich interessant fand.
Ein bisschen gemein ist es, dass die Fülle an Charakteren und die einst losen Fäden so einige Rückblenden hervorrufen, die oftmals die gerade erst aufgebaute Spannung wieder ein wenig verpuffen lassen. Doch genau diese geben auch einen viel besseren Einblick und verknüpfen hier ein paar lose Enden, sodass das Gesamtbild erst richtig stimmig wird. Ich würde nicht behaupten, dass man Sitzfleisch für diese Lektüre benötigt, denn das klingt viel zu negativ, aber man braucht schon Zeit und Aufmerksamkeit.

Und falls noch nicht wirklich klar geworden ist, wie mir dieses Buch gefallen hat: ich habe es wirklich geliebt. Ich stehe total auf atmosphärische und detailverliebte Geschichten und genau das bietet der Autor. Gerade auch die Zeit und der dazugehörige Touch erinnern auf der einen Seite ein wenig an Geschichten a la Holmes und Dickens, bieten aber auch eine enorme Reflektion der Zeitepoche und setzen sich mit Rassismus und der Unterdrückung der Frau auseinander, was keinesfalls aufgesetzt wirkt, sondern einem viel eher so manches Mal das Herz zerbricht.
Und da auch das Cairndale Institut seine dunklen Geheimnisse hat, gibt es für uns noch jede Menge zu entdecken, denn soweit ich verstanden hab, ist dies der Auftakt einer Trilogie und ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es hier weitergehen wird!

Ich weiß gar nicht, was ich genau hinter der Geschichte erwartet habe, doch J. M. Miro hat all meine Erwartungen übertroffen und bietet eine Geschichte, die ein wenig an Ransom Riggs begabte Kinder und das Institut von Charles Xavier erinnert – all das im 19. Jahrhundert, atmosphärisch und detailverliebt und trotz der bekannten Muster etwas komplett Neues und Einzigartiges!

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3 comments found

  1. Hallo Jill,
    erstmal danke für die Verlinkung, habe dich auch gerne bei mir verlinkt. 🙂
    Ich kann deiner Rezension nur zustimmen, das Buch ist wirklich toll und ich bin auch froh das ich das Buch entdeckt habe. Ich bin sehr auf die Fortsetzung gespannt.
    Liebe Grüße
    Diana

  2. Hi Jill,
    vielen Dank für die Verlinkung. 🙂 Obwohl ich fand, dass die Geschichte noch Luft nach oben hatte, bin auch ich gespannt auf die Fortsetzung.
    Liebe Grüße
    Marie

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