Rezension: Girlsplaining / Katja Klengel

Warum haben wir vor dem Wort “Vulva” mehr Angst als vor Voldemort? Müssen wir uns wirklich für unsere Körperbehaarung schämen? Wieso werden im Schulunterricht hauptsächlich männliche Autoren gelesen? Und warum sind die Geschlechterrollen bei Kinderspielzeug immer noch in den 1950er Jahren stecken geblieben?

In ihrer Comic-Kolumne “Girlsplaining” für das Online-Magazin “Broadly” versucht Katja Klengel diesen und weiteren Fragen auf den Grund zu gehen und erforscht dabei mit Humor und schonungsloser Offenheit auch ihre ganz persönlichen Ängste, Sorgen und vermeintlichen Unzulänglichkeiten – und was es bedeutet, im Jahr 2018 eine Frau zu sein.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Als ich bei der Vorschau vom Verlag diesen Titel entdeckt habe, habe ich mich sehr gefreut und war unglaublich gespannt auf die Umsetzung. Mir sind diese Themen ungemein wichtig, aber wie es nun einmal mit Geschmäckern so ist, finde ich es immer gar nicht so leicht etwas zu finden, das dem eigenen Empfinden gerecht wird.

Aller Anfang ist schwer

Gemeinsam mit Nicci habe ich mich in die Geschichte von Katja Klengel gestürzt, die nicht nur unglaublich ehrlich ist, sondern auch einfach lustig. Auf den ersten Seiten erklärt und zeigt die Autorin, wie sie ihren Weg gefunden hat und was alles dazu beigetragen hat diesen Comic zu veröffentlichen. Mit jeder Menge Humor und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen werden hier die Tatsachen auf den Tisch gepackt.
Wieso ist der weibliche Körper aufgebaut, wie er es nun einmal ist und wie setzen wir uns damit auseinander? Ist unser Körper nicht unsere Angelegenheit und wenn ja, wieso müssen wir uns dann diesbezüglich von anderen etwas vorschreiben lassen?

Jedes Mädchen, jede Frau wird sich hier zumindest in einzelnen Punkten wiederfinden – und dann?
Es ist keinesfalls so, dass man sich vor den Kopf gestoßen fühlt, sondern viel eher verstanden und auch über sein eigenes Verhalten schmunzeln muss.

Girlsplaining

Nicht werten, sondern aufklären

Was mich oftmals stört ist, dass es scheinbar zwei Seiten gibt. Die eine ist die, die einem zeigt, wie die Gesellschaft sich das Bild der Frau vorstellt und die andere ist die, die dagegen vorgeht. Was ich aber wesentlich erfrischender finde, ist der Ansatz von Katja Klengel sich nicht prinzipiell gegen alles stellen zu müssen, sondern Dinge einfach bewusst zu entscheiden oder zu tun, weil man sie eben machen will oder auch nicht. Unabhängig davon, wer was von einem erwartet. Wenn ich also entscheiden würde, dass ich meine Beinhaare nicht wegmachen möchte, dann ist das vollkommen in Ordnung und alles andere als eklig oder „unfraulich“. Ebenso kann ich sie aber auch wegrasieren und dennoch genauso emanzipiert wie vorher sein.

Das ist natürlich nur ein Beispiel von vielen. Wie sieht es mit Kinder kriegen aus, der Partnerwahl & Co.
Katja berichtet aus ihrem eigenen Leben und hat absolut vortreffliche Zeichnungen dazu parat, bei denen ich mehrmals laut lachen musste. Es war nicht nur ein sehr erfrischendes Leseerlebnis, sondern auch wirklich gute Unterhaltung.

Katja Klengel hat mit Gilsplaining das auf den Punkt gebracht, was Frauen beschäftigt und wohl auch jede in ihrem Leben begleitet. Ihre Erfahrungen und ihre Bilder klären nicht nur auf, sondern ermutigen noch viel mehr seinen eigenen Weg zu finden und hinter den getroffenen Entscheidungen stehen zu können. An all das wird mit einer Menge Humor rangegangen, Anspielungen auf Harry Potter, Sailor Moon, Buffy & Co., sodass es einfach die beste und ehrlichste Unterhaltung seit langem war – danke dafür!