Rezension | Kitaro 1
Titel: Kitaro 1: Kitaros Geburt | Autor*in: Shigeru Mizuki | Übersetzer’in: Gandalf Bartholomäus | Illustrator*in: Shigeru Mizuki | Verlag: Reprodukt | Erscheinungsdatum: 07.9.2021 | Seitenzahl: 192
Kitaro ist ein ganz und gar nicht gewöhnlicher Junge, auch wenn er auf den ersten Blick so aussieht. Er ist ein Geisterwesen, ein einäugiger Yokai und der letzten Nachkomme seines Volkes. Seine Holzsandalen werden mit Strahlenkraft angetrieben, und er kann sich in seine Umgebung einfügen wie ein Chamäleon. In seinen Abenteuern vermittelt er zwischen der Welt der Geister und der Welt der Menschen – und macht böse Dämonen unschädlich.
Kitaro ist die bekannteste Figur von Shigeru Mizuki, der seine Geschichten reich mit fantastischen Gestalten aus dem japanischen Volksglauben bevölkert. Vor beinahe fotorealistisch gestalteten Landschaften finden sich grotesk überzeichnete Figuren: So wird das Unheimliche mit dem Komischen verbunden.
Inspiriert von einem Kamishibai (Papiertheater)-Bühnenstück begann Shigeru Mizuki 1959 mit der Arbeit an “Kitaro”. Von der Zeitschrift “Shonen” aufgegriffen, war die Serie schnell beliebt bei Jung und Alt. Mehrere Zeichentrickserien sowie zahlreiche Videospiele und Filme widmeten sich den Abenteuern des einäugigen Monsterjungen. Die Bedeutung von “Kitaro” für die japanische Kultur – weit über den Manga hinaus – kann nicht genug betont werden. Ohne Shigeru Mizuki wäre der Erfolg der Pokémons so wenig vorstellbar wie die Popularität Hayao Miyazakis und seiner Filme wie “Mein Nachbar Totoro” oder “Prinzessin Mononoke”.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Tatsächlich wäre dieser kleine Meilenstein mir vollkommen unter dem Radar geblieben, wenn ich ihn nicht beim Pressesalon erhalten hätte – und dabei passt dieser Mange gerade jetzt so gut!
Skurril und doch…normal?
Wie der Titel vom ersten band schon verrät kommen wir erst noch zu unserem kleinen Helden und erfahren erst einmal etwas zu seiner Vergangenheit. Eher durch einen Zufall stößt der Angestellte Mizuki auf einen Skandal nach einer Bluttransfusion, denn die Empfängerin ist nun nicht mehr menschlich oder gar lebendig, sondern scheint sich in einen Yokai, in ein Geisterwesen verwandelt zu haben. Um seiner Pflicht nachzukommen, möchte er dem Ganzen auf die Spur gehen und entdeckt so ein krankes Yokai-Pärchen – da diese beiden aber ein Kind erwarten, verspricht er ihnen eine Schonfrist. Doch leider kommt es anders als geplant und die beiden versterben und so ist der kleine Kitaro der letzte Yokai und ziemlich einsam in dieser Welt.
Auch, wenn Kitaro bei nicht genauerem Hinsehen doch sehr menschlich erscheint, ist er eben genau das nicht. Sein eines Auge ist zwar schon verräterisch, doch vor allem sein Wesen passt nicht so wirklich zu dem der Menschen zu passen. So wird der kleine Junge zwar erstmals aufgenommen, doch wirklich glücklich scheint damit niemand.
Ich fand es absolut erstaunlich, wie all das auf der einen Seite so mysteriös, neu und auch ziemlich skurril war, auf der anderen Seite aber auch sehr normal gewirkt hat.
Ich glaube, dass auch genau da der Punkt liegt, weshalb dieser Manga bereits ab 12 empfohlen wird, obwohl hier auch so einige Horror-Elemente enthalten sind – die ganze Geschichte wird von einer kindlichen Naivität begleitet, wie man sie nur selten in so einer Kombination erlebt.
Abgedrehte & schaurige Abenteuer
Doch auch ältere Leser*innen kommen hier auf ihre Kosten! Wer nach einer kleinen Grusel Geschichte sucht oder auch einfach großes Interesse rund um die Yokai Legenden hat, der wird hier ebenso fündig.
Nachdem Kitaro sich nämlich von seinen „Pflegeeltern“ trennt und an seiner Seite ein Augapfel, ja richtig, der den Geist seines Vaters enthält – JA RICHTIG – zieht es ihn eher zu seinen Wurzeln.
Doch hier hört das Abenteuer noch lange nicht auf, denn es beginnt gerade erst. Auf seinem weiteren Weg begegnet er immer mehr anderen Geisterwesen und Monstern, die es auf die Menschheit abgesehen haben.
Und ebenso auch auf unverhoffte Begleiter, die genauso viele Überraschungen parat haben wie er.
Auch der Zeichenstil war für mich neu, bzw. die Mischung. Denn zwischen Cartoon und Realistisch ist hier alles mit enthalten und bewirkt eine tolle Wirkung. Manche Szenen erscheinen vielleicht eher einfach, doch das Gesamtbild macht es hier aus. Die Episoden bauen nicht immer unbedingt aufeinander auf, lesen sich aber dennoch sehr gut hintereinander weg. In meinen Augen nicht nur ein toller Klassiker, sondern zeitgleich auch sehr viel Frische und ein wirklich starker Auftakt. Somit bleibe ich an der Reihe auf jeden Fall dran und kann sie euch nur weiterempfehlen.
Mit den Abenteuern rund um Kitaro hat Shigeru Mizuki nicht nur den Kult um die japanische Yokai Legende gepusht, sondern verschafft den Leser*innen auch ein fantastisches Leseabenteuer für jung und alt.
Trotz der Horror-Elemente wird die Story mit einer pragmatischen Leichtigkeit geschrieben, die alle Altersgruppen anspricht und für jeden einen anderen Reiz bietet – gerade zur schaurigen Jahreszeit eine Story, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
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