Rezension | Laura

Rezension | Laura

Titel: Laura und andere Geschichten |  Autor*in: Guillem March | Übersetzer*in: Silvano Loureiro Pinto |  Illustrator*in: Guillem March |  Verlag: Cross CultErscheinungsdatum: 17.04.2023  |  Seitenzahl: 104

Der Comic, mit dem Guillem March von sich reden machte.

In dieser Momentaufnahme aus dem Leben und den Gedanken der 20-jährigen Laura erzählt Guillem March in der einfühlsamen und wunderschön illustrierten Weise, die ihn so auszeichnet, vom Schmerz einer unerwiderten Liebe und nagendem Selbstzweifel: Kann es sein, dass mit ihr etwas nicht stimmt? Oder muss Laura sich damit abfinden, dass junge Liebe nun einmal so ist? Und was, wenn sie einfach versucht, den Schmerz zu verarbeiten und ihr Leben weiterlebt?

Marchs Umgang mit seinen Figuren ist stets eingehend und respektvoll, und sowohl in den Dialogen als auch den Zeichnungen ungemein realistisch.

Noch vor seiner Arbeit an Batman, dem Serien-Hit Joker, ja noch vor Harley Quinn und KARMEN, war es die Geschichte von LAURA, die die Comicwelt auf Guillem March aufmerksam werden ließ. Bereichert wird dieser Band zusätzlich durch Kurzgeschichten und Skizzen, die Einblick in den Schaffensprozess dieses Ausnahme-Autodidakten gewähren.

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Nachdem mich der Künstler mit „Karmen“ absolut begeistert zurückgelassen hat, war ich unglaublich gespannt auf den neuen Comic.

Die Sache mit der Liebe

Ich muss gestehen, dass Guillem March durch „Karmen“ meine Erwartungen ziemlich hochgeschraubt hat und so bin ich voller Vorfreude an den Comic herangegangen. Laura steckt mitten im Gefühlschaos, denn sie hat sich in ihren Freund Marcos verliebt, was allerdings deren Freundschaft in die Quere kommt und im Nachhinein eher dafür sorgt, dass die beiden sich immer mehr voneinander entfernen. Laura kann ihre Gefühle nicht runterschlucken, Marcos hat diese aber nicht – ein Szenario, dass sicherlich schon einige von uns durchlebt haben und durchaus schmerzhaft sein kann. So passt es, dass die Rollen hier von jungen Erwachsenen eingenommen werden, die auf der einen Seite mitten im Leben sind, nur eben teilweise noch auf der Suche nach ihrem eigenen Platz.

Laura ist ein ziemlich unsicherer Charakter und somit das genaue Gegenteil von Elene, ihrer besten Freundin. Als diese versucht sie aus ihrem „Loch“ herauszuholen und sich von Partys ein wenig ablenken zu lassen, kommt aber mehr oder weniger der nächste Rückschlag.
All die Gefühle und unterschiedlichen Wahrnehmungen greift Guillem March durchaus gut auf, doch leider haben mich persönlich die Charaktere einfach nicht so angesprochen, bzw. konnten einfach keine großen Sympathiepunkte bei mir sammeln.

Zeichnung @Guillem March | Cross Cult

Die Perspektive einer Frau

Interessant finde ich es auch, dass der Künstler ein Faible dafür hat, immer wieder weibliche Charaktere zu konstruieren. Hier muss ich allerdings sagen, dass ich trotz der Feinfühligkeit in manchen Situationen, mehr Sensibilität im Gesamtwerk gerne gesehen hätte.
Die Frauen schneiden hier charakterlich keinesfalls schlecht ab, und werden nicht (vor)verurteilt, allerdings wird hier optisch schon ein Statement gesetzt, dass den teils sehr unsicheren Charakteren nicht ganz gerecht wird – bzw. viel eher nicht den Eindruck erweckt, dass jede Person, auch normschöne, unsicher sein können, sondern viel mehr, dass selbst die dargestellten Charaktere ruhig unsicher sein können.

Die Geschichte um Laura bleibt hier aber nicht die einzige Story, zum Entdecken – in dieser deutschen Ausgabe finden sich im Anschluss auch noch viele Einblicke in das Leben des Künstlers und rund um die Hauptstory selbst. Definitiv interessant und sicherlich im Gesamtschnitt kein schlechter Comic. Durch „Karmen“ hatte ich nur einfach etwas anderes erwartet – so ist es leider, mit den Erwartungen.

Zeichnung @Guillem March | Cross Cult

Guillem March zeichnet sich auch hier wieder durch ein paar außergewöhnliche Ansätze aus, das Gesamtpaket konnte bei mir im Vergleich zu „Karmen“ aber leider nicht die gleiche Begeisterung auslösen. Wobei die inhaltlichen Ansätze eben auch hier wieder sehr viele Denkanstöße geben und einen Fokus darauf legen, welche Herausforderungen das Erwachsenwerden mit sich bringen.

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