Rezension | Luther Strode
Titel: Luther Strode – Gesamtausgabe | Autor*in: Justin Jordan & Tradd Moore | Illustrator*in: Tradd Moore & Felipe Sobreiro (Farben) | Übersetzer*in: Christian Heiss | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 13.06.2022 | Seitenzahl: 544
Vom Nerd zur Kampfmaschine
Luther Strode ist ein Nerd wie er im Buche steht – bis er auf der Rückseite eines alten Comics die Anzeige für einen Trainingskurs entdeckt, den er sich kurzerhand bestellt. Was ihm schlussendlich geliefert wird ist nicht etwa nur ein Trainingsplan, sondern die Anleitung eines Mordkults, der so alt ist wie die Menschheit selbst. Diese Anleitung enthält alles, was sie verspricht – und noch viel mehr!
Luther soll zu einer Legende werden, die Verbrecher und Bösewichte in Angst und Schrecken versetzt. Doch böse Menschen halten selten die Füße still und setzen nun auch in dieser Story alles daran, zurückgeschlagen: Aus dem Jäger wird plötzlich der Gejagte! Wird es Luther gelingen, neue Verbündete zu finden und sich seinen Feinden siegreich entgegenzustellen?
Geschrieben von Justin Jordan (SUMMONER´S WAR LEGACY, THE FAMILY TRADE) und gezeichnet von Tradd Moore (VENOM, SECRET WARRIORS, DEADPOOL) liefert LUTHER STRODE packende, gnadenlose Metzel-Action, die sich gewaschen hat.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Auch, wenn ich gestehen muss, dass ich vorher noch gar nichts vom Comic gehört habe, war ich gleich Feuer und Flamme als ich die Gesamtausgabe entdeckt habe!
So. Viel. Action.
Dieser Comic durfte neulich mein „kleiner“ Zugbegleiter sein und ich hätte mir keinen besseren dafür schnappen können! Die Geschichte ist zwar weit mehr als eine typische Superheld*innen Story – hat aber eben ihren Ursprung genau darin.
Der junge Luther entspricht einem Bilderbuch-Nerd der amerikanischen Szene, ist eher ruhig, hat seinen einen besten Freund und ist ansonsten unbeliebt, liest gerne Comics und leider ist er auch ein Magnet für die fiesesten Mobber an der Schule. Ob nun aus der Popkultur oder aus eigenen Erfahrungen, wir wissen alle, was als nächstes kommt: der Wunsch zum Ausbruch.
Bei Luther geschieht dieses eher ruhig und schleichend. So entdeckt er die Anzeige für das Buch „The Hercules Methode“, glaubt zuerst weniger, hofft dafür umso mehr und hält sich an die Ratschläge.
Als Leser*in kann man die Veränderungen schneller und besser wahrnehmen: denn aus dem schmächtigen Jungen wird immer mehr Muskelprotz und daraus bezieht er auch ein neues Selbstbewusstsein. Eine neue Schikane (nett formuliert) und Luther steckt nicht mehr ein und auf einmal beginnt die brutale Reise. Hier auch schon einmal als kleine Vorwarnung: in diesem Comic wird was Gewalt angeht so richtig Gas gegeben. Nicht verherrlicht, aber definitiv ausgeschöpft.
Luther hingegen kann es immer noch fast nicht glauben, ebenso wenig sein bester Freund und selbst sein Schwarm Rita kommt ihm langsam näher. Doch seine Kräfte will er nicht nur für sich nutzen und macht sich ganz Superheld*innen-like auch nachts auf den Weg um Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Tja, wer hätte es gedacht – da gibt es auch ein paar Menschen, die davon nicht profitieren und sich ziemlich an seinem Auftreten stören.
Die Schattenseiten
Auf der einen Seite erinnert Luther Strode mit all den typischen Aspekten des Genres so sehr an bekannte Geschichten, auf der anderen Seite räumt dieser Comic aber auch genau mit diesem genre ein bisschen auf, ohne es an den Pranger zu stellen.
Auch andere Superheld*innen mussten schon harte Schicksalsschläge wegstecken, hatten aber doch meist noch Hoffnugnen, in dieser düsteren Interpretation scheint das Licht am Ende des Tunnels doch aber mehr als nur in weiter Ferne.
Denn nicht nur die Kriminellen der Stadt haben es auf Luther abgesehen und bedrohen seine Liebsten, sondern auch der Ursprung des eigentlichen „The-Hercules-Methode“. Der Mordkult, der dahinter steckt hat eine klare Mission, der er sich nun auch verschrieben hat. Aber was, wenn er das gar nicht will?
Zwischen den einzelnen Heften gibt es doch auch immer gehörige Zeitsürunge, die auch eine erstaunliche Entwicklung der Charaktere mit sich bringen. Gerade Luther wirkt immer überzeichneter und übermenschlicher – doch auch das Umfeld passt sich dem ab und driftet immer weiter aus der Realität, ohne aber zu abgedreht zu werden. Dass die Geschichte sich doch so anders entwickelt, war für mich zuerst ein wenig gewöhnungsbedürftig, bringt aber so grandiose Aspekte mit sich, dass man sich einfach darauf einlassen muss.
Luther hinterfragt so einiges und nimmt nicht nur an Muskeln, sondern auch an Erfahrungen und Weisheit zu, was ihn immer weiter zum Kern des Ganzen treibt und den Leser*innen eine außergewöhnliche Reise bietet. So ganz kann ich diesen Comic immer noch nicht in Worte fassen, doch so viel: KAUFT. DIESEN. COMIC.
Luther Strode hat mich von der ersten Seite an gepackt und einfach nicht mehr losgelassen. Meine Erwartungen wurden bei weitem überstiegen, unfassbar großes und grandioses Kino. Auf der einen Seite eine Hommage an das Superheld*innen Genre, auf der anderen Seite räumt der Comic aber auch ein bisschen damit auf und liefert eine ziemlich blutige und fesselnde Unterhaltung!
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Phantastik News